Demonomicon (v.4.0)

Die Dämonenlords herrschen eisern über die unendlichen Ebenen des Abgrundes, Heimat von chaotischen, sich selbst zerfleischenden, brutalen Horden, die nur Hass und Gewalt kennen. Damit sind sie die perfekten Antagonisten für epische Geschichten über die Grenzen der materiellen Ebene hinaus in die Weiten des elementaren Chaos und des Abgrundes. Das „Demonomicon“ ist ein „D&D“-Handbuch für den SL, das Dämonen und die Abyss behandelt.

von Visionär

 

Ein riesiger geierähnlicher Dämon, ein Vrock, blickt einen mit blutroten Augen vom Cover aus an, in seinem Klauen trägt er den Leichnam – oder lebt sie gar noch? – einer unglücklichen Abenteurerin. Ihr Blick ist nicht minder verstörend. Darüber prangen das „Dungeons & Dragons“-Logo und der Titel des 160 Seiten starken Hardcover-Buches „Demonomicon“. Die Innenillustrationen sind in Farbe und von guter Qualität. Das Layout ist in der klaren Linie von „D&D“ in der 4. Edition gehalten und sehr gut lesbar. Es gehört in die „grüne Reihe“ von „Dungeons & Dragons“, in der vorher auch die beiden Bände des „Draconomicon“ und der Untotenband „Open Grave“ erschienen sind, also Bücher, die den Fokus auf eine Monstergattung legen.

Das „Demonomicon“ umfasst drei Kapitel: „Demon Lore“, „The Abyss“ und „Demons“. Das erste Kapitel sammelt alle möglichen regel- oder settingrelevanten Informationen über Dämonen. So beginnt es mit der Geschichte über die Erschaffung des Abgrundes im Elementaren Chaos sowie der Entstehung der ersten Dämonen. Die Geschichte um den mysteriösen Gott Tharizdun und die Obyrithen wird aufgeklärt, die Physiologie und die Gesellschaftsstruktur der Dämonen werden dem Leser nähergebracht und man findet einige praktische regeltechnische Details. „Demon Themes“, mit denen sich Kultisten und Diener der Dämonenlords je nach den Eigenschaften ihres Herrn anpassen lassen, und die dämonischen Fallen ergänzen die Trickkiste des Spieleiters. Ich bin auch ein Freund von ausgearbeiteten „Skills Challenges“; so findet man hier Regeln dazu, wie man Dämonen beschwört und dann mit ihnen verhandelt oder wie man eine Dämonenbeschwörung durch Kultisten unterbricht.

„The Abyss“ ist eine Regionalbeschreibung des Abgrundes. Zunächst wird eine generelle Übersicht geliefert, bevor einige Unterebenen, von denen es ja unendlich viele gibt, en détail vorgestellt werden. Dies sind die Ebene der Tausend Portale, die an alle anderen Orte des Abgrundes führt und vom geflügelten Dämonenlord Pazuzu regiert wird, der „Blood Rift“ mit der Stadt Morglon Daar, Azzagrat mit seinen Wäldern aus Vipernbäumen, die „Iron Wastes“ in denen der Riese Kostchtchie das Auge von Veshvoriak hütet, „Abysm“ mit seinem gigantischen Blutsee und das Reich von Oublivae sowie „The Barrens“, in der sich die Ruinen jeder Stadt finden. In Kürze werden dann noch weitere Unterebenen skizziert sowie eine tabellarische Übersicht aller bekannten Ebenen gegeben, die man teilweise im „Dragon Magazine“ oder dem „Manual of the Planes“ nachlesen kann. Den Abschluss des Kapitels bilden zwei sogenannte „Demonic Delves“, also Kurzabenteuer aus zwei bis vier Begegnungen, die in einer Sitzung gespielt und vom SL bei Bedarf erweitert werden können.

Das letzte Kapitel „Demons“ ist eine Monstersammlung. In der gewohnt klaren und genialen Weise werden die „Stats“ für 45 neue Gegner präsentiert. Dies sind zum großen Teil alte Bekannte aus vorangegangenen Editionen wie den „Piscodemon“, den „Rutterkin“ oder die „Armaniten“. Die Werte von vier Dämonenlords, nämlich Pazuzu, Kostchtchie, Oublivae und Zuggtmoy werden hier ebenfalls aufgeführt.

Mit 100 Seiten reinen Hintergrundinformationen und 60 Seiten Monsterwerten hat man hier ein sehr ausgewogenes Verhältnis von Material für den Rollenspielteil und den Kampfanteil im Spiel. Das Buch ist für SL, die die Kosmologie und die Ebenen jenseits der materiellen Welt interessieren, sehr spannend zu lesen und erweitert die Bücher „Manual of the Planes“ und „The Plane Below: Secrets of the Elemental Chaos“. Man wird die beiden letztgenannten Bände jedoch unbedingt brauchen, um vollen Gebrauch vom „Demonomicon“ zu machen. Denjenigen, die die vorangegangenen Editionen kennen, wird vieles schon irgendwie bekannt sein. Auch können 160 Seiten leider nicht mit dem Umfang der „Planes of Chaos“-Box aus Zeiten von „AD&D2“ mithalten, und so einiges ist recht ähnlich im „Fiendish Codex 1 – Hordes of the Abyss“ aus der Edition 3.5 von „D&D“ erschienen. Langjährigen Spielern wird das Buch also etwas kurz und redundant vorkommen, allerdings auf die neue Kosmologie von „D&D4“ und das neue Regelsystem übertragen – und damit wieder wichtig.

Fazit: Das „Demonomicon“ befasst sich mit einem speziellen Thema, nämlich Dämonen, und damit gehört es nicht zu den essentiellen Büchern des Spiels. Es ist allerdings sehr gut und phantasievoll geschrieben, führt die Geschichten aus der „D&D“-Kosmologie weiter und ist eine Fundgrube für Kampagnen, in denen Dämonen eine tragende Rolle spielen. Von mir gibt es als „D&D“-Veteran 4/5 Punkten, da vieles schon genauer in anderen Editionen zu finden war. Neulinge im „D&D“-Universum dürfen einen Punkt zur Höchstnote 5/5 draufgeben.


Demonomicon
Quellenbuch
Mike Mearls
Wizards of the Coast 2010
ISBN: 978-0-7869-5492-6
160 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 29,95

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