Dawn of Destruction

Das 64 Seiten starke Abenteuer für das OGL-Rollenspiel "Lone Wolf" von Mongoose Publishing entführt die Spieler nach Toran, eine der wichtigsten Städte im nördlichen Sommerlund. Das Einstiegsabenteuer wurde speziell für Charaktere der 1 Stufe geschrieben und beschäftigt sich ungefähr die Hälfte der Zeit mit deren Einführung. Dabei wurde in Bezug auf die eigentliche Handlung des Abenteuers für jede Charakterklasse aus dem Regelbuch ein eigener Plot entworfen, der den jeweiligen Spieler nach Toran führt.

von Dominik Cenia

 

Jedem Charakter eine eigene Einführung zu spendieren, ist mit Sicherheit eine recht löbliche Idee, verlangt aber von dem Spielleiter auch eine entsprechend ausführliche Vorbereitung. Außerdem kann es für die anderen Spieler zu Beginn recht ermüdend sein, nur der Einführung ihrer Mitspieler zu lauschen.

Es bietet sich also an, die einzelnen Einführung mit den Spielern einzeln oder paarweise durchzuspielen. Ein geschickter Spielleiter kann natürlich auch versuchen, durch einen regelmäßigen Wechsel der Schauplätze alle Einführungen gleichzeitig abzuhandeln. Hier muss wohl jeder Spielleiter seinen eigenen Mittelweg finden, um mit "Dawn of Destruction" glücklich zu werden.

Sind dann endlich alle Spieler in Toran versammelt, reißt die Action nicht mehr ab. Bei dem Versuch, Toran vor einem magischen Angriff durch Anhänger der Darklords zu retten, müssen sich die Spieler durch die Straßen einer völlig in Panik geratenen Stadt kämpfen. Viele kleine und große Heldentaten müssen vollbracht werden, um schließlich das Finale im Hafen von Toran zu bestehen. Den Spielern wird dabei eine scheinbare Freiheit vorgegaukelt, doch insgesamt ist das Abenteuer ziemlich linear geraten.

Die Spieler haben keine große Möglichkeiten, die Ereignisse großartig zu beeinflussen, und sind eher gezwungenen, die einzelnen Kapitels des Abenteuer nur durchzustehen. Die einzelnen Spielsituationen erscheinen zu episodenhaft und sind zu sehr darauf gemünzt, jeder Charakterklasse sein persönliches Highlight zu liefern. Für ein Einstiegsabenteuer ist diese Idee nicht schlecht und es unterstreicht auch durchaus den heroischen Charakter des "Lone Wolf"-Rollenspiels. Doch irgendwie muss man sich am Ende die Frage stellen: Ist es das schon gewesen?

Das Abenteuer endet sehr plötzlich und der Endkampf ist, ehrlich gesagt, ziemlich ereignislos angesichts der Tatsache, dass die Spieler gerade den halben Order of the Crystal Star gerettet haben. Schade, hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Auch die vorgefertigten Charaktere, für die sich die Spieler entscheiden können, sind ein wenig zu stereotypisch geraten. So entspricht das Abenteuer alles in allem bei Weitem nicht dem Charme der klassischen Solo-Abenteuer, in denen "Lone Wolf" seine Wurzeln hat.

Fazit: Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie kommen die Abenteuer von Mongoose nicht über ein durchschnittliches Niveau hinaus. "Dawn of Destruction" bietet zwar ein paar gute Aufhänger, um eine neue Gruppe einzuführen, unterm Strich bleibt aber anschließend von dem eigentlichen Abenteuer zu wenig übrig, um wirklich fesselnd zu sein. Die viel zu lineare Handlung und das harmlose Finale geben den Spielern nicht das Gefühl, wirklich an etwas Epischem beteiligt zu sein. Der Spielleiter zum Einstieg hat etwas mehr zu tun, da er in den anfänglichen Einführungen gut auf jeden einzelnen Spieler eingehen kann (und soll). In Toran selbst reicht es aber dann aus, die Handlung einfach wie vom Band abspielen zu lassen. Wem das reicht, der ist für ein bis zwei Spielsitzungen mit Sicherheit solide bedient.

Dieser Artikel erschien usprünglich auf www.x-zine.de


Dawn of Destruction
Abenteuer
Matt B. Carter
Mongoose Publishing 2004
ISBN: 1-904-85461-3
64 S., Softcover, englisch
Preis: $ 14,95

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