Cowboys & Aliens

Pommes und Mayo, Dick und Doof, Topf und Deckel, Dagobert Duck und sein Glückszehner – manche Dinge gehören einfach zusammen. Andere weniger, aber das ist ja noch lange kein Grund, sie nicht trotzdem aufeinander loszulassen. Vorhang auf für: „Cowboys & Aliens“.

von Bastian Ludwig

 

Handlung

Arizona 1873. Während eine Handvoll Siedler von einer Gruppe Indianer angegriffen wird, stürzt plötzlich ein gigantisches Raumschiff, vollgepackt mit Außerirdischen, zwischen den Kämpfenden ab. Die fremden Besucher erklären die Erde sogleich zu ihrem Eigentum, die Menschen sind für sie irgendetwas zwischen Ungeziefer und potenziellen Sklaven. Sie überfallen das Städtchen Silver City, um dort einen Peilsender aufzustellen, mit dem sie ihre Eroberungsflotte rufen wollen. Im Angesicht der Vernichtung verbünden sich Siedler und Ureinwohner. Ihnen bleibt nicht viel Zeit, um die Außerirdischen aufzuhalten.

Besprechung

„Cowboys & Aliens“ ist die Vorlage des gleichnamigen Blockbusters, dessen Titel in diesem Sommer fast jeden Kinogänger zumindest aufgefallen sein dürfte. Ich hab den Film zwar nicht gesehen und will mich dementsprechend mit einem Vergleich zurückhalten, wenn ich es aber richtig überblicke, hat dieser mit dem Comic nicht viel mehr als die Grundidee gemein. Die Charaktere von Daniel Craig und Harrison Ford gibt es nicht, und auch Handlungselemente wie Craigs Amnesie, Entführungen samt Experimenten durch die Aliens und überhaupt die Verwicklungen und Hintergrundgeschichten der Filmfiguren kommen im Comic nicht vor. Na ja, mit irgendwas müssen ja die nicht weniger als acht Autoren, die laut imdb.com an Story und Drehbuch mitgearbeitet haben, ihren Gehaltscheck rechtfertigen. Aus Marketinggründen verständlich, letzten Endes aber Etikettenschwindel, ist dann auch, dass Daniel Craigs Jake Lonergan das Cover dieser Ausgabe schmückt.

Schauen wir uns jetzt aber lieber mal an, was der Comic ganz unabhängig von seiner Filmadaption taugt. Los geht es mit einem Prolog, in dem die außerirdischen Invasoren gleichgesetzt werden mit den europäischen Eroberern Nordamerikas. Damit macht „Cowboys & Aliens“ schon zu Beginn ein dickes, narratives Fass auf. Und dessen Inhalt riecht nach großer Allegorie, Kritik an der kriegerischen Besiedlung der USA, am Imperialismus im Allgemeinen, nach Einblicken in das Wesen der Eroberung. Allein, der Prolog wird im Rest des Comics keine Rolle mehr spielen. Auch ein zweites großes Thema, Feinde verbünden sich im Angesicht einer größeren Bedrohung, wird nur angerissen, aber nie ausformuliert.

Was der Leser auf den nächsten hundert Seiten geboten bekommt, reduziert sich stattdessen auf nicht viel mehr als vier großen Kampfszenen (einmal Siedler gegen Indianer, dreimal Menschen gegen Aliens), unterbrochen von den wichtigsten Hintergrundinformationen, um die rudimentäre Handlung zusammenzuhalten. Für Charakterszenen ist kaum Platz und so bleiben unsere Helden blass. Noch schlimmer trifft es die Außerirdischen, die nicht mehr als gesichtloses Kanonenfutter sind und deren Motivation mit „alles erobern“ hinreichend beschrieben ist.

Okay, die Geschichte bleibt also hinter den Erwartungen zurück. Dann eben Arschgetrete; immerhin treffen hier ja Cowboys auf Außerirdische. Das muss doch Anlass genug für ein paar abgefahrene Shootouts sein. Leider nicht. Um einfach nur Spaß zu machen, fehlt es „Cowboys & Aliens“ an ein paar knackigen Sci-Fi-Ideen, die den Wilden Westen ordentlich durchwirbeln. Strahlenkanonen, eine nicht näher beschriebene, explodierende Substanz, eine Art Laserlasso, eine zum Wurfgeschoss umfunktionierte Datenplatte, fliegende Jetskies; das alles haut einen nicht gerade vom Hocker. Ein Sternchen gebe ich allein für einen Angriff mit durch die außerirdische Technologie zum Fliegen gebrachten Pferden.

Bleibt zuletzt noch die Optik. Der Prolog, gestaltet von Dennis Calero, ist düster, dramatisch und mit kompetenter Hand gezeichnet. Für die eigentliche Geschichte übernimmt dann Luciano Lima den Bleistift. Was man ihm zugute halten muss, ist das atmosphärisch umgesetzte Westernszenario. Die weite Prärie, Planwagen, ein kleines Silbergräberstädtchen samt stilechter Mine, Cowboys, Indianer; das passt. Weniger gefallen da die Aliens. Die Anführer der Invasoren sind eine deutlich uncoolere Kopie von Sarris aus „Galaxy Quest“, ihre Schlägerschergen sehen aus wie Marvels Juggernaut mit vier Armen. Limas Zeichnungen sind detailarm und flach. Auch hat er Panels und Erzählfluss nur mäßig im Griff. Nehmen wir die schon erwähnten fliegenden Pferde als Beispiel. Als Rettung in letzter Sekunde tauchen sie aus dem Nichts auf, kämpfen fünf Panels lang mit ihren Verbündeten am Boden Seite an Seite und dann … sind sie weg, einfach verschwunden, obwohl der Kampf noch nicht zu Ende ist. Sie werden nicht aus der Geschichte hinauserzählt, man sieht sie nicht mehr im Hintergrund oder gefallen am Boden liegen. Es ist so, als ob Lima einfach vergessen hätte, sie weiter in die Panels einzuzeichnen. Durch diese holprige Visualisierung vergeht einem dann der letzte Spaß an „Cowboys & Aliens“.

Fazit: Keine interessante Handlung, flache Figuren, langweilige Kämpfe und das Ganze auch noch schwach illustriert. Wenn ein Treffen von Cowboys und Aliens so aussieht, können sie meinetwegen künftig wieder getrennte Wege gehen.


Cowboys & Aliens
Comic
Andrew Foley, Fred Van Lente, Dennis Calero, Luciano Lima, Scott Mitchell Rosenberg
Panini Comic 2011
ISBN: 978-3-862011-94-0
110 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 14,95

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