von Dominik Cenia
Insgesamt fünf Geschichten, sowie eine Reihe von Fragmenten, Exposés und Entwürfen bilden den dritten und letzten Band dieser „Conan“-Gesamtausgabe. Laut Vorwort hat man damit, zusammen mit den Bänden 1 und 2, eine erstmalige und bis auf die letzte Notiz vollständige Gesamtausgabe aller „Conan“-Geschichten und Aufzeichungen, die von Robert E. Howard jemals geschrieben wurden. Nun, dass mit den „letzten Notizen“ wage ich mal zu bezweifeln. Aber es ist mit Sicherheit insgesamt gesehen eine einmalige und überaus reizvolle Gelegenheit, sich eine preisgünstige und weitgehend vollständige Sammlung von Robert E. Howards Schaffen rund um Conan zuzulegen. Schade nur, dass alle drei Bände im Paperback erschienen sind, denn eigentlich hätte eine derart vollständige Gesamtausgabe wirklich ein Hardcover verdient.
Doch genug von diesen bibliophilen Träumen – Fantasy-Fans sind ja bekanntlich wegen ihrer allgemein breit gefächerten Interessen (… in Sachen Fantasy zumindest) meist ohnehin knapp bei Kasse. Widmen wir uns daher lieber dem eigentlichen Inhalt des Bandes.
Drei der fünf Geschichten („Jenseits des Schwarzen Flusses“, „Aus den Katakomben“, „Der Schwarze Fremde“) zählen unter den Kritikern zu den besten Geschichten, die Robert E. Howard jemals geschrieben hat, auch wenn wieder einmal die für „Conan“ üblichen Stilelemente darin vorkommen. Erneut dreht sich alles um den ewigen Kampf zwischen der „harten barbarischen und wilden“ Lebensweise, und der „verweichtlichen“ Zivilisation. Insbesondere in „Jenseits des Schwarzes Flusses“ greift Howard das Thema kontrovers auf und verzichtet auf seine sonst so üblichen Stereotypen. Damit gehört die Geschichte wohl zu den realistischsten literarischen Werken des Autors.
„Aus den Katakomben“ bewegt sich dagegen auf einem völlig anderen Terrain. Der Verfall einer Zivilisation, einer isolierten und untergegangen Kultur, ist ein wunderbares Beispiel für Howards Kernidee, die in seinem Hyborischen Zeitalter steckt. Was man allerdings vor allem merkt: Howards Schreibstil hat sich in den vier Jahren seines „Conan“-Schaffens zunehmend verändert. Conan ist nicht mehr ein Mann karger Worte und auch seine Gegner sind nicht mehr das zweidimensionale Schwertfutter, das sie noch zu Zeiten der ersten Erzählungen waren.
Der dritte Teil der „Hyborischen Genesis“ im Anhang des Bandes vertieft außerdem noch die Hintergründe der einzelnen Geschichten, wobei sich dabei durchgehend eine tiefe und von dem Privatleben des Autors überschattete Depressivität herauslesen lässt.
In den vermischten Schriften, die etwas weniger als ein Drittel des Bandes einnehmen, findet der Leser außerdem noch weitere Fragmente, erste Entwürfe und Ideen, die eine gewisse Chronologie in die Abenteuer von Conan bringen. Zwar hat Howard vehement versucht, einen entsprechend chronologischen Ablauf von Conans Abenteuern zu vermeiden, aber mit den Jahren hat sich doch ein gewisser Weg vom Barbaren zum König abgezeichnet. Überaus interessant ist dabei Howards Brief an P. Schuyler Miller, der vor vielen Jahren zusammen mit John D. Clark die erste Bibliographie über Howards Werke verfasst hat.
Zwei Karten des Hyborischen Zeitalters am Ende des Buches rundet den Band schließlich ab. Es mag für den Verlag eine ehrbare Sache sein, die Karten nicht bis zu Unkenntlichkeit verkleinert auf eine Seite gequetscht zu haben. Aber aufgrund der Klebebindung ist es leider auch nicht viel besser, die Karten nun jeweils auf zwei Doppelseiten verteilt zu haben. Zwar erkennt man mehr Details, aber für eine vollständige Ansicht muss man den Hinterdeckel des Taschenbuches schon komplett aufklappen. Gerade für den Sammler von Taschenbüchern (und es ist immerhin eine Gesamtausgabe) nicht unbedingt die beste Lösung.
Vier hübsche Farbtafeln mit acht Illustrationen von Zeichner Gregory Manchess verleihen dem Band zu guter Letzt einen zusätzlichen Charme. Mir persönlich haben die Bilder von Gary Gianni aus dem vorherigen Band zwar besser gefallen, aber ist es immer wieder faszinierend, wie viele Künstler sich von dem Barbaren haben inspirieren lassen.
Fazit: Bis auf die Tatsache, dass die Kartenfrage noch nicht optimal gelöst wurde und dass man bei allen Bänden den Hardcover-Einband vermisst, ist der dritte Band durchgehend gelungen. Es tut einfach gut, eine so kompakte und einheitliche Gesamtausgabe im Regal stehen zu haben. Die drei Bände sehen trotz des Taschenbuchformats sehr schön aus und bieten für einen Gesamtpreis von 43 Euro mehr als genug Lesestoff, um für mehrere Wochen in Conans abenteuerliche Welt einzutauchen.
Conan (Band 3): Die Original-Erzählungen aus den Jahren 1934 und 1935
Fantasy-Roman
Robert E. Howard
Heyne 2007
ISBN: 3-453-52073-8
683 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 15,00
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