Conan 5 – Die Juwelen von Gwahlur & Die Töchter von Midora

Der fünfte Band der neuen „Conan“-Comic-Ausgabe von Panini beziehungsweise Dark Horse enthält neben einer fünfteiligen Miniserie von P. Craig Russell eine weitere dreiteilige Miniserie von Jimmy Palmiotti und Mark Texeira. Beide Geschichten spielen abseits der regulären Serie und zeigen einen deutlich erfahreneren und älteren Conan. Doch wie gut schlägt sich der Cimmerianer wirklich, nachdem Cary Nord und Kurt Busiek die Serie verlassen haben?

von Dominik Cenia

Mit guten Comic-Serien ist es oft wie mit guten Weinen. Erst mit der Zeit reifen sie zu wirklich vortrefflichen Jahrgängen heran. Doch leider gibt es auch manchmal Reinfälle. Und gerade wenn man glaubt, den richtigen Zeitpunkt zum Öffnen des Genusses gefunden zu haben, muss man feststellen, dass der ganze Spaß bereits „gekippt“ ist…

Ganz so schlimm ist es im neusten „Conan“-Band natürlich nicht. Doch ich muss gestehen, dass mein erster Eindruck überaus ernüchternd war. Minimalistisch – schlicht – geradlinig – drei Schlagworte, die durchaus auf die Zeichnungen von P. Craig Russell zutreffen können. Zwar ist Russell in der Branche kein unbeschriebendes Blatt, denn er hat bereits bei älteren „Elric of Melnibone“, „Dr. Strange“ oder Neil Gaimans „Sandman“ sein Können bewiesen. Aber es fällt mir schwer, ihm die brachiale Gewalt, die nordische Wildheit, die Freiheit und Unabhängigkeit eines Conan von Cimmeria abzukaufen. Zu jugendhaft wirken bei ihm Körperbau, Haltung und Gesichtsausrücke des Barbaren. Oft passen Winkel und Perspektive nicht völlig zueinander. Leicht verschoben und doch oft sehr geradlinig und einfach in Szene gesetzt, fällt es dem Leser schwer, hier Anknüpfungspunkte an Cary Nords Barbaren oder an einen Conan aus „Savage Sword“-Zeiten zu entdecken.

Allerdings vermag Russels Geschichte an sich zu fesseln, denn „Die Juwelen von Gwahlur“ gehört eindeutig zu jenen Abenteuern des Barbaren, die etwas „cthuloides“ an sich  haben. Conan tritt, hier bereits als erfahrener Krieger, am königlichen Hofe in Keshan (im Osten von Kush) ein, und versucht als Feldherr und General das Vertrauen des Königs zu erschleichen. Conans eigentliches Begehren sind allerdings die „Zähne von Gwahlur“, eines legendärer Schatzes, verborgen in einer alten verlassenen Stadt. Nur die Priester am Hofe des Königs wissen genau, wo dieser heilige Schatz versteckt sein soll. Doch neben Conan gibt es auch noch ein paar andere Gestalten, die jenen Schatz für sich beanspruchen.

Eine unsterbliche göttliche Priesterin, ein alter Rivale und ein uraltes Geheimnis, das tief unter der verlassenen Stadt verborgen liegt, bilden die weiteren Zutaten der gesamten Geschichte. Russell verbindet die einzelnen Handlungsstränge dabei gekonnt miteinander. Der Leser bleibt auf Augenhöhe mit Conan und entdeckt mit ihm zusammen Stück für Stück jedes einzelne Puzzelteil rund um das Geheimnis der „Zähne von Gwahlur“.

Conan ist hier kein blutrünstiger Schlächter oder Krieger. Und man kauft ihm die Rolle des erfahrenen und vorsichtigen Diebes durchaus ab. Russel zeichnet demnach das überzeugende Bild eines erwachsenen Conans, welcher in einer logischen Fortführung zu Busieks Charakterentwicklung aus den letzten Bänden steht. Ein guter Ansatz, der leider gegen Ende ein wenig zu unspektakulär gestrickt ist und ein wenig was von einem klassischen „Conan“-Finale vermissen lässt. Trotzdem alles in allem eine ordentliche Arbeit. Wenn nur eben nicht diese überaus gewöhnungsbedürftigen Darstellungen des Cimmerianers wären…

Die zweite in diesem Band vorhandene Miniserie vermag da auf den ersten Blick von den Zeichnungen her mehr zu überzeugen. Allerdings erkennt man schon nach kurzer Zeit, dass der Zeichner Mark „Tex“ Texeira im typischen „Marvel-Einheitsbrei“ mitschwimmt. Zu seinen sonstigen Arbeiten gehören Ausgaben von „The Punisher“, „Ghost Rider“, „Vampirella“ (nicht Marvel) und diversen „X-Men“-Spin-Offs. Durchaus eine solide Zeichenarbeit, aber eben auch durch und durch amerikanisch, eingängig, austauschbar und deutlich weniger von einer stilistischen Eigenart geprägt.

Dieses Urteil mag auf den ersten Blick vielleicht hart erscheinen. Texeiras Conan kann sich schon sehen lassen, aber es ist eben einfach nur eine von vielen Varianten, mit knalligen Farben und jeder Menge Blut und Action. An dieser Stelle vermag man dann doch P. Craig Russells eigenwilligen Zeichenstil eher zu schätzen. Entsprechend angepasst erscheint im Übrigen auch die Story von Jimmy Palmiotti in dieser zweiten Miniserie. Im Prinzip ist es eine der üblichen „Conan rettet Prinzessin vor bösem Schwarzmagier“-Geschichten. Ein paar einfache Wendungen in der Handlung, der kurze Auftritt einiger Gefährten und ein klassisches Ende geben der Geschichte leider letztendlich nur wenig Biss. Für eine Miniserie vielleicht durchaus akzeptabel, aber als fünfter Band in der Reihe ein deutlicher Abstieg.

Abschließend enthält der Band noch eine vierseitige grobe Chronik über den wahrscheinlichen Verlauf von Conans Leben. Hier haben die beiden alten und mittlerweile verstorbenen „Conan“-Fans John D. Clark und P. Schuyler Miller die Geschichte von Robert E. Howard  in eine grobe Zeitline gebracht. Durchaus lesenswert und für Kenner der Kurzgeschichten recht interessant, auch wenn kein direkter Bezug zur Comic-Serie besteht.

Fazit: Der fünfte „Conan“-Band ist nicht unbedingt mit einem schlechten Wein zu vergleichen. Wer aber hier ein Nord/Busik, ein Mignola oder Turman erwartet, der wird enttäuscht sein. Mag auch die erste Geschichte durchaus gelungen sein, so ist die zweite Miniserie in diesem Band einfach zu sehr „Durchschnitt“, als das sie wirklich zu fesseln weiss. Und „Durchschnitt“ ist leider nach den vier letzten wirklich guten Bänden für diese Serie nicht gut genug. Zu guter Letzt sei außerdem noch zur deutschen Ausgabe gesagt, dass man diesmal rund 50 Seiten weniger für sein Geld bekommt, allerdings wurde der Preis entsprechend angepasst.


Conan 5 – Die Juwelen von Gwahlur & Die Töchter von Midora
Comic
P. Craig Russell, Jimmy Palmiotti, Mark Texeira
Paninni Comics 2007
ISBN: 9783866074736
116 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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