Conan 3 – Der Elefantenturm und andere Geschichten

„Der Elefantenturm“ ist wohl eines der bekanntesten frühen Werke von „Conan“-Schöpfer Robert E. Howard. Die Geschichte erschien zum ersten mal 1933 in dem Magazin „Weird Tales“ und präsentierte dem Leser einen unerfahrenen, unbeherrschten und jungen Conan, der noch nicht viel vom Leben in der Zivilisation verstand.. Zum Glück ist der dritte „Conan“-Comic-Band genau dieser Idee treu geblieben.

von Dominik Cenia

Eines muss man Kurt Busiek und Cary Nord lassen: Sie bleiben ihrem Konzept treu. Auch der dritte Band wird von einer durchgehenden Story getragen und knüpft an die Ereignisse aus den vorherigen Bänden an. Natürlich erlebt Conan dabei nach wie vor in erster Linie einzelne und in sich abgeschlossene Abenteuer. Aber genau deswegen lässt sich auf wunderbare Weise der „Reifeprozess“ von Conans Charakter deutlich erkennen. War der Cimmerianer im ersten Band ein fast noch jugendlicher Wilder, zieht es diesmal den heranwachsenden Conan in die Städte und Ballungszentren, um mehr über die so genannte „Zivilisation“ herauszufinden.

Die Reise beginnt in Corintha und führt Conan zum Berg Uskuth, wo er sich erst einmal seiner Haut gegen eine Horde ortsgebundener Dämonen wehren muss. Anschließend geht es weiter nach Zamora, in die legendäre Stadt der Diebe. Hier lernt Conan nicht nur die Vorzüge des Lebens als Dieb kennen, sondern erringt auch die Bekanntschaft der hübschen Tinanna, bei der er für einige Zeit bleibt. Doch Liebe, Lust und Gier liegen nahe beieinander und ein weiterer Diebstahl im Tempel von Tiamat beendet die Liebschaft auf unsanfte Weise.

Conan versucht sich jedoch nicht nur im Rauben und Stehlen. Er versucht auch mehr über die Denkweise der zivilistierten Welt in Erfahrung zu bringen und belauscht die Dispute der örtlichen Philosophen. Doch es hilft alles nichts. Am Ende ist und bleibt Conan ein wilder Cimmerianer, der keiner Konfrontation aus dem Weg gehen und sich nur schwer mit den Gepflogenheiten der zivilisierten Welt anfreunden kann.

Die zweite Hälfte des Bandes enthält letztendlich die bereits erwähnte Geschichte um den Elefantenturm und das seltsame Wesen, das dort sein trauriges Dasein fristet. Insbesondere Conans Gedanken und Überlegungen über Elefanten (denn er hat noch nie welche gesehen) sind dabei überaus gelungen und witzig in Szene gesetzt.

Im letzten Band hatte ich mich noch beschwert, dass der Autor Kurt Busiek den guten Cimmerianer ein bisschen zu wenig das Schwert hat schwingen lassen. Ich bezweifle, dass Busiek meine Wünsche per Gedankenübertragung erhalten hat, aber scheinbar ist ihm auch selbst der Einfall gekommen, dass Conan ruhig mal wieder ein paar Schädel mehr spalten kann. Insbesondere in der Stadt der Diebe teilt der Cimmerianer mal wieder so richtig aus, aber auch auf dem Berg Uskuth zeigt sich Conans Wildheit in vollen Zügen. Vor allem aber sind es Conans Gedankengänge über die Zivilisation und das Leben in den Städten, die dem Autor gelungen sind. Die schmutzige, verlogene und verkommene Stadt der Diebe ist das ideale Umfeld für den Cimmerianer, um ein paar neue Lektionen zu lernen. Aber auch im Elefantenturm selbst lernt Conan Dinge kennen, die einem normalen Verstand eher verschlossen bleiben sollten.

Über den Zeichner Cary Nord braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren. Er beherrscht seinen Conan mittlerweile fast perfekt und führt den Barbaren mit sicherer Hand durch die Bilder. Zwar gibt es ab und zu immer noch ein paar Glubschaugen zu betrachten, aber das gehört wohl einfach zu Nords Stil.

Ein Teil von „Der Elefantenturm“ wurde außerdem von Michael Kaluta illustriert. Seine farbenfrohe, märchenhafte und mystische Rückblende in das vergangene Zeitalter der Elefantengeschöpfe gehört wirklich zum Highlight dieses Bandes. Kaluta, der schon für seine Cover-Illustrationen zu „Die Bücher der Magie“ Ruhm erlangt hat, spendiert dem Leser außerdem noch ein interessantes Nachwort über die Entstehung seiner Zeichnungen.

Eine Cover-Gallerie und ein kurzer Ausblick auf das nächste Conan-Abenteuer runden den 160 Seiten starken Band ab.

Fazit: „Der Elefantenturm und andere Geschichten“ ist ein echtes Highlight der Serie und gehört eindeutig in jede „Conan“-Comicsammlung. Nicht nur die Tatsache, dass hier eine der besten Kurzgeschichten von Robert E. Howard zum Besten gegegen wird, spricht dafür. Auch Kurt Busieks spannende Autorenleistung und der Gastauftritt von M. Kaluta machen den Band lesenswert. Nords Zeichnungen mögen vielleicht nicht jedermanns Sache sein, aber er hat seinen Stil auf alle Fälle gefunden und gefestigt. Und genau diese Konstanz, in einer Zeit von ständig wechselnden Hauptzeichnern innerhalb einer Serie, macht zusätzlich die Stärke der neuen „Conan“-Comics aus!


Conan 3 – Der Elefantenturm und andere Geschichten
Comic
Kurt Busiek, Cary Nord & Michael Kaluta
Paninni Comics 2007
ISBN: 3866072813
160 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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