Conan 15 – Der Speer und andere Geschichten

Der mittlerweile 15. „Conan“-Band beschert uns ein Sammelsurium an Kurzgeschichten aus den Federn verschiedener Autoren und Zeichner. Neben einer Fortsetzung zu „Im Zeichen des Phönix“ und „Die scharlachrote Zitadelle“ gibt es einen kleinen Spin-off zu Robert E. Howards „Conan“-Erzählung „Die Stunde des Drachen“.

von Dominik Cenia

Insgesamt enthält der Band sechs knackige Kurzgeschichten, die so unterschiedlich sind wie der Stil ihrer jeweiligen Zeichner. In „Der Speer“ (eigentlich ein Special aus dem „Conan Free Comic Book Day 2006“) beendet unser Barbar im Rahmen einer recht banalen Story kurzerhand das Leben eines finsteren Kultisten, der zuvor seitenlang einen inneren Monolog abspult, während die Bilder der Geschichte so vor sich hinplätschern. Das mag irgendwie hart klingen, trifft aber so ziemlich genau den Kern dieses „Openers“. Zeichner Paul Lee (der übrigens für einen Großteil dieses Bandes verantwortlich ist) macht seinen Job zwar gut, aber wohin Timothy Truman mit dieser kurzen Einlage mal wieder steuern will, bleibt mir ein Rätsel.

Wesentlich gelungener sind dagegen die beiden zusammenhängenden Geschichten „Sie werden wieder Herren sein“ und „Stumm wie die See“. Denn hier wird nicht nur wieder die Brücke zu Robert E. Howards erster Barbaren-Figur Kull und den Geschichten „Im Zeichen des Phönix“ und „Jenseits des Schwarzen Flusses“ geschlagen, sondern es werden auch Ereignisse aus dem Comic-Band „Kull – Das Schattenkönigreich“ aufgegriffen. Die Rahmenhandlung bildet dabei wieder einmal der verträumte Prinz, welcher Conans Abenteuer durch die Schriftrollen der Nemidischen Chroniken verfolgt, sowie dessen zwielichtiger Wesir, über dessen wahre Natur sich mittlerweile mehr und mehr ungeahnte Details offenbaren.

Das nächste Abenteuer – „Die Saga vom Kopf“ – schließt lose an Howards Geschichte „Die Scharlachrote Zitadelle“ an und lässt wieder einmal Thoth-Amon als Widersacher auftauchen. Die Geschichte kann sich einen gewissen Humor nicht verkneifen und bildet damit wohl die kurzweiligste aller Episoden in diesem Band.

„Das Lied von Akivasha“ greift wiederum die längste aller Howard-Geschichten „Die Stunde des Drachen“ auf. Wer sich noch an Conans Begegnung mit der Vampirin Akivasha in dieser Erzählung erinnern kann, findet hier ein paar weitere, lose gesponnene Fäden, welche die Hintergrundgeschichte der dunklen Prinzessin ausbauen. Die Episode mag vor allem wegen ihrer außergewöhnlichen Kolorierung gefallen, treibt aber ansonsten auch nur gemächlich daher.

Die letzte und auch neuste Geschichte wurde von Darick Robertson gezeichnet („Transmetropolitan“, „The Boys“). Sein durch und durch „dreckiger“ Zeichenstil und die dazu passenden Farben beißen sich zum Abschluss der Lektüre extrem mit dem Zeichenstil von Paul Lee. Robertsons Zeichnungen sind zwar bildgewaltig, aber für meinen Geschmack zu mittelalterlich geraten und lassen dadurch den den Geist des „Hyborischen Zeitalters“ trotz aller Bemühungen vermissen. Hinzu trifft Robertson auch in seiner Darstellung des Conan nur selten den gewohnten Stil, und leider ist die Episode auch viel zu kurz geraten um sich als Leser daran zu gewöhnen.

Fazit: Insgesamt ein recht kurzweiliger, aber im Schnitt leider auch nur durchschnittlicher Band. Irgendwie will keine der Geschichten beim Lesen so richtig hängen bleiben, obwohl Paul Lee durchaus den Barbaren in Szene zu setzen weiß. Es scheint wohl einfach so zu sein, dass Truman ein Autor ist, dem nur alle paar Hefte ein großer Wurf gelingt, der ansonsten aber eher Durchschnittskost abliefert. Für den Gelegenheitsleser geht der Band damit in Ordnung, doch als Sammler hat man schon bessere Ausgaben erlebt.


Conan 15 – Der Speer und andere Geschichten
Comic
T. Truman, P. Lee, D. Robertson
Panini Comics 2011
ISBN: 9783862010615
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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