Conan 11 – Nergals Hand

Im Finale der ersten großen neuen „Conan“-Serie von Dark Horse beziehungsweise Panini bekommt es unser Cimmerianer wieder einmal mit schwarzer Magie, schönen Frauen und „verweichlichten Stadtbewohnern“ zu tun. „Business as usual“ für einen Barbaren, der nach all den Abenteuern nur noch einen Wunsch hat: in seine Heimat zurückzukehren.

von Dominik Cenia

Bei der abschließenden Geschichte „Nergals Hand“ handelt es sich dabei in zweierlei Hinsicht um eine ganz besondere Neuauflage. Zum einen wurde das Fragment aus Robert E. Howards Nachlass erst von Lin Carter zu einer vollständigen Geschichte ausgebaut. Zum anderen gab es bereits 1973 eine gleichnamige Comic-Adaption der beiden Marvel-Urgesteine Roy Thomas und John Buscema. Für die Story der Neuauflage ist erneut Timothy Truman (Kurt Busieks Nachfolger, der die Serie weiterführt) verantwortlich. Die Zeichnungen stammen von Tomás Giorello. Ein Name, der vielleicht Fans der „Star Wars Empire“-Reihe als Cover-Artist bekannt sein dürfte.

Die Ausgabe von Panini beinhaltet die Hefte #47 bis #50 sowie ein von Nachwort von Timothy Truman zum Ende der erste Serie. In einem gesonderten Kapitel meldet sich außerdem Roy Thomas noch einmal zu Wort und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen über „Conan in den 70ern“ und natürlich die erste Adaption von „Nergals Hand“. Dass diese Original-Story abschließend auch noch einmal zu finden ist, rundet den Band auf eine nette Weise ab.

Die Geschichte greift ein letztes Mal die „Nemedischen Chroniken“ auf, welche seit dem ersten Band der Serie die grobe Rahmenhandlung um Conans Abenteuer bilden. Die Handlung beginnt in der Stadt Yaralet, wo untote Schreckensgestalten des Nachts unschuldige Bürger aus ihren Häusern zerren, damit diese als Opfergaben einem Dämon namens Ela D’Snal dienen, der wiederum ein Spross des Totengottes Nergal und Torwächter zu dessen Reich ist. Zum Teil werden hier auch wieder Ereignisse aus den Bänden 4 und 7 der deutschen Ausgabe von Panini aufgegriffen und lose mit der Handlung verknüpft. So wird zumindest ein kleiner Bogen zwischen einigen der bisherigen Abenteuern Conans gespannt, wobei man den ganzen Comic aber auch ohne das Wissen über die vorherigen Bände verstehen kann.

Die ganze Geschichte ist diesmal ein ziemliches Blutbad, das einem „Slaine“ oder „300“ würdig wäre. Nicht nur die zentrale Schlacht zu Anfang des Comics, sondern auch das Finale in einer Art „Opferkammer“ ist ein ziemliches Gewirr aus verschiedenen Leibern, Gliedmaßen, Waffen und Grabgewürm aller Art. Die unterschiedliche Farbgebung der einzelnen Schauplätze sorgt dabei für eine klare Trennung der Szenen. Während auf dem blutgetränkten Schlachtfeld ein kräftiges Rot vorherrscht, entwickeln sich die Farben in Yaralet zu einem modrigen Grün, gemischt mit kalten Grau- und Blautönen sowie gedeckten Rottönen. Vergleicht man diese Art der Gestaltung mit dem Comic von 1973, wird umso deutlicher, wie sehr sich doch die Darstellung in Comics im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Alles ist sehr viel düsterer und eine ganze Stufe blutrünstiger geworden.

Ohnehin kommt die ganze Geschichte insgesamt recht humorlos daher. Conan ist diesmal ein wirklich grimmiger Bursche in einer noch viel unbarmherzigeren Welt. Dies steht in einem krassen Gegensatz zum vorherigen Band der Panini-Ausgabe, in welchem der Autor Joe R. Landsdale einen gewissen bitterbösen Humor nicht zu kurz kommen lies. Mit Sicherheit hätte „Nergals Hand“ auch der ein oder andere kesse Spruch als Auflockerung gut getan. So wirkt die Geschichte auf mich zu sehr wie ein düsteres Finale, bei dem Conan am Ende zwar wieder einmal triumphiert, aber nach all seinen Abenteuern recht unbefriedigt den Heimweg nach Cimmeria antritt. Niemand erwartet ein Happy-End, doch ist es gerade Conans Leichtigkeit am Ende eines Abenteuers, die den Cimmerianer unter anderem so sympathisch macht. Etwas, das in der Geschichte von 1973 übrigens auf klassische Weise damals beherzigt wurde.

Fazit: „Nergals Hand“ ist mit Sicherheit ein solider Abschluss der ersten Serie. Giorellos „Conan“ geht in Ordnung und passt gut zur düsteren und blutigen Grundstimmung der Geschichte. Bei Truman vermisse ich mittlerweile jedoch ein wenig den Humor in seiner Autorenarbeit. Außerdem ist der Bogen, den er zu vorherigen Geschichten spannt, ein wenig unspektakulär, vermittelt aber wenigstens ein wenig das Gefühl eines Zusammenhangs der bisherigen Serie (zumindest was die letzten Bände angeht). Insgesamt wurde die Reihe wohl genau zum richtigen Zeitpunkt zu Ende geführt. Von daher bin ich überaus gespannt, was sich alles in der neuen Serie ändern wird. Sammler der Panini-Ausgabe müssen sich jedoch keine Gedanken machen. „Conan the Cimmerian“ wird ganz normal als zwölfter Band der deutschen Ausgabe erscheinen und die Reihe damit wie gewohnt fortführen.


Conan – Nergals Hand
Comic
T. Truman, T. Giorello, R. Thomas, J. Buscema
Panini Comics 2009
ISBN: 9783866077331
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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