Classic BattleTech 16: Duo Infernale

Lange Jahre war die Geschichts- und Geschichtenschreibung des „BattleTech“-Universums fest in der Hand US-amerikanischer Autoren. Als mit Band 61 die zwischen 3025 und 3067 erzählten Abenteuer und Intrigen der Steiners, Kuritas, Davions, Liaos und Mariks endeten, entstand ein Vakuum, das Fantasy Productions auszufüllen gedachte. 18 Romane (darunter vier Neuauflagen) kamen unter der Federführung des Verlags heraus, viele davon von deutschen Autoren verantwortet. Mit „Duo Infernale“ liegt ein doppeltes Debüt vor. Es ist der erste „BattleTech“-Roman einer deutschen AutorIN und zugleich das Romandebüt von Carolina Möbis, die für selbiges gleich für den Phantastik-Preis 2008 nominiert. Zu Recht?

von Frank Stein

„Duo Infernale“ erzählt in der Art eines Buddy-Movies die Geschichte eines ungleichen Frauenpaars. Mad Dog Maloy ist leicht pummelig, meist schlecht gekleidet und kennt mehr Flüche als ein Space Trucker – doch am Steuer ihrer Mad Cat „Bugs“ wird die MechKriegerin zur Virtuosin. Shin ist eine knallharte Clan-Elementarin, die das Wort Humor nur mit Mühe buchstabieren kann, dafür Pflichtgefühl und Professionalität über alles stellt. Beide gehörten aus unterschiedlichen Gründen einer Söldnertruppe an, die im Jahr 3061 auf dem Hinterwäldlerplaneten New Tucson eine unwichtige Mine bewachen soll – und von unbekannten Angreifern bis auf den letzten Mann ausgelöscht wird.

Zu ihrem Glück sind Mad Dog und Shin jedoch Frauen (okay, 1 Credit in die Wortspielkasse) und so kommen die beiden mit mehr Glück als Verstand mit dem Leben davon – nur um zu erfahren, dass sie alle Opfer einer perfiden Intrige wurden. Um ihren Kommandanten zu rächen und – ganz nebenbei – die Lyranische Allianz vor einer Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zu bewahren, begeben sie sich auf die Spur der unbekannten Attentäter. Ihr Weg führt sie über die Mechkampfarenen des Vergnügungsplaneten Galatea ins Herz des Steiner-Reichs: nach Tharkad. Es wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Wettlauf gegen die Zeit.

„Duo Infernale“ ist eine einfache, gradlinige Geschichte, die im Wesentlichen dem Prinzip „Aktion-Reaktion“ folgt. Wann immer die beiden Heldinnen ein Problem haben, wird ganz sicher in Kürze eine Lösung gefunden – wobei es oft genug Impulse von außen, um nicht zu sagen „allzu glückliche Zufälle“, sind, die sie weiterbringen, so die Bekanntschaften mit dem selbstbewussten Schurken Saladin und dem schüchternen Tech Randy, die natürlich genau zum richtigen Zeitpunkt auftauchen, um die Handlung ins nächste Kapitel zu treiben. Wäre „Duo Infernale“ ein Rollenspiel-Abenteuer, die Trigger könnten nicht besser gesetzt sein.

Etwas irritierend ist zudem der dramatische Aufbau. Am Anfang scheint von New Tucson ausgehend und über Galatea führend alles gen Tharkad zu streben. Dort kommt es schließlich zu einem durchaus spannenden Finale – allerdings gut 70 Seiten vor Romanende! Die sich daran anschließende Episode ist zwar keineswegs uninteressant, wirkt aber dennoch irgendwie „angehängt“, so als habe die Autorin festgestellt, dass ihr Manuskript noch viel zu dünn für einen Roman ist und dass außerdem noch ein paar Handlungsfäden lose herumbaumeln. Geschickter wäre es meines Erachtens gewesen, Teile dieser Schlussepisode vorzuziehen und dann auf Tharkad ein kompaktes, spektakuläres Ende zu inszenieren.

Doch aller Eindruck einer dramaturgisch mitunter etwas „holprigen“ Handlung wird durch die beiden kultigen Protagonistinnen sehr effektiv abgefedert. Vor allem die herrlich durchgeknallte Mad Dog Maloy ist ein echtes Original. Sie kann nicht nur saufen und zuschlagen wie ein Mann, sondern bringt ihr Umfeld auch immer wieder durch völlig unpassende Spinnereien aus dem Konzept. Obendrein hat eine geradezu innige Beziehung zu ihrem Mech, mit dem sie ständige Zwiesprache hält und den sie hegt und pflegt, als wäre die riesige Kampfmaschine ihr Baby. Shin ist hier zwar nur die stoische Anspielpartnerin – ergänzt Maloy mit ihrer trockenen Art aber trotzdem perfekt.

Eine Anmerkung noch zum Cover: Es tut mir ja leid, aber ich halte es für total misslungen. Die rothaarige Furie mag ja mit viel Fantasie noch als Shin durchgehen, doch ihre schwarzhaarige „Pavian“-Partnerin ist optisch so weit von der lässigen, unangepassten Mad Dog entfernt, wie der im Hintergrund stehende 75-Tonner „Bugs“ von einem Feldhasen.

Fazit: „Duo Infernale“ ist zweifellos kein literarischer Meilenstein des „BattleTech“-Genres. Zu sehr atmet der Roman die Aura einer verschriftlichen Rollenspielrunde – mit all ihren sprunghaften Wendungen und all ihren denkwürdigen (Klischee)Figuren. Die Protagonistinnen reißen vieles für mich heraus, denn sie sind schräg und „sympathisch“. Doch von der galaktopolitischen Relevanz der alten Heyne-Romane ist die FanPro-Reihe auch in diesem Falle weit entfernt.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.


Duo Infernale (Classic BattleTech-Roman Nr. 16)
Rollenspiel-Roman
Carolina Möbis
Fantasy Productions 2007
ISBN: 978-3-89064-498-1
268 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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