Carthago Adventure 05: Zana

Die „Carthago Adventure“-Reihe nimmt sich eine Auszeit vom bewährten Setting – was bei einer Reihe von One-Shots schon eine kleine Besonderheit in sich ist. Dieses Mal folgen wir Wolfgang Feiersinger in die Sowjetunion der 1970er-Jahre. Lohnt sich der Ausflug in eine andere Zeitlinie?

von Jens Krohnen

Während wir in den ersten vier Bänden der Reihe den Kryptozoologen Wolfgang Feiersinger – besser bekannt als „Der Hundertjährige aus den Karpaten“ – und seinen angestellten Abenteurer und Jäger London Donovan auf ihren Abenteuern begleiteten, dreht diese Ausgabe der „Cartagho Adventure“-Reihe ein wenig an der Uhr. Denn dieses Mal begegnen wir einem deutlich jüngeren Feiersinger erstmals in den 1960ern, wo er Boxweltmeister Nikolai Dzagoew kennenlernt. Dieser präsentiert Feiersinger eine beeindruckende Geschichte über die eigene Herkunft, welche den Hundertjährigen fortan so beschäftigen soll, dass er in den 1970ern – wiederum begleitet von Dzagoew – eine Expedition in die unwirtlichen Berge des Urals unternimmt.

Denn Dzagoew ist der Überzeugung, von einem primitiven Bergvolk abzustammen und seine Blutlinie hin zu einer um die Jahrhundertwende gefangenen Wilden – Zana – zurückverfolgen zu können. Feiersinger wiederum vermutet im Gebirge eine bisher unbekannte Menschenaffenart, welche die Legenden als Almas kennen. Doch nicht nur das Unbekannte erwartet die beiden Abenteurer im Gebirge: Da die Hirten der Gegend von gerissenen Schafen berichten, schaltet sich auch bald die sowjetische Armee ein, um die Gegend zu säubern. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt – für alle Beteiligten.

Während der Vorgängerband kaum als eigenständig zu bezeichnen war, lässt sich „Zana“ problemlos ohne irgendwelche Vorkenntnisse genießen. Die Handlung ist aus der eigentlichen Reihe herausgelöst. Die Kürze des Bandes bietet – wie immer in der Reihe – wenig Zeit für eine tiefschürfende Charakterisierung der Protagonisten, doch genügen die Informationen, welche Bec dem Leser mit auf den Weg gibt, vollauf, um Verständnis für die Charaktere zu entwickeln. Darüber hinaus gelingt Bec mit „Zana“ eine wendungsreiche und actiongeladene Mystery-Story, die von der ersten bis zur letzten Seite wirklich Spaß macht. Sogar ein versöhnliches Ende ist dem Band beschieden, was bislang nicht immer der Fall war. Da ist es zu verschmerzen, dass auch das Geheimnis des Bergvolks nicht vollends gelöst werden kann.

Wieder gibt es einen neuen Zeichner in der Reihe, dieses Mal Aleksa Gajik. Gajiks Stil ist deutlich mehr auf die Charaktere fixiert, sodass gerade die Porträtzeichnungen wirklich gut gelungen sind. Dafür fehlt es dem Band an den oftmals weitläufigen Panorama-Panels, welche die Suche nach mysteriösen Kreaturen in den Vorgängerbänden oftmals mit sich brachten. Tatsächlich nutzt Gajik die verschneite Gegend sogar mitunter dazu, Hintergründe nur anzudeuten oder gleich auf Details zu verzichten. Das unterstützt zwar das Gefühl tiefen Schnees, ist andererseits aber auch ein bisschen schade, hätte ich doch gern mehr von Gajiks Zeichenkunst gesehen.

Wie auch die Vorgänger erscheint „Zana“ als vollfarbiger Hardcoverband im Überformat mit 56 Seiten.

Leseprobe

Fazit: Die „Carthago Adventure“-Reihe nimmt sich eine gut gelungene Auszeit. Tatsächlich ist „Zana“ ob seines Abwechslungsreichtums und der interessanten Charaktere einer der besten Bände der Reihe. Empfehlenswert.

Carthago Adventure 05: Zana
Comic
Christophe Bec, Aleksa Gajik
Splitter-Verlag 2018
ISBN: 978-3-96219-066-8
56 S., Hardcover, deutsch
Preis: 14,80 EUR

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