Buffy – The Vampire Slayer 9.01: Im freien Fall

Einmal Apokalypse und zurück. So könnte man die achte Staffel von Joss Whedons exklusiv im Comic erzählten TV-Serie „Buffy – The Vampire Slayer“ zusammenfassen. Mit Beginn der neunten Staffel ist jetzt alles wieder ganz anders und zugleich vieles wieder so, wie zu Zeiten der TV-Serie. „Back to the roots“ wollte Joss Whedon nach eigenem Bekunden. Und so beginnt es mit Buffy als Kellnerin in San Francisco. Und wie geht es weiter? Mal schauen …

von Frank Stein

Vielen Fans wurde es am Ende von Staffel acht doch etwas zu bunt. Riesige tibetanische Göttinnen stapften über die Erde, Atom-U-Boote teleportierten um den halben Globus, Buffy bekam Kräfte wie Superman und erlebte so kosmischen Sex, dass sie dabei gleich eine neue Realitätsebene erschuf (die danach wieder zerstört werden musste, weil sie die gewöhnliche Realität zu verschlingen drohte). Starker Tobak also. Dabei war „Buffy“ im Fernsehen nie eine Serie, die wir wegen der Spezialeffekte gesehen hätten. Es ging immer um die Menschen … und Vampire … und Dämonen. Freundschaft, Humor, Drama waren die Zutaten, die Joss Whedon zu einer schmackhaften Geschichte verrührte. Und genau zu dieser Einsicht scheint er in Staffel neun gekommen zu sein.

Vieles ist auf einmal kleiner, alltäglicher. Die Überlebenden von Staffel acht haben sich zum Teil zerstreut, zum größten Teil aber in San Francisco niedergelassen. Buffy arbeitet als Kellnerin und lebt in einer WG. Dawn und Xander sind ein Paar, aber nicht ohne Probleme. Und Spike ist halt Spike – wie immer. Ihrer aller Leben wird durch die Nachwirkungen der epischen Schlacht gegen die Dämmerung-Sphäre überschattet. Alle Jägerinnen außer Buffy haben ihre Kräfte verloren. Die Magie hat die Welt verlassen, sodass nicht nur Willow ohne Hexenkräfte dasteht, sondern auch alle Monster ihre Führung verloren haben. Sie hängen auf der Erde fest, ohne Kontakt zu ihren Heimatsphären. Und sie sind wild und verroht, Bestien eher als taktierende Meister des Bösen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Buffys Probleme nun bloß noch daraus bestünden, mit dem Riesenkater (nicht wörtlich gemeint) fertig zu werden, den sie nach der Einweihungsparty in ihrer WG hat. Nach wie vor gibt es ein paar sehr hungrige Vampire in der Stadt. Und ein paar sehr wütende ehemalige Hexen und Jägerinnen. Außerdem häufen sich Todesfälle unter Menschen, die keinerlei Todesursachen aufweisen – und die zudem gar nicht zu existieren scheinen. Erst einige Nachforschungen bringen die unglaubliche Wahrheit ans Licht, und enthüllen zudem einen neuen Feind von Buffy. Und am Ende kommt es dann so richtig dick. Ein Panel, praktisch ohne Worte, deutet eine Fahrtrichtung für Staffel neun an, die noch spannend werden dürfte.

Grafisch überzeugt der Comic leider nicht wirklich. Weder Georges Jeanty noch Karl Moline vermögen die Figuren richtig zu treffen. Ein paar der Panels gehören tatsächlich zu den hässlichsten Darstellungen von Buffy und ihren Freunden, die ich jemals gesehen habe (Stichwort: „Doppelkinn-Buffy mit Wangenwarze“). Ich weiß nicht, warum Joss Whedon an diesen Illustratoren festhält. Vielleicht sind es Freunde von ihm. Meister ihres Fachs sind sie jedenfalls leider nicht – oder man hat sie nicht gut genug bezahlt. Glücklicherweise sind die „Spezialeffekte“ (beziehungsweise die Optik) bei „Buffy“ nicht so wichtig wie die Story. Das ist im Comic genauso wie in der TV-Serie. Daher verzeiht man auch, wenn manches Gesicht arg verunglückt und manches Panel eher detailarm aussieht.

Fazit: Ein starker Einstieg, der sich auf das besinnt, was den Fans an „Buffy“ immer besonders gefallen hat: alltägliche Probleme einer sympathischen Protagonistenriege, Herzschmerz, ein gelegentliches Augenzwinkern, gute Dialoge und eine übernatürliche Komponente, die bei aller Dramatik nicht völlig übertrieben daherkommt. „Buffy“-Fans, die im Laufe der achten Staffel ausgestiegen sind, weil ihnen Joss Whedon etwas zu sehr über die Stränge schlug, können hier getrost wieder zugreifen – nur bei der Optik muss man ab und zu ein bis zwei Augen zudrücken.


Buffy – The Vampire Slayer 9.01: Im freien Fall
Comic
Joss Whedon, Andrew Chambliss
Panini Comics 2012
ISBN: 978-3-86201-097-4
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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