Buffy – The Vampire Slayer 4: Hier kommt Fray!

Im vierten Sammelband der exklusiv im Comic erzählten 8. Staffel von Joss Whedons TV-Grusel-Soap kommt es zu einer Begegnung der besonderen Art. Durch einen Unfall gerät Buffy in die Zukunft, wo sie auf Fray trifft, eine wilde Jägerin, die neben der TV-Serie 2001 Joss Whedons ersten Comic-Ausflug ins Buffyversum darstellte. Während ihre Freunde verzweifelt versuchen, sie zurückzuholen, muss Buffy erkennen, dass es einen guten Grund hatte, weshalb sie durch die Zeit geholt wurde.

von Frank Stein

Es kommt mal wieder alles gleichzeitig. Zuerst verwandelt sich Dawn von einer Riesin in einen Zentauren – tauscht sozusagen einen dicken Hintern gegen einen anderen, wie sie selbst sagt. Dann erfordert ein mystisches Phänomen in New York, genauer: Manhattan, die Aufmerksamkeit von Buffy und Willow. Und schließlich geht die geheimnisvolle Organisation Dämmerung unvermittelt zum Generalangriff auf das schottische Hauptquartier der Jägerinnen über. Während Xander, Dawn und die Jägerinnen sich einem anstürmenden Reptiliengeisterheer erwehren müssen, kommt es in New York zu einem Unfall, der Buffy unvermittelt in die ferne Zukunft schleudert.

Diese Zukunft ist düster und enthält alle von Joss Whedon für einen Science Fiction als typisch charakterisierten Elemente: Die Reichen sind reicher, die Armen sind ärmer und es gibt fliegende Autos – und davon viele! Inmitten der finsteren Straßenschluchten zwischen himmelstürmenden Hochhäusern lebt Fray, eine Jägerin wie Buffy, wenn auch erschreckenderweise die letzte ihrer Art. Was immer mit der Welt voller Jägerinnen geschah, bleibt im Dunkeln – ebenso wie der Grund für Buffys Zeitreise lange Zeit unklar bleibt. Allerdings gibt es da eine „Irre“, die sich neu ins Gefüge der Zukunft geschoben hat, die sich mit den Lurks (a.k.a. Vampiren) verbündet hat und die seltsame Prophezeiungen vom Ende der Welt, wie Fray sie kennt, von sich gibt. Eher widerwillig bilden Buffy und Fray ein Team, um den Dingen, die in Manhattan passieren, auf den Grund zu gehen.

„Hier kommt Fray!“ – beziehungsweise der darin enthaltene Dreiteiler „Jagdzeiten“ – stellt insofern eine Besonderheit in der bisherigen Comic-Reihe dar, als dass er eine Begegnung von Buffy und der Jägerin Fray bringt, der ersten Comic-Figur, der Joss Whedon als alter Comic-Liebhaber (etwa parallel zur sechsten TV-Staffel von „Buffy“) Leben einhauchte. Die achtteilige Miniserie „Fray – Future Slayer“, die von 2001 bis 2003 von Whedon verfasst wurde und eine Art Dark-Future-Spin-Off des Buffyversums darstellt, kam so gut an, dass die Leser sich immer eine Rückkehr dorthin gewünscht hatten. Mit diesem Band nun hat Whedon ihnen den Wunsch erfüllt.

Um „Hier kommt Fray!“ also in all seinen Facetten genießen zu können, ist es eigentlich unabdingbar, dass man zuvor den ebenfalls bei Panini Comics erschienen Sammelband „Fray – Future Slayer“ gelesen hat, der die achtteilige Miniserie um diese Jägerin der Zukunft enthält. Erst dann wird man viele Hintergründe dieser fremden Welt richtig begreifen und zudem viele kleine, nette Parallelen erkennen. So beginnen beide Geschichten etwa mit dem exakt gleichen Wortlaut und einer sehr ähnlichen Situation. Außerdem holte sich Whedon für dieses Abenteuer den „Fray“-Zeichner Karl Moline wieder mit an Bord (der die Figuren in meinen Augen allerdings nicht ganz so gut trifft, wie Stammzeichner Georges Jeantry).

Ansonsten bietet dieser Sammelband ziemlich genau das, was auch die Vorgängerbände boten: Action, Effekte und Settings jenseits der Möglichkeiten der damaligen TV-Serie, augenzwinkernde Dialoge und ein so rasantes Voranschreiten der Handlung, dass man stellenweise nicht mehr so ganz versteht, was eigentlich warum passiert. Das gilt vor allem für den Buffy-Fray-Handlungsbogen, der bis kurz vor Schluss ziemlich kryptisch bleibt und sich auch nach der Auflösung in seinen ganzen Hintergründen eher erahnen als vollends erklären lässt. Dieser Schluss allerdings ist wundervoll tragisch und nimmt sehr stimmig eins von Whedons immer wieder gerne bemühten Themen um Liebe und Verlust auf.

Fast schon obligatorisch ist die erneute Einführung eines bekannten Seriencharakters – nach Faith, Amy, Warren und Dracula kommt nun ein neuer alter Freund von Buffy ins Spiel, der zur Freude der Fans sicher noch für Ärger sorgen wird. Etwas übertrieben wirkt dagegen der Auftritt der Waldwesen in der zweiten Hälfte der Geschichte, die Xander und den Jägerinnen im Kampf gegen die Kreaturen von Dämmerung zur Seite stehen. Hier scheint sich die alte Weisheit zu bestätigen, dass es nicht immer gut ist, alles zu machen, was man machen kann, nur weil man es (jetzt im Comic, der keine Produktionsbudgetgrenzen kennt) vermag.

Den Abschluss bietet eine kleine, humoristische Episode im Cartoon-Stil (angelehnt an eine niemals realisierte „Buffy“-Zeichentrickserie), die von einer völlig erschöpften Buffy geträumt wird und die Jägerin in ihre alte Highschoolzeit zurückversetzt. Noch einmal erlebt man mit, wie einfach die Welt damals war, als Buffys größte Probleme eine strenge Mutter, eine geheime Liebe zu Angel, eine nervende Cordelia und hier und da mal ein Vampir waren.

Fazit: Optisch und auch inhaltlich fällt „Hier kommt Fray!“ im Vergleich zum Vorgängerband „Wölfe“ ein wenig ab. Aus produktionstechnischer Sicht ist er jedoch insofern spannend, als dass er sowohl Whedons erste Comic-Figur Fray wieder ins Spiel bringt, als auch einen Blick auf die seinerzeit diskutierte, aber nicht umgesetzte „Buffy“-Zeichentrickserie bietet. Für Fans zweifellos ein Muss, empfiehlt es sich wirklich, vorher den „Fray“-Einzelband gelesen zu haben.


Buffy – The Vampire Slayer 4: Hier kommt Fray
Comic
Joss Whedon, Jeph Loeb u.a.
Panini Comics 2009
ISBN: 978-386607726-3
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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