Aztlán – Aufstieg der Azteken

Das mythische Land Aztlán ist in den Legenden der Azteken der sagenhafte Heimatort des Volkes. Dort streben vier Stämme unter den prüfenden Blicken ihrer Götter danach, das Volk der Azteken zu Macht und Größe zu führen, und nur dem siegreichen Volk wird die Gunst gewährt, Aztlán besiedeln zu dürfen. Die Stämme wurden nach ihren Totemtieren benannt, welche ihre Könige in alter Zeit als Schutzpatron auserkoren hatten: das Ozelotvolk, das Quetzalvolk, das Schlangenvolk und das Kojotenvolk.

von Oliver Adam

 

 

Das Brettspiel „Aztlán – Aufstieg der Azteken“ ist ein Brettspiel für zwei bis vier Spieler, bei dem es darum geht, einem der vier Aztekenvölker in dem mythischen Land Aztlán zum Aufstieg zu verhelfen. Wer am Ende des fünften Zeitalters die meisten Siegpunkte erreichen konnte, dessen Volk ist siegreich, und ihm wird die Gunst gewährt, in Aztlán bleiben zu dürfen – die anderen Stämme müssen ins Exil.

Das Spielmaterial ist sehr liebevoll gestaltet und fügt sich stimmungsvoll in die aztekische Thematik ein. Ein großformatiger Spielplan zeigt das Land Atzlán, das in 30 Gebiete aus fünf verschiedenen Gebietstypen aufgeteilt ist und macht auf dem Spieltisch einiges her. Allerdings wirkt an einigen Stellen die Farbgebung auf dem Plan ein klein wenig verwaschen. Die 120 Stammesfiguren (in den vier verschiedenen Stammesfarben) aus Plastik werden im Laufe des Spiels auf den Spielplan gesetzt, um Machtbereiche zu markieren. Zusätzlich gibt es noch Machtkarten für jeden Stamm sowie schön gestaltete Kulturkarten.

Am Anfang des Spiels wählt jeder Spieler einen der vier zur Auswahl stehenden Stämme (Schlange, Ozelot, Kojote, Quetzal) und nimmt die Stammesfiguren und die Machtkarten dieser Farbe an sich. Der Spielplan wird in die Mitte des Tisches gelegt. Das Spiel geht über fünf Zeitalter (also Runden), und jedes Zeitalter besteht aus vier Phasen. Die erste Phase ist die „Wahlphase“. Hier wählt jeder Spieler verdeckt eine seiner Machtkarten aus. Dies ist eine sehr wichtige Entscheidung, da jede Machtkarte nur einmal in jedem Stapel vorhanden ist. Sie gibt an, welche Macht (also die Stärke einer Figur) der Spieler in diesem Zeitalter hat und welche beherrschten Gebietstypen zusätzliche Siegpunkte einbringen. Da es besonders starke und auch eher schwache Karten in den Decks gibt, muss gut durchdacht sein, welche Karte man auswählt – in dieser Phase wird oftmals bereits entschieden, wer diese Runde für sich gewinnt.

Bei der Phase „Ausbreitung“ werden die Stammesfiguren von den Spielern nacheinander gesetzt oder bewegt. Wie viele Figuren zur Verfügung stehen, ist abhängig davon, in welchem Zeitalter sich das Spiel befindet (im ersten Zeitalter 7 Figuren, je Zeitalter eine weniger).

Nachdem alle Spieler ihre Stammesfiguren für dieses Zeitalter auf den Spielplan gesetzt haben, beginnt die „Konfliktphase“. In jedem Gebiet, in dem sich neben einer eigenen Figur mindestens eine fremde Stammesfigur befindet, kommt es zum Konflikt. Hier wird ermittelt, welche Macht der aktive Spieler in diesem Gebiet hat, indem man den Wert der Machtkarte mit der Anzahl an eigenen Figuren multipliziert. Falls der Spieler eine größere Macht hat, kann er die kriegerische Variante wählen und die gegnerischen Figuren eliminieren. Oder er kann sich für eine Koexistenz entscheiden und eine Kulturkarte ziehen. Konflikte werden also ohne Würfel oder andere Glücksmomente entschieden, sondern basieren auf dem Machtwert der in der „Wahlphase“ geheim ausgewählten Machtkarte. Auch wenn die Kulturkarten Sonderaktionen oder Siegpunkte beinhalten, haben die Probespiele gezeigt, dass die kriegerische Auseinandersetzung oftmals mehr Vorteile bringt.

Das Zeitalter wird durch die „Wertungsphase“ abgeschlossen, bei der Siegpunkte für besetzte Gebiete (egal ob in Koexistenz oder als alleiniger Herrscher) sowie Bonuspunkte für die auf der gespielten Machtkarte abgebildeten Gebietstypen vergeben werden.

Das Spiel verläuft über fünf Zeitalter, und am Spielende siegt der Stamm, der die meisten Siegpunkte erreicht hat. Diesem wird von den Göttern die Gunst gewährt, Aztlán besiedeln zu dürfen, während alle anderen Stämme vertrieben werden.

Für „Aztlán – Aufstieg der Azteken“ sprechen die einfachen und schnell erlernbaren Regeln sowie die knackige Spieldauer von rund 60 Minuten. Hinter der zugänglichen Fassade versteckt sich ein komplexes Strategiespiel mit sehr geringem Glücksfaktor. Fehler bei der Wahl der Machtkarte zu Beginn einer Runde verzeiht das Spiel (oder verzeihen die Gegner) selten, und man kann nur noch zusehen, wie der eigene Stamm dahingeschlachtet wird. In den Testgruppen gefiel das Spiel vor allem den Spielern, die planbare und berechenbare Spielansätze mögen. Bei Spielern, die gerne das Kribbeln von unberechenbaren Aktionen oder Würfelwürfen mögen, fiel es dagegen durch. Zwar spricht die Spielanleitung von zwei bis vier Spielern und liefert zudem noch Zusatzregeln für das Spiel zu zweit, wirklich Spaß macht „Aztlán – Aufstieg der Azteken“ aber nur in der vollen Ausstattung mit vier Spielern.

„Aztlán“ trifft in dem hart umkämpften Feld der Vierpersonen-Eroberungsspiele auf zahlreiche Konkurrenzspiele und Alternativen: Wer mit der „Warhammer“-Welt klarkommt und auch einen Glücksfaktor akzeptiert, der ist mit „Chaos in der Alten Welt“ vom gleichen Verlag sicherlich besser bedient.

Fazit: „Aztlán – Aufstieg der Azteken“ ist ein komplexes kompetitives Strategiespiel mit einfachen Regeln, schönen Komponenten und geringem Glücksfaktor, das nur mit exakt vier Spielern richtig Spaß macht. Die hohe Planbarkeit und geringe Toleranz von Fehlzügen schreckt viele Spieler ab, sodass man das Spiel vor einem Kauf antesten sollte. Wer einen größeren Glücksfaktor und eine höhere Fehlertoleranz mag, sei auf „Chaos in der Alten Welt“ verwiesen, das die bessere Wahl sein könnte.


Aztlán – Aufstieg der Azteken
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Leo Colovinis
Heidelberger Spieleverlag 2012
EAN: 4015566032514
Sprache: deutsch
Preis: EUR 34,95

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