Arena of the Planeswalkers

Dass eine Thematik in einem anderen Bereich umgesetzt wird, kommt öfter vor. Buch zu Film, Film zu Computerspiel oder umgekehrt – ein bekannter Name soll Interesse wecken und eventuell weitere Märkte ansprechen. In diesem Fall wird der „Magic“-Hintergrund für ein Tabletop umgesetzt. Kann Wizard of the Coast hier neue Spieler erreichen?

von Adaon

Wizards of the Coast konnte mit dem Sammelkartenspiel „Magic: The Gathering“ einen Welterfolg landen. Seit 1993 werden Karten gesammelt und Decks gebaut. Dieser auch finanzielle Erfolg führte dazu, dass unter anderem der bekannte Verlag Hasbro aufgekauft werden konnte. Und dieser hält die Lizenz zum seinerzeit recht beliebten „Heroscape“-Miniaturensystem.

Der Aufbau von „Arena of the Planeswalkers“ ist entsprechend auch zum größten Teil wie „HeroScape“ aufgemacht. Tatsächlich können aus diesem Spiel vorhandene Landschaftsteile und eventuell auch Figuren vom Format her problemlos bei „Arena of the Planeswalkers“ verwendet werden.

Was spricht dagegen, „Magic“ als taktisches Tabletop in diesem System umzusetzen? Eigentlich nichts. Mit den Planeswalkern gibt es klare Helden, die verschiedene Zaubersprüche und Kreaturen beschwören können, und es gibt zahlreiche Ebenen, auf denen eine Auseinandersetzung stattfinden kann, sowohl vom Ort als auch von der Ursache her. Alte Streitigkeiten zwischen den Gilden auf Ravnica, Überfälle auf Zendikar, Ehrenduelle in Innistrad, die Sicherung eines Artefaktes auf Mirrodin – es gäbe viele Möglichkeiten, die Hintergrundgeschichten der handelnden Planeswalker in „Magic“ auszuspielen.

In „Arena of the Planeswalkers“ werden fünf der bekanntesten Planeswalker – Jace Beleren, Nissa Revane, Liliana Vess, Chandra Nalaar und Gideo Jura – als spielbare Helden mitgeliefert. Jeder Held hat einen Stapel von Zaubersprüchen und zwei verschiedene Truppentypen mit je drei Miniaturen zur Verfügung. Der Spielkarton liefert weiterhin sechs große Pappkarten mit aufgedruckten Sechsecken für die Spielfelder (in diesem Fall zeigt die Karte die Welt Shandalar), die modular zusammengesetzt werden können, einige stapelbare Kunststoff-Sechsecke für erhöhtes Gelände, etwas aufstellbares Pappgelände, Würfel und Marker für die Verwendung im Spiel, Übersichtskarten für jede Figur sowie die Anleitung. Der Karton liegt schwer in der Hand und vermittelt einen guten Eindruck.

Dieser wird leider beim Öffnen nicht beibehalten. Die Planeswalker-Figuren sind recht lieblos bemalt und von keiner hohen Qualität im Material. Ihre Truppen-Figuren sind einheitlich aus farbigem Kunststoff in ihrer jeweiligen Mana-Farbe, wie in „Magic“, gehalten – Weiß, Schwarz, Grün, Rot und Blau –, was zwar den Erkennungswert auf dem Schlachtfeld enorm erhöht, jedoch auch mangels Bemalung etwas günstig gemacht wirkt. Dieser Eindruck wird durch die nicht hohe Qualität der Figuren und des Aufbewahrungskastens in der Schachtel noch erhöht. Zwar sind viele Details an sich gut ausgearbeitet, am Model aber nicht stark ausgeprägt, das Material wirkt weich und teilweise instabil. Auf dem Miniaturenfeld ist man da Besseres gewöhnt. Dafür sind es relativ viele Figuren, 35 mit den Planeswalkern zusammen.

Der Spielplan besteht, wie bereits beschrieben, aus Pappe und leidet an den Rändern bei mehrmaligem Auf- und Abbau. Das originale „Heroscape“-Gelände aus Kunststoff war da deutlich stabiler. Auch die Ruinen, die aufgebaut werden können, um das Schlachtfeld interessanter zu gestalten (Stichwort: Sichtlinie blockieren), bestehen aus zwei ineinandergeschobenen Pappen. Jeder Planeswalker bringt einen Stapel Zaubersprüche mit, die im „Magic“-Karten-Format gehalten sind und sich daher vertraut anfühlen. Der Preis ist relativ günstig für diese Menge an Spielmaterial, man merkt jedoch, dass nicht auf hohe Qualität produziert wurde.

Hauptproblem ist leider die Anleitung. Die Spielregeln sind schwammig und sprunghaft beschrieben, es gibt Regellücken, und das Spiel basiert auf einigen wenigen bestimmten Szenarien, die auf den letzten Seiten des Regelheftes stehen. Da dort auch immer eine Leiste abgedruckt ist, auf der ein Marker weitergeschoben werden soll um die Uhr ablaufen zu lassen, ist die Möglichkeit während des Spiels rasch etwas nachzuschlagen doch sehr eingeschränkt. Die Szenarien oder zumindest einen solchen Punktezähler sollte man sich also kopieren.

Zu Beginn eines Spieles müssen sich die Mitspieler für einen Planeswalker entscheiden und damit auch die Zauberspruchkarten und Armeefiguren dieser Farbe erhalten. Jeder Spruch und jede Figur – ja, auch die Planeswalker – haben einen Punktewert, für den sie gekauft werden müssen, damit man sie aufstellen kann. Das Regelwerk schreibt hier 500 Punkte vor, was die Auswahl bereits stark einschränkt. Anschließend wird eine von drei vorgegebenen Missionen ausgewählt und das Spielfeld entsprechend aufgebaut. Die Missionen berücksichtigen auch die Spielerzahl – von zwei bis fünf Spielern kann man sich duellieren.

Im Spiel ist jeder Spieler abwechselnd an der Reihe und kann in seinem Zug eine Figurenkarte auswählen, die er aktivieren will. Dies ist entweder sein Planeswalker oder ein Trupp von bis zu drei Figuren. Hat der Spieler noch seinen Planeswalker im Spiel und für seine Punkte einige Zauberkarten gekauft, zieht er außerdem von seinem Stapel die oberste Karte. Wie im Miniaturenspiel üblich, folgt nun die Bewegungs- und Angriffsphase. Zum Angreifen und Verteidigen werden die mitgelieferten Spezialwürfel benutzt, welche Schwerter (für Schaden), Schilde (zum Abwehren) und leere Seiten (für Fehlschläge) aufweisen. Wie üblich gilt, dass ein teurerer Trupp stärker und/oder widerstandsfähiger ist. Auch Spezialfähigkeiten sind vorhanden. Der Spieler darf auch bis zu drei seiner Zauberspruchkarten in einer Runde nutzen, was keine Kosten verursacht.

Zu Beginn einer Partie stehen lediglich die Planeswalker auf dem Feld. Werden diese aktiviert, können sie noch vor ihrer Bewegung bis zu zwei Trupps an Einheiten, die in „Reserve“ sind, auf das Feld beschwören.

Da die Handlungsmöglichkeiten auf dem Spielbrett zu einem guten Teil auch von der Sichtlinie der Figuren abhängen, entstehen durch die Dynamik der Figuren manche Schwierigkeiten, beispielsweise wenn bei einer großen Figur der Kopf zur Seite gedreht ist. Diskussionsthemen wie diese und die Auslegung der ungenauen Anleitung sorgten dafür, dass mehrere Testspiele deutlich in die Länge gezogen wurden. Auch der Wunsch nach weiteren Spielen kam nicht wirklich auf. Leider wiederholte sich dieser Eindruck bei einem späteren Testspieltag erneut.

Fazit: „Arena of the Planeswalkers“ hinterlässt bei mir sehr gemischte Gefühle. Ich möchte dieses Spiel mögen, gerade da ich sowohl Fan des Sammelkartenspiels als auch von Tabletops bin. Die Kombination aus unübersichtlichen Regeln, lieblos wirkender Aufmachung und mangelnder taktischer Tiefe konnte jedoch weder mich noch meine eingeladenen Testspieler (drei „Magic“-Spieler, zwei Brettspieler und ein Gelegenheitsspieler) überzeugen. Dem Internet nach gibt es aber auch Spieler, die daran Gefallen gefunden haben, besonders wenn es mit bereits vorhandenem „HeroScape“-Material verbunden wird. Auch die Erweiterungen sollen das Spielerlebnis verbessern. Meiner Meinung nach ist es damit definitiv nicht für jeden geeignet. Zusammengefasst ist es ein schlichteres „HeroScape“ mit günstigerem Material, das auf dem zugegebenermaßen coolen „Magic“-Hintergrund aufgebaut. Daher empfehle ich, das Spiel vor einem Kauf möglichst zu testen.


Arena of the Planeswalkers
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren
Wizards of the Coast/Hasbro
EAN: 5010994910952
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 39,99

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