von André Frenzer
In der Aufmachung erwarten den geneigten Leser erst einmal keine Überraschungen: Wie in der Reihe der Almanache üblich, erscheint auch der „Almanach der Ruinen Golarions“ als 64-seitiger Softcoverband. Der Almanach ist vollfarbig, reichhaltig bebildert und stellt insgesamt sechs Ruinen der Kampagnenwelt Golarion vor.
Die zehnseitige Vorstellung der unterschiedlichen Ruinen ist dabei immer identisch gehalten. Einem kurzen Überblick über das Thema der Ruine folgt die Geschichte der Stadt, die nun in Trümmern liegt. Anschließend werden die aktuellen Bewohner der Ruinen – und das sind zumeist zwei oder mehr verfeindete Parteien – vorgestellt. Im Anschluss skizzieren die Autoren grob, wie ein Kampagnenrahmen rund um die Ruinenstadt gelegt werden kann, worauf dann einige neue Kreaturen, Artefakte oder Regelanpassungen folgen, welche die jeweiligen Orte abrunden.
Die Auswahl der Ruinenstädte ist dabei recht breit angelegt; sei es das verderbte Ilvarandin, das inmitten der Düsterlande liegt und mit verbotenen Verheißungen lockt, die azlantische Sonnentempelkolonie mit ihrem verbotenen Gott oder die von Sand verwehte alt-osirische Hauptstadt Tumen – jede Stadt folgt einem eigenen Thema und überall gibt es viel zu entdecken für die Charaktere. Allen Ruinenstädten gemein ist aber, dass sie keineswegs verlassen und unbevölkert sind, sondern sich stets mehrere Parteien in den Überresten vergangener Zivilisationen feindlich gegenüberstehen.
Positiv möchte ich viele der kreativen Ideen erwähnen, die sich bei den Beschreibungen und den besonderen Artefakten der Ruinen wiederfinden. Dennoch erscheint mir der „Almanach der Ruinen Golarions“ nicht recht durchdacht. Einige der Ruinenstädte wirken dann doch recht beliebig und austauschbar – trotz der im Einleitungstext versprochenen Wunder untergegangener Zivilisationen. Andere wiederum, wie die Sonnentempelkolonie des alten Azlant, schöpfen ihr durchaus vorhandenes Potenzial kaum aus – hier hätte sich sogar eine philosophische Note in die Beschreibung einschleichen dürfen. In meinen Augen leider absolut unbrauchbar sind die Rahmenbeschreibungen potentieller Kampagnen – ähneln sich doch die sechs Kampagnenvorschläge frappierend und lassen sich letztendlich auf die simple Frage: „Wann kann die Gruppe auf welchen Gegner treffen?“ reduzieren. Schade, hier wurde viel Potenzial verschenkt. Dass den Ruinenstädten dabei nur Übersichtskarten und keine Detailkarten interessanter Gebäude spendiert wurden, komplettiert da nur das Bild.
Im Gegensatz zu einigen anderen „Pathfinder“-Veröffentlichungen hat das Lektorat hier einen ordentlichen Job gemacht – mir sind kaum Rechtschreibfehler entgegengesprungen. Optisch erwarten den Leser wenige Überraschungen, reiht sich der „Almanach der Ruinen Golarions“ nahtlos in die Reihe anderer „Pathfinder“- Veröffentlichungen ein – die Bebilderung ist vollfarbig und gut gelungen.
Fazit: Der „Almanach der Ruinen Golarions“ hat mich nicht wirklich überzeugt. Einem großen Pool kreativer Ideen bei der Ausgestaltung einzelner Ruinenstädte stehen kaum brauchbare Spielinformationen und uninspirierte Kampagnenvorschläge gegenüber. Wer aus diesen Informationen tatsächlich eine interessante Kampagne stricken möchte, muss noch so viel Arbeit investieren, dass er sich auch die Basisinformationen nicht aus dem „Almanach“ herauslesen muss.
Almanach der Ruinen Golarions
Quellenband
Tim Hitchcock, Brandon Hodge, Michael Kortes u. a.
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 978-3868896923
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95
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