Alien-Modul 1: Aslan

Sie sind keine Rassen von Schmusekatzen, und die Bewohner des Imperiums fürchten zu Recht die Übergriffe diese aggressiven Rasse. Aufgepasst, jetzt kommen die Aslan!

von Andreas Loos

Nachdem das Quellenbuch über die Spinwärtsmarken dem Spieler einen Einblick in das Dritte Imperium im Allgemeinen und die Grenzregion zwischen dem Imperium und dem Zhodani-Konsulat im Speziellen gegeben hat, veröffentlicht der 13Mann-Verlag die Übersetzung des ersten Alien-Moduls. Dieser Quellenband befasst sich mit den löwenartigen Aslan und wurde aus Informationen des original „Aslan Alien Module“ sowie Artikeln über den Trojan Reach Sector aus dem „Third Imperium Fanzine“, welches Mitte der Achtziger publiziert wurde, zusammengefasst.

Das Buch selbst ist in der von 13Mann gewohnten Qualität gehalten: ein stabiler Hardcoverband, griffiges Papier, Schwarz-Weiß-Bebilderung und zwei Lesebändchen hinterlassen in dieser Hinsicht einen guten ersten Eindruck. Die Qualität der Bilder will ich einmal als durchwachsen bezeichnen. Bei insgesamt 14 Illustratoren bleibt mir aber auch nichts anderes übrig.

Nach einer kurzen Einführung, geht es gleich zur Sache. Das Thema Charaktergenerierung steht zunächst auf dem Plan. Diese orientiert sich an den bekannten Mustern aus dem „Grundregelwerk“ und den anderen zahlreichen Erweiterungen. Änderungen gibt es nur im Detail, um die körperlichen und kulturellen Unterschiede der Aslan zu berücksichtigen. So wird zum Beispiel die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Clan festgelegt und welche Verdienste die Vorfahren des Charakters vollbracht haben.

Die Karrieren sind an die Aslan angepasst. Weibliche Charaktere besetzen traditionell Ingenieurs-, Wissenschafts- und kommerzielle Karrieren, die männlichen Aslan dagegen geben als Anführer nur Befehle und sind Kämpfer. Manche Karrieren sind daher entweder nur Männern oder nur Frauen vorbehalten. Dadurch ergibt sich das Bild, dass die kriegerischen Männer zwar gut kämpfen können, aber oftmals nicht in der Lage sind, auf einem Markt einzukaufen oder einen Computer richtig zu bedienen. Statt Schiffsanteilen erwerben Aslan im Laufe ihrer Karriere Clanaktien, die ihren Einfluss im Clan repräsentieren. Besonders bei den männlichen Aslan ist das Attribut „Territorium“ wichtig. Dieses entspricht ungefähr dem Sozialstatus bei den Menschen und markiert die Größe des eigenen Reviers, das ein Aslan sein Eigen nennt. Die Geschlechtertrennung weitet sich natürlich auch auf das Erlernen von Fertigkeiten aus. Ein Aslan würde keine Fertigkeit erlernen, die traditionell den Frauen vorbehalten ist, das wäre unehrenhaft.

Neben der rigorosen Geschlechtertrennung, die sich natürlich ursprünglich am Sozialverhalten irdischer Löwen orientiert, gibt es noch andere Besonderheiten bei den Aslan. Das Kapitel über die aslanische Spezies beantwortet viele Fragen: von der Zeitrechnung, über die Ursprünge der Aslan, bis zu  ihrer Gesellschaft. Man erfährt viel über Familien, Ehre und die Clans. Auch das Thema Territorium wird noch einmal ausführlicher behandelt. Bräuche und Riten werden dem Leser beschrieben, und weil es so schön ist, wird auch die Rolle der beiden Geschlechter im Detail dargelegt. Die einzelnen Punkte aufzuzählen, die in diesem Kapitel angesprochen werden, würde den Rahmen der Rezension sprengen. Aber bis hin zu dem Glossar mit einigen gebräuchlichen aslanischen Ausdrücken gibt es eine Unmenge an gut aufbereiteten Informationen. Besonders interessant fand ich den Bereich Mathematik, denn da die Aslan nur vier Finger an jeder Hand haben, basiert ihre Mathematik auf dem Oktalsystem.

Nachdem das Wesen der Rasse grob ausgelotet ist, widmet sich das nächste Kapitel der Geschichte der Aslan. Der Bogen wird von den bescheidenen Anfängen auf ihrer Heimatwelt bis zu dem mehrere Sektoren umspannenden Hierat gespannt. Es gibt unter anderem Hinweise zu verschollenen Clans und Abweichlern, die sich möglicherweise in den Tiefen des Alls verbergen. Auch der Bereich Geschichte ist unterhaltsam geschrieben und gibt einen Einblick in das politische Leben der Aslan.

Eine Rasse wie die Aslan verfügt natürlich nicht nur über eine eigene Kultur, sondern auch über Ausrüstungsgegenstände, die nur bei ihnen gebräuchlich sind. Das betrifft vor allem Rüstungen sowie dafür gedachte Modifikationen, die man hier in verschiedenen Varianten findet, und natürlich Waffen, wie es sich für eine Kriegerrasse gehört. Unter den anderen Ausrüstungsgegenständen fand ich den Mausbot, eine Art Jagdspielzeug für Aslan, um deren Jagdtrieb zu befriedigen, sehr amüsant. Um das Kapitel „Ausrüstung“ abzurunden, finden sich neben einigen kybernetischen Anpassungen und einigen anderen Ausrüstungsgegenständen auch noch ein paar bei den Aslan übliche Bodenfahrzeuge.

Eine expansionistische Rasse wie die Aslan hat einen enormen Bedarf an verschiedenen Raumschiffen. Das machen die insgesamt 16 verschiedenen Schiffstypen deutlich, die in dem für „Traveller“ üblichen Format, das heißt komplett mit Deckplänen, hier aufgeführt werden. Das Repertoire reicht von einem kleinen Scoutschiff über das aslanische Pendant eines Freihändlers bis hin zu großen Trägerschiffen und Kreuzern. Die Auswahl lässt kaum Wünsche offen und kann auch Anstoß für eigene Entwicklungen sein.

Der nachfolgende Bereich befasst sich mit Begegnungen im aslanischen Raum. Wie auch alle vorangegangen Kapitel sind hier Vorlagen aus dem „Grundregelwerk“ auf die Aslan zugeschnitten worden. Dazu werden ein paar gut ausgearbeitete mögliche Auftraggeber, mitsamt Abenteuerideen, geboten. Zudem werden typische tierische Bewohner im aslanischen Einflussbereich beschrieben. Außerdem gibt es ein paar generelle Informationen zu Städten und Raumhäfen der Aslan, die einen schönen Eindruck der Eigentümlichkeiten dieser Orte vermitteln. Die Erschaffung der Welten, die von den Aslan beherrscht werden, wird ebenfalls nach modifizierten Regeln bewerkstelligt. Das Ganze ist durchdacht und bietet auch hier eine Vielzahl von Anregungen für Abenteuer.

Nachdem man nun jede Menge Informationen zu dem kriegerischen Volk der Aslan erhalten hat, gibt es jetzt das Sahnehäubchen des Quellenbuchs: Eine Beschreibung der Trojan-Ausdehnung, eines der Grenzgebiete zwischen dem Imperium und dem Hierat der Aslan. Das Format orientiert sich an dem, was man von der Beschreibung der Spinwärtsmarken her kennt. Dieser Teil des Weltraums grenzt an die Marken an und Ereignisse hier können auch die Spinwärtsmarken beeinflussen. Die Ausdehnung gliedert sich in sechzehn Subsektoren. Die Welten in den Subsektoren zwischen den beiden Großmächten sind gut beschrieben und eine wahre Schatztruhe der Inspiration. Umfassende Informationen zu den einzelnen lokalen Mächten offenbaren einen Flickenteppich, der noch unsicherer zu sein scheint, als die Marken. Ich habe mir die Freiheit genommen, die Informationen aus dem „Third Imperium Fanzine“, soweit sie im Netz zu finden waren, einmal durchzusehen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Inhalte so nah wie möglich am Original aufbereitet wurden.

Den Abschluss des Quellenbandes bildet ein für den Spielleiter gedachtes Kapitel, das Tipps und Anregungen bietet, wie man die Aslan in seiner Kampagne einbaut, beziehungsweise einige geeignete Ansätze zum Aufbau eines Spiels in dem nur beziehungsweise vorwiegend Aslan als Spielercharaktere zum Einsatz kommen, aufzeigt. Der hilfreiche Index am Ende gehört schon zum Standard für die „Traveller“-Veröffentlichungen.

Fazit: Wer schon immer die löwenartigen Aslan in seinem „Traveller“-Spiel einbringen wollte, bekommt mit diesem Quellenbuch die allerbeste Gelegenheit, die es je gab. Auch das Original von 1983 kann gegen diesen Band nicht anstinken, genauso wenig die englischsprachige  Softcovervariante von Mongoose Publishing. In meinen Augen ist dieses Buch ein echtes Muss. Allein die präsentierten Raumschiffe lohnen einen Blick. 


Alien-Modul 1: Aslan
Quellenbuch
Gareth Hanrahan u.a.
13Mann Verlag 2011
ISBN: 978-3941420106
232 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,95

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