24: Der offizielle Comic zur TV-Kultserie

Mittlerweile ist die 24 nicht nur als Ziffer zwischen der 23 und der 25 bekannt, sondern auch als Emblem einer originellen US-amerikanischen Fernsehserie, die geschickt Elemente des Thrillers mit Actioneinlagen und dramatischen Handlungsverläufen mischt. Jede Staffel der Serie besteht aus 24 Episoden, die jeweils eine Stunde des gleichen Tages im Leben des Bundesagenten Jack Bauer, gespielt von Kiefer Sutherland, zeigen. Passend zur Deutschlandpremiere der 5. Serienstaffel erscheint beim Comic-Verlag Cross Cult ein Sammelband mit allen bis dato in den USA veröffentlichten Comic-Abenteuern in deutscher Übersetzung.

von Simon Ofenloch

 

Die Geschichten von „24“ sind im Umfeld einer fiktiven amerikanischen Anti-Terror-Einheit der CIA, der so genannten CTU (Counter Terrorism Unit), angesiedelt. Entsprechend muss Jack Bauer, die Hauptfigur der Serie, in jeder Staffel einen oder mehrere Terrorangriffe verhindern. Ihm bleiben dazu nur 24 Stunden, 24 Episoden einer Staffel, die sich zu einem kompletten Tagesablauf summieren. Erzählzeit und erzählte Zeit der mehrfach mit den US-Fernsehpreisen Emmy und Golden Globe ausgezeichneten TV-Serie sind konzeptionell identisch, die Handlungen finden vermeintlich in Echtzeit statt.

Um mehrere zeitgleiche Geschehnisse verdichtet darstellen zu können, bedient sich die Serie der so genannten Splitscreen-Technik. Dabei ist der Bildschirm in mehrere Einzelfenster unterteilt, in denen unterschiedliche Handlungsabläufe gleichzeitig zu sehen sind. Das grafische Element der Splitscreen evoziert eine stilistische Nähe zum Medium Comic. Wie naheliegend war da eine Zweitauswertung der Serienidee in gezeichneten Abenteuern. Womit wir bei „24“ – dem Comic – wären.

Wie bei Cross Cult üblich, präsentiert sich der Sammelband als hochwertiges Hardcoverprodukt. Der Einband ist mit Kiefer Sutherland in typischen Rollenposen als Jack Bauer ansprechend gestaltet, die Verarbeitung erscheint robust. Auf 160 Seiten sind drei Comic-Episoden und ein Vorwort versammelt. Das Vorwort, ein unverhohlen tendenziöser Essay zu Konzeption und Rezeption der innovativen TV-Serie, wurde von Christian Langhagen exklusiv für die deutsche Ausgabe der Comic-Abenteuer verfasst. Der Text beleuchtet auf vier Seiten unter anderem auch die kritischen Aspekte der Serie, welche in diesem Zusammenhang auch mal als „Folterporno mit Emmy-Würden“ betitelt wird.

Auf das Vorwort folgen die drei Bildergeschichten „Die letzte Kugel“, „Mitternachtssonne“ und „Stufen“. Für die Texte zeichnen in allen drei Fällen die Autoren J. C. Vaughn und Mark L. Haynes verantwortlich. Die Zeichnungen stammen bei den ersten beiden Comics von Renato Guedes, beim dritten von Manny Clark.

Die Ereignisse in „Die letzte Kugel“ spielen 18 Monate vor der ersten TV-Serienstaffel. Der Comic präsentiert Jack Bauers ersten Tag im Dienste der CTU und das erste Zusammentreffen mit seiner bedeutsamen Kollegin Nina Myers. Den dramaturgischen Rahmen liefert eine explosive Zeugenschutz-Hatz gegen ein IRA-Mordkommando.

„Mitternachtssonne“, der ursprünglich als dritter Comic zur TV-Serie produziert wurde, erscheint im Sammelband chronologisch an zweiter Stelle und orientiert sich somit an den Handlungsverläufen der Fernsehstaffeln. In dieser Geschichte arbeitet Jack Bauer während eines Undercover-Einsatzes bei Ökoterroristen in Alaska mit Chase Edmunds zusammen. Dies augenscheinlich noch bevor er undercover beim Drogenkartell der Salazar-Brüder, bedeutsamen Handlungsträgern der dritten TV-Serienstaffel, ermittelt.

„Stufen“ bereichert jenen Einsatz durch eine Abbildung der innerhalb der TV-Serie nicht gezeigten Undercover-Phase, während der Jack Bauer seine vorgetäuschte Loyalität gegenüber Ramon und Hector Salazar unter Beweis stellen muss.

Alle drei Comic-Geschichten sind bemüht, dem Konzept des Handlungsverlaufs in 24 Stunden zu folgen. Jede Episode schildert Ereignisse im Rahmen eines kompletten Tagesablaufs. Gelegentliche Zeitangaben in der für die TV-Serie typischen Digitalanzeige betonen die grafische Umsetzung dieses wesentlichen Aspekts.

Die Bildergeschichten sind ansprechend umgesetzt. Obwohl die ersten beiden vom selben Künstler gezeichnet wurden, sind alle drei in unterschiedlichen Stilen gehalten. Dabei sind aus der TV-Serie bekannte Gesichter neben Jack Bauer wie Richard Walsh, Tony Almeida, Michelle Dessler, Ryan Chapelle, Chloe O’Brian und die bereits erwähnten Nina Myers, Chase Edmunds, Ramon und Hector Salazar in einem stets naturalistisch-realistischen Zeichenstil sehr gut getroffen. „Stufen“ erscheint grafisch nahezu fotorealistisch.

Fazit:
Für Fans der TV-Serie ist der Hardcover-Sammelband von Cross Cult mit Sicherheit ein absolutes Muss. Die Aufmachung ist hervorragend. Die Comics bieten ein Wiedersehen mit bekannten und liebgewonnenen Charakteren und bereichern mit spannenden Abenteuergeschichten das von der Fernsehserie etablierte Universum. Für Unkundige der Fernsehserie sind die Bildergeschichten vermutlich ungeeignet, da sie vielfach Bezug nehmen auf aus den TV-Serienstaffeln bekannte Beziehungen und Ereignisse. Ein schwerwiegender Wermutstropfen ist der Preis. Obwohl sich der Betrag natürlich anbietet, sind 24 Euro doch eine Menge Geld.


24: Der offizielle Comic zur TV-Kultserie
Comic
J. C. Vaughn, Mark L. Haynes, Renato Guedes, Manny Clark
Cross Cult 2006
ISBN: 3-936480-40-0
160 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,00

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