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Zauberzwerg

Das für erfolgreiche Brettspiele früher oder später Kartenspielvarianten erscheinen, ist bekanntlich nichts Neues. Beispiele für gute und weniger gelungene Umsetzungen kennt jeder. Nun hat es Amigo mit seinem „Kinderspiel des Jahres“ von 2022 gewagt und aus „Zauberberg“ wurde „Zauberzwerg“. Wir wollen feststellen, ob der Zwerg mit dem großen Bruder mithalten kann.

von Jan Pachl

Worum geht es bei „Zauberzwerg“?

„Zauberzwerg“ ist – wie der große Bruder „Zauberberg“ – ein kooperatives Wettrennen. Mit Hilfe von zufällig gezogenen „Irrlichtern“ steuern wir unsere Zauberlehrlinge durch einen Wald. Doch sind dort auch die Hexen, welche ebenfalls mit Hilfe dieser Lichter aus dem Wald zu entkommen versuchen. Ziel ist es nun, die Zauberlehrlinge aus dem Wald zu geleiten und dabei nicht zu viele Hexen mitzunehmen. 

Beim großen Bruder „Zauberberg“ begeistert uns besonders der Mechanismus der zufällig gezogenen bunten Murmeln, welche die „Irrlichter“ repräsentieren. Diese lässt man eine schiefe Ebene hinab rollen, wobei sie Zauberlehrlinge und Hexen anstupsen. Die stete Frage der Spieler lautet: „Wie kann ich die Kugel (versuchen zu) steuern, sodass sich möglichst viele der Zauberlehrlinge möglichst weit bewegen?“ Oder: „Muss ich mit den Hexen spielen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen?“ 

Es ist ein wunderschön gestaltetes Spiel mit einfachen Regeln, welche selbst kleine Kinder schnell verstehen. Ein gelungener Mix aus Glück („Welches Irrlicht ziehe ich?“) , Taktik („Wo setze ich das Irrlicht ein?“) und Geschick („Wie kann ich das Irrlicht lenken?“). Auch im dritten Jahr sorgt es für andauernden Spielspaß und ist immer noch hoch im Kurs, wenn es an den wöchentlichen Familien-Spieleabend geht. 

Das soll jetzt als Kartenspiel funktionieren? Wir waren zunächst skeptisch, aber doch interessiert, als wir „Zauberzwerg“ auf einer kleinen Spielemesse im Urlaub entdeckten. Eine Partie später wussten wir es … 

Wie läuft eine Partie „Zauberzwerg“ ab?

„Zauberzwerg“ besteht aus einem variablen Spielplan mit zwei Schwierigkeitsstufen, 4 Zauberlehrlingen, 3 Hexen und 50 Karten sowie einer kleinen Spielanleitung. Das Spiel ist schnell spielbereit. Die Elemente des Spielplans werden zusammengesteckt und die Irrlichtkarten, welche die Murmeln ersetzen, werden rund um den Pfad ausgebreitet. Eine Karte wird offen ausgelegt. Schließlich werden noch die Zauberlehrlinge und Hexen auf deren Startpositionen gesetzt und schon kann es losgehen. 

Ich ziehe eine der verdeckten Karten. Diese zeigt ein Irrlicht sowie eine Hexe oder einen Zauberlehrling. Ich weiß damit, welche Figuren sich wohin bewegen könnten. Doch halt! Ich kann mich jetzt entscheiden: Nehme ich diese Karte oder tausche ich sie gegen die offen ausliegende? Schlussendlich muss ich eine Figur bewegen, was auch immer ich wähle beziehungsweise was man im Rat der Mitspieler beschließt. Es ist ein hochkommunikatives und interaktives Spiel. Schon ist der nächste Spieler dran und damit die nächste Beratung. Bewegen wir vielleicht doch eine Hexe ein wenig, um im nächsten Zug den großen Sprung mit einem Zauberlehrling direkt ins Ziel zu schaffen? 

Nach etwa 15 Minuten haben wir dann hoffentlich unsere Zauberlehrlinge im Trockenen und die Hexen irren noch irgendwo im Wald umher. 

Wie ist das Spielgefühl?

Die Umsetzung als Kartenspiel ist stimmig und rund. Der Mechanismus des Kartenziehens mit der Tauschmöglichkeit bietet genügend Freiheiten, um auch taktisches Spielen zu ermöglichen, und damit auch für die Großen von Reiz zu sein. Epische Züge, bei denen man 3 Zauberlehrlinge gleichzeitig ins Ziel bringt, wie in „Zauberberg“,  sind zwar nicht mehr möglich, dafür aber auch nicht die frustrierenden durchlaufenden Kugeln gegen Ende der Partie. Der Glücksfaktor ist vergleichbar geblieben.

Für mehr Abwechslung gibt es noch optionale Sonderkarten und einen kompetitiven Spielmodus. Die Regeln sind überschaubar und selbst einem Vorschulkind in wenigen Minuten erklärt. 

„Zauberzwerg“ kann man praktisch überall spielen, und es ist so kompakt, dass sich auch in der vollsten Reisetasche noch eine Lücke dafür findet. Man benötigt nur minimalen Platz für den Aufbau und dieser muss nicht einmal eben sein. Bei entsprechenden Windbedingungen ist es also sogar strandgeeignet.  

Fazit: Für eine UVP von 10,99 Euro bietet „Zauberzwerg“ abwechslungsreichen Spielspaß für 1 bis 6 Spieler ab 5 Jahren. Ein gelungener „kleiner Bruder“ zum Kinderspiel des Jahres 2022.

Zauberzwerg 
Kartenspiel für 1 bis 6 Spieler ab 5 Jahren 
Bernhard Weber, Jans-Peter Schliemann 
Amigo 2023 
EAN: 4007396023558 
Sprache: Deutsch 
Preis: 10,99 EUR

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