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Yumi and the Nightmare Painter

Die Seelen von Nikaro und Yumi werden auf rätselhafte Weise miteinander verbunden, weshalb sie zwischen ihren Welten wechseln können. Yumis Kultur erinnert an das historische Korea, während Nikaro ähnlich wie im modernen Japan lebt. Diese Unterschiede führen zu urkomischen Momenten, zugleich gilt es herauszufinden, was die beiden zusammengeführt hat.

von Alice

Yumi ist eine Geisterbeschwörerin, deren Alltag darin besteht, jeden Tag die gleichen Rituale zu befolgen und unglaublich hohe Türme mit Steinen zu stapeln, um die Geister zu beeindrucken. Diese helfen daraufhin dem Volk aus Nöten aller Art. Alltägliche Dinge, wie das Ankleiden, übernehmen bereits ihre Diener – Yumi wird sogar gefüttert. Die Geisterbeschwörerin führt ein diszipliniertes Leben und macht ihre Arbeit hervorragend, doch manchmal sehnt sie sich nach einem anderen Leben, ein Wunsch, der schon bald auf absurde Weise in Erfüllung geht. 

Durch ein ihr unerklärbares Ereignis wird ihre Seele mit der eines jungen Mannes aus einer anderen Welt verbunden, was dazu führt, dass sie zwischen ihren Welten hin- und her wechseln. Bei dem Mann handelt es sich um Nikaro, meistens einfach nur Maler genannt. In seiner Welt wandern geisterhafte Wesen umher, die durch das Erschaffen von Gemälden gebannt werden. Er macht dies beruflich und verbringt somit einen Großteil seines Lebens damit. Nach Feierabend geht er ins Nudelrestaurant oder macht sich einen gemütlichen Abend in seiner Wohnung mit fließend Wasser und Strom, Dingen, die Yumi nicht kennt. 

Die Verbindung ihrer Seelen führt dazu, dass sie zwischen ihren Welten wechseln und in den Körper des jeweilig anderen schlüpfen. Maler muss somit das Stapeln von Steinen mühselig lernen, weshalb die Geister sich von ihm abwenden. Wenn sich Maler aus Gewohnheit etwas zu Essen holt, wird er dafür getadelt, dass er sich nicht hat bedienen und füttern lassen. Yumi hat es ebenfalls schwer. Mit ihren mangelhaften Malkünsten bannt sie keinen einzigen Albtraum. Zudem ist sie zunächst einmal mit der Dusche überfordert und weiß auch nicht, wie man kocht, woraufhin sie beschließt, ins Nudelrestaurant zu gehen. In diesem treffen sich meist Malers Freunde, mit denen sich nun auch Yumi anfreundet. Schon bald wird sie zu einer Shopping-Tour mitgenommen und entscheidet zum ersten Mal in ihrem Leben selbst, wie sich kleiden möchte. Der Verbindung der Seelen hat jedoch eigentlich einen tieferen Grund, denn beide Welten werden von einer gemeinsamen Gefahr bedroht. Stück für Stück versuchen Maler und Yumi das Rätsel zu lösen und erhalten verblüffende Erkenntnisse.

Trotz der Gefahr durch albtraumhafte Geisterwesen ist der Roman in erster Linie erheiternd. Yumis Kultur ähnelt dem historischen Korea und trifft auf Malers Kultur, die an das modernen Japan angelehnt ist. Dadurch kommt es zu zahlreichen urkomischen Szenen, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ebenfalls unterhaltsam sind die Kommentare des Erzählers, von dem man zunächst einmal nicht weiß, um wen es sich handelt. Für durchgehende Spannung sorgt die Frage, inwiefern die beiden Welten in Verbindung stehen. Die Antwort ist eine grandios verrückte Wendung, mit der man nicht rechnet.

Die Entwicklung der Charaktere ist ergreifend. Yumi durchlebt den Konflikt zwischen ihrer großen Verantwortung für das Volk und dem Bedürfnis, sich selbst mal etwas zu gönnen. Maler hat seine Freunde belogen und sich nie getraut, das aufzuklären, weshalb er sich immer mehr zurückzieht – bis er Yumi kennenlernt.

„Yumi and the Nightmare Painter“ weicht sehr von Brandon Sanderson üblichen Schreibstil ab, ist aber hervorragend gelungen. Dies zeigt, wie vielfältig der Autor schreiben kann. Wer andere Werke von ihm kennt, wird übrigens hin und wieder Anspielungen an das Kosmeer-Universum entdecken. 

Dieser Roman überzeugt nicht nur erzählerisch, sondern ist auch optisch eine Augenweide. Im Laufe der Geschichte findet man immer wieder wundervolle farbige Illustrationen, die wie Gemälde aussehen. Diese sind vermutlich der Grund, weshalb durchgehend helles und relativ dickes Papier verwendet wurde, was dem Buch insgesamt eine hochwertige Wirkung verleiht. Schön ist auch, wie die beiden Farben Magenta und Türkis für die Seitenanzahl und Kapitel eingesetzt werden. Gleich zu Beginn und am Ende des Buches findet man ebenfalls wundervolle Illustrationen, diesmal in Schwarz-Weiß.

Leseprobe

Fazit: „Yumi and the Nightmare Painter“ ist eine erheiternde und ergreifende Geschichte von zwei jungen Menschen aus völlig unterschiedlichen Kulturen. Die Frage, was ihre Welten miteinander verbindet, sorgt durchgehend für Spannung. 

Yumi and the Nightmare Painter
Fantasy-Roman
Brandon Sanderson
Knaur 2025
ISBN: 978-3-426-56284-0
480 S., Hardcover, deutsch 
Preis: 26,00 EUR

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