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Star Wars: Der Weg in die Freiheit

Die sinistre Commander Zahra konnte von Prinzessin Leia bezwungen werden, und mit diesem Sieg endete eine ganze Reihe tragischer Niederlagen und Verluste, die mit der Flucht der Rebellen von Hoth ihren Anfang nahm. Doch so langsam beginnt sich für die Rebellenallianz das Blatt zu wenden. Erste nadelstichartige Angriffe fügen dem Imperium Schmerzen zu. Doch das hat einen gewaltigen Trumpf im Ärmel …

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint die Ausgaben #26-30 der Reihe „Star Wars (2020)“. Die Geschichten darin tragen sich parallel zu den Ereignissen der Event-Mini-Serie „Hidden Empire“ zu, in welcher der letzte Kampf der Verbrecherorganisation Crimson Dawn gegen das Imperium erzählt wird. Es gibt auch tatsächlich Bezüge in diese Richtung, die aber nicht plotentscheidend sind. Die fünf hier gesammelten „Star Wars“-Comic-Hefte wurden ursprünglich zwischen August 2022 und Januar 2023 in den USA auf Englisch veröffentlicht. Dieser deutsche Sammelband folgte dann im August 2023. Geschrieben wurden die Comics weiterhin von Charles Soule, illustriert wurden sie von Andrés Genollet und Ramon Rosanas, die Kolorierung besorgte Rachelle Rosenberg.

Die Geschichte schließt nicht unmittelbar an den Vorgängercomic an, sondern macht einen kleinen zeitlichen und inhaltlichen Sprung. Es geht mit einem nadelstichartigen Angriff der Rebellen auf eine imperiale Parade los, bei der die Allianz der Galaxis beweist, dass man sie noch nicht abschreiben sollte. Rebellenintern hebt das die Moral und man fühlt sich auf dem richtigen Weg.

Dann erfolgt ein deutlicher Szenenwechsel zu dem imperialen Geheimprojekt „Zweite Sonne“, das von Moff Jerjerrod geleitet wird (ein Schelm, wer dabei an ein gewisses kugelförmiges Raumobjekt denkt, das weder Mond noch Sonne ist). Dabei lernen wir ein junges Paar kennen – er ist Jerjerrods Adjutant, sie Logistikoffizierin –, das, wie sich herausstellt, zum Spionagenetzwerk von Qi’ras Crimson Dawn gehört. Als im Comic „Hidden Empire“ die Hütte für Qi’ra und ihre Leute zu brennen beginnt, ruft diese ihr gesamtes Personal aus dem Imperium ab, damit ihre Leute nicht von Vaders Häschern erwischt werden. Auch Bev und Jon erhalten die Nachricht, sich aus dem Staub zu machen. Doch ihr Weg in die Freiheit ist voller Gefahren.

Obwohl die Handlung anfangs sehr für sich zu stehen scheint, gelingt Charles Soule doch der Dreh, die Rebellen ins Spiel zu bringen, und am Ende erweist sich diese ursprünglich aus drei Heften bestehende Geschichte als erstaunlich relevant für den Fortlauf der globalen Handlung zwischen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“.

Danach geht es für die Helden der Rebellion – genauer Leia, Luke, Lando und Chewie – mit einem Entspannungswochenende am Pool weiter, das auf den ersten Blick so absurd wirkt, dass man sich im falschen Film (oder Comic) wähnt. Doch Amilyn Holdo, die in einer genialen Retcon-Aktion nach „Episode VIII: Die letzten Jedi“ zur besten Freundin von Leia deklariert wurde, hat den Urlaub nicht ohne Hintergedanken organisiert. Sie ist auf der Spur eines verschollenen Tankerkonvois, der alle Treibstoffprobleme der Rebellenflotte beheben könnte, wenn man ihn denn finden könnte. Leider weiß niemand, wo die Schiffe damals verschollen sind. Neben Holdo wird hier noch eine weitere Brücke geschlagen, nämlich zur Zeit der „Hohen Republik“, denn es kommen Artfakte der Nihil mit ins Spiel.

Beide Geschichten (der Angriff am Anfang ist eher ein Prolog) wissen gut zu unterhalten, wenngleich sie nicht alles an Drama aus ihrem Material herausholen. So endet der Weg in die Freiheit für unsere Ex-Imperialen nach einem starken Einstieg doch etwas abrupt. Die zweite Story läuft sogar auf einen Cliffhanger hinaus, weil es sich dabei eigentlich nur um Heft 1 eines Sechsteilers handelt, dessen Rest dann im Folge-Sammelband „Die Verbindung zur Macht“ nachgeliefert wird. Was mir allerdings nach wie vor viel zu kurz kommt, ist die Suche von Lando und Chewie nach Han Solo. Am Ende von „Das Imperium schlägt zurück“ sind die beiden mit dem Versprechen in den Falken gestiegen, Han zu finden und zurückzubringen. Davon ist nun schon seit mehr als nur ein paar Comics keine Rede mehr. Schöne Freunde, könnte man da sagen.

Visuell wird solide Durchschnittskost geboten. Ramon Rosanas hat einen etwas weniger realistischen Stil, doch seine Figuren sind gut erkennbar und vor allem die Mimik transportiert sehr treffend die Gefühle der Protagonisten. Da verzeiht man auch den hin und wieder etwas nachlässiger hingepinselten Strich. Andrés Genollet pflegt dagegen einen sehr feinen, sparsamen Strich, dem etwas durchgehend Elegantes anhaftet. Hier findet man kaum eine Linie zu viel im Panel. Mir gefällt das durchaus gut, auch wenn die Protagonisten ein wenig wie aus einer 1980er-Jahre-Hochglanz-Krimiserie entsprungen wirken und eigentlich zu glatt und schön sind. Man weiß, wer wer sein soll. Aber die Ähnlichkeit hält sich in Grenzen.

Am Ende steht eine vollständige Cover-Galerie mit den tollen Motiven von E. M. Gist. Einzig auf Variant Covers muss man leider verzichten, was durchaus immer wieder schade ist, weil es auch tolle Variants da draußen gibt.

Fazit: „Der Weg in die Freiheit“ erzählt die Zeit der Rebellion zwischen „Episode V“ und „Episode VI“ weiter. Der erste Dreiteiler kann gut für sich stehen und wäre auch ein Einstiegspunkt für Fans, die bisher gezögert haben. Am Ende steht aber ein Cliffhanger, der die Lektüre des Folge-Sammelbandes fast obligatorisch macht. Gute Unterhaltung – bloß die Mission zur Rettung von Han Solo fehlt mir nach wie vor.

Star Wars: Der Weg in die Freiheit
Comic
Charles Soule, Ramon Rosanas, Andrés Genollet, Rachelle Rosenberg
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3563-2
112 S., Softcover, deutsch
Preis: 15,00 EUR

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