von Bernd Perplies
„The Few and Cursed“ ist eine kleine, würfelförmige Erweiterung für das Spiel „Maximum Apocalypse“ – genauer gesagt für die neuere Ausgabe „Maximum Apocalypse: Verwüstete Lande“, denn sie verwendet das Tageszeit-Tableau, das nur in „Verwüstete Lande“ enthalten ist. Entworfen wurde die Erweiterung von Mike Gnade selbst, dem Entwickler von „Maximum Apocalypse“, wobei er sich für die Optik und Story bei der düsteren Comic-Welt von „The Few and Cursed“ bedient hat.
Die Box enthält alles, um einerseits die rothaarige Heldin der Comics, die Fluchjägerin, als Charakter zu spielen und andererseits die triste Welt von „The Few and Cursed“ zum Leben zu erwecken. Konkret heißt das, wir bekommen einen Papp-Aufsteller und eine Plastikminiatur der Heldin sowie den Fluchjägerin-Stapel mit 31 Karten. Dazu gesellen sich zwei Aufsteller für Boss-Gegner (die man eigentlich nicht braucht), sechs Fluchmarker, 30 Gegnerkarten, 30 Stammes-Gegnerkarten, 4 Promo-Karten (was daran „Promo“ ist, weiß ich nicht, denn zwei von ihnen braucht man zwingend für die vorliegenden Szenarien), vier Kartentrenner und schließlich ein kleines Regelheftchen samt drei Missionen.
Der bedrückenden Comic-Vorlage angemessen, kommt das ganze Set ziemlich düster daher und die drei Missionen sind auch durchaus knackig zu nennen. Das liegt nicht zuletzt an den verwendeten Gebietsplättchen. Es gibt sehr wenig Felder mit Such-Symbol, dafür ganz viel Einöde und Wüste, Felder, die einem allein beim Betreten ein Opfer abfordern. Dazu kommt der Status „verflucht“, den man sich durch ein Gebiet oder Gegner einhandelt und der auf praktisch allen neuen Gebietsplättchen negative Effekte zur Folge hat. Will man also dort Unterschlupf vor den Hitze-Gefahrenkarten suchen oder die Such-Symbole nutzen, die die Plättchen aufweisen, muss man – erneut – immer ein Opfer vorher bringen.
Wobei man hier ein wenig tricksen kann. Ich weiß nicht, warum, aber die Gebietsplättchen der Erweiterung haben einen anderen Kartenrücken als die der Grundbox. Da man das modulare Spielfeld zwar verdeckt, aber sonst nach Belieben auslegen kann, kann man sich die Plättchen dieser Erweiterung etwas zur Seite legen. So läuft man nicht Gefahr, direkt verflucht zu werden oder durch Fluch-Effekte einen todbringenden Rückweg von einem möglichen Zielplättchen zum Lager nehmen zu müssen.
Auch die Gegner sind durchaus von der fieseren Sorte. Nicht wenige werden stärker, wenn man verflucht ist. Außerdem ist „Gift“ ein häufiger Nebeneffekt, den man aufgrund der wenigen Such-Möglichkeiten nur schlecht wieder los wird, sodass man, selbst wenn man Gegnern bestmöglich aus dem Weg geht, langsam aber sicher daran eingeht.
Und dabei ist es oft gar nicht möglich, Gegner zu vermeiden. Denn die Missionen verlangen gleich zwei Mal, dass man einen Verbündeten mitten im Gegnerstapel findet. Schlecht gemischt, muss man sich also vorher mit zig Feinden herumschlagen, bevor man sein Missions-Teilziel erreicht. Taktisch klug handelt hier, wer zumindest die Stammes-Gegner auf seine Seite zieht, denn sonst ist die Feindesflut selbst mit der reichhaltigen Bewaffnung der Fluchjägerin kaum zu bewältigen.
Die Fluchjägerin ist zugegebenermaßen ziemlich kampfstark. Sie kann durch ihren eigenen Karteneffekt und ihren Hut gleich zwei Mal ausgehenden Schaden erhöhen, sodass Angriffe mit sechs bis sieben Schadenspunkten absolut möglich sind. Wird die Karte „Sensenfrau“ gespielt, haut man gar zwölf Schadenspunkte raus – allerdings steckt man dabei auch fünf selbst ein. Diese Pflicht zum Opfer findet man auf diversen Karten. Das zieht sich, ihr merkt es, durch die ganze Erweiterung. Man bekommt bei „The Few and Cursed“ nichts geschenkt.
Die drei Missionen erzählen eine nur rudimentäre Geschichte, sind aber dennoch recht spannend, wenngleich der Schwierigkeitsgrad zumindest in zwei Fällen doch sehr vom Glück beim Kartenziehen abhängt. Aber dass eine Mission bei „Maximum Apocalypse“ sehr unterschiedlich schwer sein kann und durchaus mal länger, mal kürzer ausfällt, ist ja schon seit der ersten Edition bekannt. Schade ist, dass nur so wenig neue Missionen geboten wurden. Die insgesamt zehn Bosse, die man mit den Gegnerstapeln bekommt, werden beispielsweise nicht ansatzweise genutzt. Hier wäre echt mehr drin gewesen.
Der Regelteil im beigelegten Heftchen selbst bleibt leider sehr rudimentär. So gibt es nur einen Absatz zum neuen Status „verflucht“. „Zu Beginn der Partie erhaltet ihr jeweils 1 doppelseitigen Fluchmarker“, heißt es dort etwa. Ob das bedeutet, dass man direkt verflucht startet oder den Marker erst auslöst, wenn man das erste Mal auf das Schlüsselwort „Fluch“ trifft, wird nicht verraten. Auch dass das Schlüsselwort „Fluch“ den Status „verflucht“ auslöst, steht nirgendwo. Das muss man sich selbst erschließen. Und kann man beispielsweise mehrfach „verflucht“ werden und addieren sich dann die Effekte? Das wird weder verneint noch bejaht (womit es vermutlich „nein“ heißt, denn es bekommt ja jeder zu Spielbeginn nur einen doppelseitigen Marker). Kurz gesagt: Man kann sich die neuen Regeln erschließen. Zwei bis drei erklärende Sätze hätten aber nicht geschadet und die Macher auch nicht umgebracht.
Fazit: Die kleine Erweiterung „The Few and Cursed“ für „Maximum Apocalypse“ bietet eine Menge Western-Endzeitstimmung. Mit dem Status „verflucht“, den wenigen Feldern mit Such-Symbolen während der Missionen und den knackigen Gegnern würde ich es eher im oberen Bereich der Schwierigkeits-Skala für dieses Spiel ansiedeln, aber genau diese Art von Herausforderung macht ja auch Spaß! Dass man mit der Fluchjägerin eine sehr coole, kampfstarke Figur dazubekommt, ist ein Bonus obendrauf. Empfehlenswert – auch wenn ich mir wirklich drei Missionen und drei Sätze der Regelerläuterung mehr gewünscht hätte.
Maximum Apocalypse: The Few and Cursed
Brettspiel-Erweiterung für 1 bis 4 Spieler ab 13 Jahren
Mike Gnade
Rock Manor Games/Grimspire 2024
EAN: 4255682703183
Sprache: Deutsch
Preis: 19,99 EUR
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