von Daniel Pabst
„Heredity – Die Geschichte von Swan“ ist ein kooperatives Brettspiel von Jerome Cance und Laurent Kobel, illustriert und gestaltet von Tania Sanchez-Fortun und Aurelien Delauzun. Das kürzlich bei Pegasus Spiele erschienene Spiel für ein bis vier Personen enthält fünf Kapitel mit einer Spieldauer von jeweils zwei bis drei Stunden. Ihr erhaltet die Möglichkeit, in die Rolle eines der vier Familienmitglieder zu schlüpfen: Selena, Brick, Djamal oder Maeve. Was erwartet euch dabei?
Die Welt sieht düster aus. Das liegt daran, dass der „Stecker gezogen wurde“ und die Welt aus unerklärlichen Gründen ohne Strom ist. Von einem zum anderen Tag, haben sich die Verhältnisse damit zum Schrecklichen verändert. Es herrscht ein Überlebenskampf. Zu allem Übel scheint es eine gewaltbereite Horde darauf abgesehen zu haben, das fünfte Familienmitglied namens „Swan“ zu entführen. Und so stürzt ihr euch in ein Abenteuer, welches mit einer Gesamtspieldauer von zehn bis fünfzehn Stunden eine Mischung aus „Mad Max“, „The Last of Us“, „Die Straße“ oder auch „The Walking Dead” bietet.
Das Gameplay ist recht schnell erklärt. Jedes der fünf Kapitel wird in einem nummerierten Kartenstapel erzählt. Je nachdem, welche Entscheidung ihr trefft, zieht ihr die entsprechende Karte aus dem Stapel und lest ihren Text vor, oder führt den entsprechenden Handlungsverlauf aus. So entfaltet sich vor euch jeweils ein Spielplan, auf dem ihr eure Figuren und die eurer Begegnungen platziert. Kämpft ihr oder versucht ihr euch in Frieden durch die Apokalypse zu bewegen? Im Rahmen des Spiels werde euch immer wieder verschiedene Wege eröffnet, die am Ende zu einem etwas anderen Handlungsstrang führen. Selbstverständlich werdet ihr auch verschiedene Gegenstände finden, die ihr aufnehmen und ausrüsten könnt und die ihr über die Kapitel behaltet, wobei manche davon nur einmal einsetzbar sein werden.
Was die Autoren dieses Brettspiels richtig gut gemacht haben, ist die Tatsache, dass die Atmosphäre der Geschichte direkt von Beginn an überzeugt und bei Laune hält. Hinzu kommt ein simples, aber dennoch innovatives Spielsystem. Zum einen liegt das an den großflächigen Charakterkarten, die das gesamte Spiel über vor euch liegen und an deren Seiten ihr die Gegenstände ausrüsten könnt. Zum anderen kommt das durch die Zeitleiste, die mit euren Entscheidungen mehr und mehr Form annimmt und viele Herausforderungen bietet. Da ihr die Orte der fünf Kapitel erst im Laufe des Spiels weiter aufdeckt und damit erkundet, ist auch ausreichend Spannung im Spiel. Wer von euch den ersten Schritt einer Spielrunde macht und wie ihr die Zugreihenfolge danach gestaltet, liegt übrigens bei euch. Hier macht das Spiel nämlich keine Vorgaben.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen, wie etwa der „Adventure Games“-Reihe von Kosmos, ist dieses Brettspiel mehr für Erwachsene geeignet. Dieses „Point-Click-Adventure“ bietet weniger Text und dafür mehr Action, und auch gruseligere Momente sind dabei. Diejenigen, die das Spiel „7th Continent“ zu umfangreich oder zu komplex empfanden, denen könnte stattdessen „Heredity“ besser gefallen, da es gradliniger, simpler und weniger komplex ist. Neben all dem Lob ist zu beachten, dass der Wiederspielspielwert hier gegen Null geht, da man nach den vielen Stunden wohl nicht noch einmal von vorne beginnen möchte und auch die anders zu treffenden Entscheidungen das Ende nur minimal beeinflussen werden.
Inhaltlich soll an dieser Stelle nicht zu viel gespoilert werden, da der Spielspaß gerade daraus besteht, gemeinsam die unbekannten Karten umzudrehen, Entscheidungen zu treffen und die Handlung zusammen zu „erleben“. Die graphische Gestaltung des Spiels unterstützt die Atmosphäre. Das Material des Spiels dient seinem Zweck und besonders die einzelnen Figuren, welche in den Orten auftauchen, sehen gut aus. Nicht abschrecken lassen sollte man sich nach alldem von dem recht nichtssagenden und sehr dunklen Spielcover auf der Box, da der Inhalt und damit die Spielfreude am Ende mehr zählt.
Fazit: Bei „Heredity“ handelt es sich um ein Brettspiel, welches sich thematisch wie eine postapokalyptische TV-Serie spielt. Spätestens nach dem ersten Kapitel wird man Feuer gefangen haben und wissen wollen, wie es mit der Familie weitergeht. Nicht nur das Schicksal von Swan liegt hier in euren Händen!
Heredity – Die Geschichte von Swan
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
Jerome Cance und Laurent Kobel
Pegasus Spiele 2025
EAN: 4250231741036
Sprache: Deutsch
Preis: 49,99 EUR
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