von Frank Stein
Die erste Ausgabe des großformatigen und opulent bebilderten Hardcoverbuchs brachte 2002 Panini-Dino heraus, eine deutsche Lizenzierung des US-Originals, das bei DK erschienen war. Zehn Jahre später, 2012, veröffentlichte DK anlässlich von Christopher Nolans Kinofilm „The Dark Knight Rises“ eine vollständig überarbeitete Neuausgabe des Buchs (mit einem Batman auf dem Cover, der sicher nicht zufällig verdächtig an Christian Bale erinnerte). Ein weiteres Jahrzehnt später, 2022, kam dann diese zweite Neuausgabe heraus, diesmal anlässlich des Kinofilms von Matt Reeves, „The Batman“ – und natürlich diesmal im passend düsteren Rotton des Filmdesigns gehalten. Gerade diese visuelle Nähe zu den Kinofilmen führt allerdings in die Irre, wie wir gleich noch sehen werden.
Ich kenne nur die Ausgabe von 2002. Im Vergleich zu dieser ist die 2022er-Edition mit ca. 24x28 cm geringfügig kleinformatiger geworden. Dafür hat sie fast 100 Seiten mehr und ist viel aktueller. Abgesehen von der grundsätzlichen Struktur und einigen wiederverwerteten Illustrationen haben beide Bücher nicht viel gemein. Die 2012er-Ausgabe hatte ich nie in der Hand, man sagt ihr aber große Ähnlichkeit zur 2022er-Edition nach. Auf den ersten 190 Seiten soll es vor allem zu kleineren Änderungen in Layout und Illustrationen gekommen sein. Erst die letzten Seiten schließen die inhaltliche Lücke der zehn Jahre, die zwischen den Erscheinungsterminen lag. Das umfasste dann etwa „Batman: Metal“ und die Hochzeit von Bruce Wayne und Selina Kyle. Das nur als Hinweis für Besitzer früherer Ausgaben.
Was ist nun „Batman – Die Welt des dunklen Ritters“ – und was nicht. Fangen wir dabei mit der zweite Frage an. Trotz seiner visuellen Nähe zu dem Kinofilm „The Batman“ spielen weder dieser noch frühere Kinofilme irgendeine Rolle in dem Buch. Es interessiert sich auch nicht für TV-Serien, Videospiele, Romane oder LEGO-Sets. „Batman“ als Franchise und dessen Entwicklung werden hier ausgeklammert. Der Fokus liegt voll und ganz auf seiner Welt und Geschichte, wie sie in den DC-Comics erzählt wurde und wird.
In dieser Hinsicht aber ist das Buch ein Werk von unglaublicher Detailfreude und Sachverstand. Nach einem Vorwort, einer Einleitung und einem kurzen realhistorischen Blick auf Batmans „Geburt“ folgen zunächst mehrere „Kapitel“ zu Batmans Anzug, seinen Waffen, seiner Höhle, seinen Fahrzeugen und mehr. Diese werden – wie auch sonst die meisten Kapitel im Buch – jeweils auf einer Doppelseite präsentiert, die reich mit Comic-Illustrationen bebildert ist und in bekannter DK-Manier Informationen in Form zahlreicher kleiner Textblöcke darbietet. Das mag an der jeweiligen Stelle nicht besonders in die Tiefe gehen, bietet aber einen guten ersten Eindruck und hat insgesamt über das Buch verteilt den Effekt von tausend Mosaiksteinen, aus denen sich im Laufe der Lektüre ein umfassendes Bild von Batman und seiner Welt zusammensetzt.
Nach dem ersten Themenblock folgen Figurenvorstellungen. Es geht natürlich mit Bruce Wayne los. Anschließend stehen zunächst Freunde und Verbündete im Rampenlicht – von Robin, Alfred Pennyworth und Commissioner Gordon bis zu den Mitgliedern der Justice League –, danach folgen naheliegend seine Gegner, wobei nur der Joker eine eigene Doppelseite spendiert bekommt. Der Rest muss sich mit Einträgen in einer „Schurkengalerie“ begnügen, die immerhin acht Seiten umfasst.
Mit einer sechsseitigen Chronologie von Batmans Geschichte setzt dann der dritte und größte Themenblock ein. Dieser beschäftigt sich, an realhistorischen Comic-Ären orientiert, mit der gesamten Comic-Geschichte von „Batman“, von der Goldenen Ära, über die Silberne, Bronzene und Dunkle Ära bis hin zur heutigen Zeit. Dabei werden nicht nur für die jeweilige Zeit wichtige neue Figuren in den Fokus gerückt, sondern auch beziehungsweise vor allem die großen Ereignisse und Handlungsstränge jener Jahre – von der Schurkenparade der 30er und 40er über Batmans Familie und Science-Fiction-Abenteuer in den 50ern und 60ern bis hin zum Abstieg in Dunkelheit und Wahnsinn, der spätestens seit den 80ern das Bild von „Batman“ prägt. Gerade die „Dunkle Ära“, in der Comics zunehmend große Story-Events feierten, nimmt viel Platz ein. Dort geht es unter anderem um Frank Millers Batman-Interpretation, Comics wie „The Killing Joke“ oder Events wie „Knightfall“. Das setzt sich bis in die Jetztzeit fort. Die letzten Einträge beschäftigen sich mit „Death Metal“ und „Infinite Frontier“.
Nett dabei ist immer wieder, dass sogenannte „Schlüsselcomics“ eingestreut werden, also Werke, die das Franchise geprägt haben und somit als Leseempfehlung für jeden „Batman“-Fan dienen können.
Ein umfangreiches Register schließt das Buch am Ende ab.
Fazit: DK hat es mal wieder geschafft, zu einem speziellen Thema – hier „Batman“ – ein wirklich tolles, umfassendes Schmökerbuch zu produzieren. Die kleinteilige Kapitelstruktur, die reiche Bebilderung und die kurzen, überblicksartigen Texte richten sich dabei vor allem an angehende Fans, aber allein die schiere Masse an Informationen macht auch „Batman“-Kenner glücklich. Ein Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich für „Die Welt des dunklen Ritters“ interessiert. Einzig Besitzer der 2012-Ausgabe müssen überlegen, ob ihnen ein paar Seiten neue Informationen die Investition wert ist. Andererseits ist der Preis mit 22 Euro für ein derart dickes Hardcover-Vollfarb-Buch wirklich mehr als fair, sodass man sich auch die Aktualisierung durchaus gönnen kann.
Batman – Die Welt des dunklen Ritters
Sachbuch
Matthew K. Manning, Daniel Wallace
Dorling Kindersley 2022
ISBN: 978-3-8310-4346-0
216 S., Hardcover, deutsch
Preis: 22,00 EUR
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