Jadeträne – Die Insignien des Kaisers

„Jadeträne – Die Insignien des Kaisers“ ist der Roman zum strategischen Brettspiel „Tsukuyumi – Full Moon Down“, welches 2018 nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne erschienen ist. Die Handlung spielt in einer postapokalyptischen Welt, die von Fantasy- und Science-Fiction-Elementen geprägt ist.

von Shadow

Tsukuyumi ist ein Gott mit dem Körper eines Drachen. Wegen eines Verrats wird er verbannt und treibt durch Raum und Zeit, bis er von Gestein und Sternenstaub eingehüllt wird. Die Menschen nennen diese Gebilde fortan Mond. Sobald der technische Fortschritt eine Reise zum Mond ermöglicht, versuchen sie den darin schlafenden Tsukuyumi endgültig zu töten. Die Mission scheitert, woraufhin der Mond auf die Erde herabstürzt. Wasser- und Landmassen verschieben sich, wodurch das Leben auf der Erde nahezu ausgelöscht wird. Nur die Stärksten überstehen den Prozess und finden einen Weg zu überleben.

So auch die „Cybersamurai“, die eine intensive Verbindung zu einer KI entwickelt haben, mit der sie das Maximale aus dem menschlichen Körper herausholen, oder die „Nomads“, diejenigen Menschen, die vom ehemaligem US-Militärs übrig geblieben sind. Sie haben sich auf technologisch hochentwickelte Kriegsmaschinen spezialisiert und ziehen nun von einem Ort zum nächsten. Viele der Überlebenden verwandeln sich allerdings direkt nach dem Mondfall in Diener des Drachen, „Oni“ genannt. Hierbei handelt es sich um augenlose zweibeinige Ungeheuer, deren Ziel es ist, immer mehr Lebewesen in ihresgleichen zu verwandeln. Tsukuyumis Macht löst außerdem zahlreiche Mutationen aus, was völlig neue Lebensformen entstehen lässt, wie unter anderem die „Dark Seed“, gigantische Insekten, die alles vernichten, was ihnen in die Quere kommt, oder die „Boarlords“, humanoide Wildschweine.

Die durch Tsukuyumi verursachte Bedrohung ruft den einst geheimen Marduk-Orden auf den Plan. Dieser hat schon im Mittelalter gegen Drachen gekämpft und Helden wie Siegfried und Georg hervorgebracht. Heute besteht er aus 25 hoch technisierten Elitesoldaten, welche sich schlicht „Kampfgruppe 03“ nennen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Drachen dieses mal erfolgreich und endgültig zu töten. Obwohl Tsukuyumi eine Bedrohung für alle darstellt und eine Zusammenarbeit somit sinnvoll wäre, kämpft jeder für sich selbst um die Vorherrschaft auf der Erde. Dies sorgt auf der ohnehin schon aus den Bahnen geratenen Welt für noch mehr Chaos.

Nur vereinzelte Vertreter gehen ein fraktionsübergreifendes Bündnis ein, bilden eine kleine Gruppe und nehmen im Kampf gegen die Tsukuyumi eine besondere Rolle ein, deren volle Tragweite ihnen allerdings selbst noch nicht bewusst sind. Hierbei kommt es übrigens zu einer besonderen Zusammenarbeit: Ein weiblicher „Boarlord“ freundet sich mit einem Menschen der „Nomads“ an. Zwei völlig verschiedene Lebensweisen treffen dadurch aufeinander. Hinzu kommt eine sprachliche Barriere, die es nun zu überwinden gilt.

„Jadeträne“ zeichnet sich durch eine komplexe Handlung und detailreiche, mit viel Kreativität ausgearbeitete Hintergründe aus, die den Leser gut in die Welt eintauchen lassen. Man trifft auf neue Ideen, die mitunter recht außergewöhnlich sind, was vom Stil her ausgezeichnet zu Fantasy mit Bezug zur japanischen Mythologie passt. Obwohl man auf nur 280 Seiten viel Neues kennenlernt, findet man sich dank der lebendigen Erzählweise schnell ein. Nur die Zeitsprünge sind anfangs etwas verwirrend. Doch mit der Zeit entwickelt sich auch das zu einer schlüssigen Hintergrundgeschichte.

Der Roman beginnt mit mehreren Handlungssträngen, die nach und nach zusammengeführt werden. Diese sind in Kapitel aufgeteilt, welche jeweils mit einer Illustration von einem passenden Charakter des aktuellen Handlungsstrangs versehen worden sind. Jede Fraktion hat einen Protagonisten, durch den man die Fraktionen und deren Hintergrundgeschichte nach und nach besser kennenlernt. Hierbei besonders hervorzuheben ist der Schreibstil, der sich passend zu den jeweiligen Charakteren ändert. So haben die „Nomads“ eine weitaus derbere Sprache als die „Cybersamurai“. Auch die naturverbundene Denkweise der „Boarlords“ wird glaubwürdig dargestellt. Am Ende erwartet den Leser noch ein fieser Cliffhanger, der Neugierde weckt.

Sicherlich kennt jeder „ein Buch zum Film“ oder „ein Buch zum Videospiel“, doch „das Buch zum Brettspiel“, wie es hier der Fall ist, gehört zu einer reichlich außergewöhnlichen Form der Adaption. „Tsukuyumi – Full Moon Down“ ist hierbei die Vorlage, ein komplexes, strategisches Brettspiel, welches 2018 nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne erschienen ist. Das Spiel zeichnet sich nicht nur durch taktische Tiefe aus, sondern  auch auf eine stimmige Hintergrundgeschichte zu den spielbaren Fraktionen wurde viel Wert gelegt, weshalb es sich für eine Roman-Adaption überraschend gut eignet. Wer „Tsukuyumi“ bereits als Brettspiel kennen gelernt hat, wird einen besonderen Bezug zu diesem Roman haben, doch ist er für jeden geeignet, der sich grundsätzlich für eine postapokalyptische Welt, mit Fantasy- Elementen begeistern kann.

Fazit: „Tsukuyumi – Full Moon Down“ bietet Spannung, Action und eine erfreulich unverbrauchte Welt mit neuen Ideen. Wer sich für eine packende postapokalyptische Geschichte mit Fantasy- und Science-Fiction-Elementen begeistern kann, wird mit diesem Roman viel Freude haben. Ganz egal, ob man die Brettspiel-Vorlage kennt oder nicht.

Jadeträne – Die Insignien des Kaisers
Fantasy-Roman
Anja Bagus
Cross Cult 2019
ISBN: 978-3-966580-50-2
280 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,00

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