Zum Blauen Drachen

Alle Monster sind erschlagen, alle Verliese geplündert, und so machen sich Dimli, der Zwerg, der Barde Fleck, Illusionistin Eve und der Halboger Gog auf in die Taverne „Zum Blauen Drachen“, um hier auf ihr jüngstes Abenteuer anzustoßen. Es wird getrunken und Karten werden gezockt. Die Frage ist nur: Wer verträgt am meisten Alkohol und wer kann seine Goldmünzen am besten zusammenhalten?

von Bastian Ludwig

 

Spielablauf

Bei „Zum Blauen Drachen“ entscheiden drei Werte über Sieg oder Niederlage. Zum einen der eigene Goldvorrat. Wer kein Gold mehr hat, fliegt aus der Taverne und ist raus. Zum anderen das Wechselspiel von „Trinkfestigkeit“ und „Alkoholgehalt“. Die Trinkfestigkeit startet bei 20 und sinkt im Verlauf des Spiels, der Alkoholgehalt startet bei 0 und steigt mit der Zeit an. Treffen sich die beiden Werte, hat man ebenfalls verloren.

Im Grunde gibt es nur zwei Kartentypen: „Charakterkarten“ und „Trinkkarten“. Jeder Spieler hat ein eigenes Set an Charakterkarten. Sieben davon bilden seine Hand. Trinkkarten zieht man aus einem allgemeinen Vorrat und legt sie verdeckt vor sich auf einem eigenen „Trink mich!“-Stapel ab.

Dann geht es los. Charakterkarten unterteilen sich in drei Kategorien: „Aktion“, „Manchmal“ und „Jederzeit“. Der Spieler, der an der Reihe ist, darf, nachdem er seine Hand aufgefüllt beziehungsweise Handkarten getauscht hat, eine Aktion ausführen; das sind Sachen wie „Ein Spieler deiner Wahl verliert 1 Trinkfestigkeit“.

Eine besondere Aktion ist das „Zocken“. Wird eine Zocken-Karte gespielt, beginnt eine Zockenrunde. Jeder Spieler setzt eine Goldmünze, und reihum kann man nun versuchen, den Stich zu machen, indem man ebenfalls eine Zocken-Karte oder die Karten „Schummeln“ beziehungsweise „Siegreiche Hand“ einsetzt. Der Pott kann sich auch noch erhöhen, und wer den Stich am Ende erhält, sackt das Gold ein. Dann geht die Runde desjenigen, der mit dem Zocken begonnen hat, weiter.

Er darf nun eine Trinkkarte aus dem allgemeinen Vorrat verdeckt auf den „Trink mich!“-Stapel eines beliebigen Spielers legen und muss zum Abschluss ein Getränk von seinem eigenen Stapel trinken, wobei sich diese in erster Linie durch ihren Alkoholgehalt unterscheiden. Auch hier können noch besondere Ereignisse auftreten wie etwa „Nachspülen“, wobei man noch ein zweites – eventuell auch ein drittes oder viertes – Getränk weghauen muss, oder auch ein „Trinkspiel“, bei dem zum Beispiel alle Spieler ein Wetttrinken um Gold veranstalten. Den Spielverlauf beeinflussen dann noch „Manchmal“-Karten, die in bestimmten Situationen während des eigenen Zuges oder des Zuges eines anderen, und „Jederzeit“-Karten, die – der Name ist Programm – jederzeit ausgespielt werden können.

Besprechung

„Zum Blauen Drachen“ ist ein einfaches Kartenspiel für zwischendurch. Es gibt wenige Regeln, wenige Karten, wenige Möglichkeiten, den eigenen Zug zu gestalten. Das heißt aber nicht, dass das, was das Spiel hergibt, keinen Spaß macht. Zocken-Runden, deren Ausgang in der letzten Sekunde durch eine fiese „Manchmal“-Karte auf den Kopf gestellt wird; die sich stetig aufeinander zubewegenden Marker für Trinkfestigkeit und Alkoholgehalt; die Angst, das mit der nächsten Trinkenkarte vielleicht ein Nachspülen oder ein Trinkspiel kommt, dem man nicht mehr gewachsen ist. Das reicht, um die Spannung über die knappen 30 Minuten, die ein Spiel dauert, wenn alle die Regeln einigermaßen beherrschen, aufrechtzuerhalten. Ob man danach sofort noch eine zweite oder dritte Partie anfangen möchte, ist eine andere Frage.

Etwas Abwechslung kommt dadurch in den Spielverlauf, dass die vier Charaktere verschiedene Stärken und Schwächen haben, was durch eine unterschiedliche Gewichtung bei den Charakterkarten erreicht wird. So ist etwa Fleck, der Barde, als Zocker angelegt, da er die meisten Schummeln-Karten besitzt. Gold ist also weniger sein Problem, er ist aber nicht ganz so trinkfest. Der Halboger Gog hingegen säuft praktisch jeden unter den Tisch, hat dafür aber gar keine Schummel-Karten. Er verliert beim Zocken leicht sein Gold und bekommt es auch so schnell nicht wieder zurück.

Neben dem vorliegenden Spiel gibt es auch noch die Ausgabe „Zum Roten Drachen“ mit vier anderen Charakteren. Beide Spiele lassen sich miteinander kombinieren, sodass acht Spieler an einer Partie teilnehmen können. Und das ist auch gut so. Vor allem bei zwei Spielern fällt ein guter Teil der ohnehin begrenzten Spielmechanik zusammen. „Zocken“-Runden sind sofort vorbei, Trinkspiele entwickeln keine Spannung, die Frage, wem man im eigenen Zug die Trinkenkarte zusteckt, erübrigt sich auch. Bei „Zum Blauen Drachen“ heißt es also: Je mehr, desto besser.

Optisch ist das Spiel gut gelungen. Die Charakterkarten zieren sympathische Bilder der Figuren samt Schankmaid im Comicstil, die die Tavernenstimmung treffend einfangen; auf den Trinkkarten sind die Fantasyspirituosen wie etwa „Elfenwein“ oder „Zauberergebräu“ hübsch illustriert. Insgesamt schlägt das Spiel ganz dem Kneipenszenario entsprechend einen lockeren Ton an. Zum einen durch die Illustrationen selbst, zum anderen durch mehr oder minder lustige Atmotexte auf den Karten („Zwergisches Feuerwasser – Stark genug, um dein Wachstum aufzuhalten.“) Richtig cleveren Humor, wie ihn zum Beispiel „Munchkin“ zuweilen hinbekommt, sollte man aber nicht erwarten.

Fazit: Wenige Karten und einfache Regeln, dafür aber ein durchaus hohes Spannungsniveau, eine gewisse Abwechslung durch unterschiedlich zu spielende Charaktere, und das alles in atmosphärischer Optik. „Zum Blauen Drachen“ ist ein spaßiger Happen für zwischendurch.


Zum Blauen Drachen
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Geoff Bottone, Colleen Skadl, Cliff Bohm
Pegasus Spiele 2011
EAN: 42502317731053
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 14,95

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