Worlds of Cthulhu #3

Keith Herber, bisheriger Chief Editor, hat das Magazin leider verlassen, doch mit dem neuen Chief Editor, Adam Crossingham, ist „Worlds of Cthulhu“ (WoC) noch besser geworden. Insbesondere der Zweitverwertungsanteil ist mit 36% besser als er noch in #1 war, wo er 62% betrug.

von Markus Kolbeck

 

In dem 14-seitigen „Cthulhu Dark Ages“-Szenario von Dale Elvy, das im südöstlichen England im Jahre 1002 n. Chr. spielt, gelangt ein adliger Wechselbalg in den Besitz einer cthuloiden Schriftrolle aus römischer Zeit. Er zieht einen Mönch aus der nahe gelegenen Abtei ins Vertrauen. Dieser will mittels der Schriftrolle ein mächtiges Wesen beschwören, doch der Wechselbalg verweigert sich. Ein gewalttätiger Streit wird ausgefochten und es kommt noch dicker. Die Charaktere betreten die Bühne und müssen die Geschehnisse in der Region aufklären. Das Szenario zeigt gut die seelischen Abgründe auf, in die ein vom Mythos Besessener geraten kann, und fügt sich gut in das mittelalterliche Setting ein. Das Szenario kann man komprimiert in drei Stunden durchspielen und eignet sich so für Cons und zwar für Charaktere mit keinem oder wenig Mythoswissen.

„The House of Wisdom“ ist ein Hintergrund für „Cthulhu Dark Ages“ und stellt eine Bibliothek in Bagdad dar. Dort kann man Erkundigungen anstellen, Übersetzungen beauftragen oder selbst Anstellung finden. Es wird auch das Grundschema für einen Übersetzer angegeben, ferner Szenarioideen, ausgewählte Schriften und Übersetzer. Ein Plan der Örtlichkeit fehlt auch nicht. Es werden auch optionale Regeln für Übersetzungen und Abschriften genannt. Für den Spielleiter kann das House of Wisdom als Aufhänger für Abenteuer dienen, interessante NPCs einführen oder auf geheimnisvolle Schriften aufmerksam machen.

Das 19-seitige „Cthulhu Now“-Szenario „Sufficient unto the Day“ von Wood Ingham lässt sich auch nach „Delta Green“ adaptieren. Eintrittspunkte werden für britische und amerikanische Charaktere angegeben, andere Eintrittspunkte sind jedoch vorstellbar. Das Szenario handelt davon, sich zu überschätzen. Ein CIA-Agent meint, er könne die Beschwörung einer cthuloiden Gottheit verhindern, provoziert aber gerade diese durch seine Handlungen. Das Szenario ist recht originell und sollte die Charaktere lehren, dass es manchmal besser sein kann, sich mit dem Abwenden kleinerer Übel zu begnügen.

„Disconnectia“ untersucht auf geistreiche Art eine Reihe von Gründen, warum ein Handy nicht funktioniert oder warum eine Handyverbindung nicht zustande kommt. Handys erlauben ja Charakteren, miteinander über Entfernungen hinweg zu kommunizieren oder gar die Polizei zu rufen, was der Atmosphäre des Grauens abträglich sein kann. Mit diesem Artikel wird Abhilfe geboten.

Das 39-seitige „Cthulhu Wild West“-Abenteuer „The Golden Scorpion“ von Frank Heller ist zuvor auf Deutsch im „Cthuloide Welten Sonderband 2: Hinter den Schleiern“ erschienen. Eine Schatzkarte führt die Charaktere nach New Mexico, USA, an der Grenze zu Mexiko. Von dort geht es in ein Tal mit Azteken, die die Charaktere prompt auf ihrer Pyramide opfern. Sie bekommen eine zweite Chance durch eine cthuloide Gottheit, die nämlich an dem goldenen Skorpion in der Pyramide interessiert ist. Im weiteren Verlauf geht es darum, den Skorpion zu finden und seine Eigenschaften zu entdecken. Der goldene Skorpion wird zum Hauptdarsteller und man weiß nie genau, was als nächstes kommt, was sicher seinen Reiz hat. Das Abenteuer lehrt die Charaktere, dass der Tod endgültig ist und man keine Pakte mit Mythosgottheiten eingehen sollte.

„The 13th Olympian“ beschreibt für „Cthulhu Now“ einen untergegangnen antiken Kult eines Gottes der Korruption und Vergänglichkeit, der in unseren Tagen neuen Zulauf bekommt. Es werden Kultpersönlichkeiten und -relikte genannt sowie Handlungsaufhänger aufgeführt.

Im Weiteren gibt es neues zu „Averoigne“ für „Cthulhu Dark Ages“, nämlich ein Bestiarium, ein Grimoire und eine Auflistung magischer Gegenstände. Vervollständigt wird das Ganze durch den Artikel „France in the Thirteenth-Century: An Overview“.

„Little Slices of Death“ ist eine brauchbare Begegnung für „Cthulhu“, die nicht auf eine Zeitperiode festgelegt ist und mit dem Windläufer, Ithaqua, zu tun hat.

„The Debunker“ ist ein weiterer zeitnaher Beruf für die 20er Jahre: der des Skeptikers. Der Artikel erschien zuvor auf Deutsch in „Cthuloide Welten #5“ und bereichert die Auswahlmöglichkeit der Spieler an Berufen mit einer liebenswürdigen Alternative.

Im Rahmen des „Keeper’s Corner“ gibt es „The first step is always the most difficult” mit interessanten Tipps, wie man eine Kampagne startet beziehungsweise wie man die Charaktere anfangs zusammen bringt. Dieser Artikel erschien zuvor auf Deutsch in „Cthuloide Welten #4“.

Im Rahmen der „Delta Green“-Kolumne „Directives from a Cell“ gibt es diesmal „Directive 103: Kicking Ass for the Lord”, die sich mit einem fiktiven Arm der katholischen Kirche beschäftigt, der den Mythos bekämpft. Es ist nur plausibel, dass nicht nur der Staat, sondern auch die großen Religionen allergisch auf den Mythos reagieren.

Zum Abschluss gibt es noch einen farbigen Comicstrip aus der Reihe „Unspeakable Vault (of Doom)“ von François Launet, der sich mit einem schlechten Rollenspieler beschäftigt.

Fazit: Während insbesondere bei WoC #2 der eingangs erwähnte Zweitverwertungsanteil noch höher war, ist er bei WoC #3 mit rund einem Drittel für deutschsprachige Leser, die die Originalveröffentlichungen kennen, auf ein akzeptables Niveau gesunken. Somit hat die Redaktion ihre Ankündigung wahr gemacht, mehr Originalveröffentlichungen zu bringen. WoC #3 bringt Artikel zu abwechslungsreichen Themen auf hohem Niveau und ist aus der internationalen Rollenspielszene nur schwer wegzudenken.


Worlds of Cthulhu #3
Internationales Magazin für H. P. Lovecrafts Cthulhu
Adam Crossingham (Chefredakteur)
Pegasus 2005
ISBN: 3-937826-50-5
132 S., Softcover, englisch
Preis: EUR 17,95

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