Wege der Verdammten 3: In den Schmieden Nulns

„In den Schmieden Nulns“ ist der dritte und abschließende Teil der Einsteigerkampagne für das Fantasy-Rollenspiel „Warhammer“. Der Weg der Charaktere führt nach Nuln – in die Stadt, die auch als Pulverschmiede des Imperiums bezeichnet wird, da hier die gefährlichsten Waffen hergestellt werden. Und auch in dem Abenteuer ist einiges an Sprengstoff geboten...

von Reinhard Kotz

 

Wie auch seine Vorgänger erscheint „In den Schmieden Nulns“ in einem stabilen Hardcover mit einem stimmigen Coverbild. Auf der Innenseite der Buchdeckel befinden sich zwei schöne farbige Stadtpläne von Nuln. Ansonsten ist das Buch (leider) in Schwarz-Weiß gehalten, auch wenn man dem Layout deutlich anmerkt, dass es im Original farbig entworfen worden ist. Von diesem Wertmutstropfen abgesehen, ist das Layout aber nahezu perfekt. Der Text, die Überschriften, die Bilder und die nützlichen Kästen mit Zusatzinformationen sind in einer Art und Weise angeordnet, wie man es sich besser kaum vorstellen könnte. Die Bilder sind allerdings bei Weitem nicht so gut wie bei den Quellenbänden. Manche Porträtzeichnungen von NSC sind gar so plump, dass es fast schon eine Zumutung ist. Trotz dieser Kritikpunkte weiß aber das Buch insgesamt zu gefallen. Inhaltlich besteht es zu etwa 1/4 aus einer Stadtbeschreibung von Nuln und zu 3/4 aus dem Abenteuer.

In Nuln und um Nuln und um Nuln herum...

Zunächst wird ausführlich die Stadt Nuln beschrieben. Dabei erhält der Leser wissenswerte Informationen über die Stadtgeschichte, die einzelnen Stadtviertel mit ihren besonderen Bauten sowie die wichtigsten öffentlichen Personen. Besonders viel Wert wird dabei auf die Darstellung der Stadt im Rollenspiel gelegt. Im späteren Abenteuer geht dann der Autor auch ausführlich darauf ein, wie Nuln wahrgenommen wird, und widmet jedem der fünf menschlichen Sinne einen ganzen Absatz. Dem Spielleiter dürfte es daher ein Leichtes sein, die Stadt mit Leben zu füllen, zumal die Stadt stimmungsvoll und detailreich beschrieben wird.

Als einziges Manko könnte man anfügen, dass das Ganze etwas unübersichtlich ist, wenn man die Stadtbeschreibung nicht als Gesamttext liest, sondern gezielt einzelne Information nachschlagen möchte. So teste ich bei jeder Stadtbeschreibung als erstes immer, wie lange ich brauche, um herauszufinden, wie viele Einwohner in der Stadt leben. Diese Information war in „In den Schmieden Nulns“ leider nicht leicht zu finden, da sie nicht in der Stadtbeschreibung stand, sondern im späteren Abenteuer nebenbei erwähnt wird. Dies mag zwar jetzt ein willkürliches Beispiel beziehungsweise eine Spielerei meinerseits sein, doch hätte eine tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Informationen und Eckdaten Nulns sicherlich nicht geschadet. Doch auch ohne dieses Bonbon weiß die Stadtbeschreibung zu überzeugen, da Wissen in einem unterhaltsamen Text verpackt worden ist. Wer seine Spieler nach Nuln führen möchte, erhält mit „In den Schmieden Nulns“  jedenfalls genügen Material, um die Stadt lebendig darzustellen.

Die Kampagne


Der Blutschinder – ein mächtiger Dämonenprinz – wurde einst bezwungen und in drei Artefakten gebunden. In diesen Artefakten lebte seine Essenz weiter und wartete nur darauf, wieder befreit zu werden. In den ersten beiden Teilen der Kampagne konnten die Charaktere zwei dieser Artefakte finden und zerstören. In letzten Teil der Kampagne geht es wie zu erwarten war um den letzten der Artefakte: den Kelch des Zorns.

Nach Abschluss des letzten Abenteuers wissen die Charaktere zwar von dem letzten Artefakt, sie wissen allerdings nicht, wo es sich befindet. Daher müssen sie zunächst in einem abgelegenen Kloster Nachforschungen anstellen. Wie der Titel des Abenteuers schon vermuten lässt, führen die Spuren nach Nuln. Um hierher zu gelangen, können die Charaktere eine Passage auf einem Flussdampfer nehmen und nebenbei ein kleines Seeabenteuer erleben. In Nuln ankommen sind die Kulissen für ein spektakuläres Finale bereits errichtet. Mörder haben ihre Vorbereitungen schon getroffen, nicht gefunden werden wollende Personen ihre Spuren gelegt und schließlich will auch die Gräfin auf ihrem prunkvollen Maskenball unterhalten werden. Und last but not least wartet die neuste Erfindung einiger genialer Technici – eine bombastische Kanone – darauf, im Rahmen eines großen Festes präsentiert zu werden. Natürlich wollen auch einige pazifistische Chaosanhänger diese Gelegenheit nützen, um Unfrieden zu stiften, und so erscheinen zu diesem Fest auch zahlreiche uneingeladene Gäste, die für reichlich Furore sorgen. Und schließlich sind ja auch noch die Charaktere da, sodass man mit Gewissheit sagen kann, dass das Abenteuer mit einem großen Knall endet...

Wie seine Vorgänger weiß auch dieses Abenteuer zu gefallen. Die Handlung besteht aus mehreren Modulen, die im Grunde genommen in einem losen Zusammenhang zueinander stehen, aber durch das übergeordnete Kampagnenziel gut miteinander verknüpft sind. Die einzelnen Episoden sind dabei von der Handlung her abwechslungsreich und allesamt spannend inszeniert. Die Anforderungen an die Spieler sind genau richtig, da sie das rechte Mittelmaß zwischen Herausforderung und Spielbarkeit treffen. Der Hintergrund ist einfach genug, um nicht den Überblick zu verlieren und doch tiefgründig genug, um das besondere Flair von „Warhammer“ einzufangen. Der „Warhammer“ eigene Stil wird dabei abermals gut getroffen. Somit dürften sowohl Neulinge als auch Veteranen Freude an mit dem Abenteuer haben.

Meiner Meinung nach kann man das vorliegende Abenteuer auch gut losgelöst von den anderen beiden gespielt werden, empfehlen würde ich da jedoch nicht, da die „Wege der Verdammten“-Kampage einfach zu gut ist, um sie nur zum Teil zu spielen.

Fazit: „In den Schmieden Nulns“ ist der geglückte Abschluss einer schönen Kampagne und sollte in keinem Regal eines „Warhammer“-Spielers (okay: Spielleiters) fehlen. Aber auch jedem anderen, der sich für die Alte Welt interessiert, kann ich „In den Schmieden Nulns“ und auch die Kampagne insgesamt wärmstens ans Herz legen.


In den Türmen Altdorfs (Wege der Verdammten 3)
Abenteuerband
Robert S. Schwalb
Feder&Schwert 2007
ISBN: 978-3-86762-007-9
112 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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