Warhammer: Der letzte Jäger 1: Angriff der Orks

Kurzgeschichten haben ihren festen Platz in der Welt der „Warhammer“-Romane. So begannen Gotrek und Felix ihre Abenteuer mit verschiedenen Kurzgeschichten, die im ersten Roman „Schicksalsgefährten“ zusammengefasst sind. Malus Darkblade hatte seinen ersten Auftritt in den Comics von „Warhammer Monthly“, ehe ihm von Lee und Abnett eine eigene Romanreihe gewidmet wurde, und selbst bei den alten Geschichten von Jack Yeovil gab es einen Kurzgeschichtenband. Auch erscheinen auf Englisch in regelmäßigen Abständen Bände, die sich dieser Erzählform widmen und es bisher noch nicht ins Deutsche geschafft haben.

von Sebastian Thies

 

Der erste Band der Reihe „Der letzte Jäger“ hält diese Tradition aufrecht und bietet mehrere kleine Abenteuer, die der Kopfgeldjäger Brunner innerhalb der 383 vorliegenden Seiten bestehen muss. Doch bevor Brunner überhaupt auftritt, lernt man erst den Schriftsteller Erhard Stoeckers kennen. Mit seinem Buch „Eine wahre Geschichte des Lebens des Grafen Vlad von Carstein aus Sylvanien, dem Vampir“ wurde er im Imperium zu einer Berühmtheit. Vom Großtheogonisten und dem Hohen Priester von Ulric verdammt, erfreute sich der Roman bei den Lesern großer Beliebtheit.

Als ihm dann aber eines Tages ein echter Vampir begegnete und diesem der Roman ebenfalls missfiel, verlies Stoecker schnellstens Altdorf und zog ins freiwillige Exil nach Miragliano. Da ihm aber schnell das Geld abhanden kam, verdiente er sich nun als Schreiber für Groschenromane, in denen er die erlogenen Geschichten von betrunkenen Seeleuten in Tavernen niederschrieb. In solch einer Bar traf er dann auch auf Brunner den skrupellosen Kopfgeldjäger, der sich gerade auf der Suche nach seinem nächsten Ziel befand. Hierbei kommt es dann zum Geschäft zwischen den Beiden. Stoecker bezahlt Brunner, damit dieser ihm seine Geschichten und Taten erzählt und sie niedergeschrieben werden. Diese Geschichten sind es dann auch, die in diesem Buch erzählt werden.

Leider können die Geschichten in keiner Weise überzeugen. Brunner, der laut Klappentext selbst Conan und den Terminator das Fürchten lehren würde, entpuppt sich als absolut flacher Charakter, dem jede Facette fehlt. Spannung sucht man bei den einzelnen Geschichten auch vergebens und die Aneinanderreihung von Morden wird recht schnell langweilig.

Den geistigen und auch dramaturgischen Tiefpunkt erreicht das Buch, als Brunner in einer Geschichte nacheinander gegen einen Duellanten, einen Gladiator, einen Assassinen, einen Scharfschütze und einen Oger antreten muss und dabei nur selten einen Fuß aus der hiesigen Kneipe setzt. (Wenn ich das jetzt so lese, hört sich das eigentlich ja ganz interessant und spaßig an, ist es aber leider überhaupt nicht).

Dort, wo das Buch noch hätte punkten können, mit den Treffen zwischen dem Autor und dem Kopfgeldjäger und der Beschreibung der tileanischen Großstadt Miragliano, versagt es leider ebenfalls, da es immer nur an der seichten Oberfläche bleibt und nie in die Tiefe geht. Auch aus einem Charakter wie Brunner hätte man mehr machen können, aber C. L. Werner scheint daran wohl kein Interesse gehabt zu haben.

Abschließend bleibt noch die Frage nach dem Titel. Aus „Blood Money“ wurde „Angriff der Orks“ und das obwohl Orks hier keine Rolle spielen. Wer hat sich das nur wieder ausgedacht? 

Fazit: „Angriff der Orks“ gehört zu den schlechtesten „Warhammer“-Romanen, die ich bisher lesen konnte, durfte oder hier musste. Eine Enttäuschung auf ganzer Linie und selbst für „Warhammer“-Fans nicht zu empfehlen. Eine Anreihung von Morden reicht einfach nicht aus, um die düstere Stimmung der „Warhammer“-Welt zu vermitteln. Es gibt noch zwei weitere Bände, doch hat das Ärgernis Band 1 nicht dazu beigetragen, dass man sich auf diese neuen „Warhammer“-Romane freut.


Der letzte Jäger 1: Angriff der Orks
Rollenspiel-Roman
C. L. Werner
Piper 2007
ISBN: 3-492-29149-X
383 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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