War Drums - Starter Set

Mit „War Drums“ ist mittlerweile schon das neunte Set der beliebten sammelbaren „D&D“-Tabletop-Miniaturen erschienen. Genau der richtige Zeitpunkt also, um mit einem neuen Starter-Set einmal auf die Vorzüge der spielfertigen und bereits bemalten Tabletop-Figuren einzugehen.

von Dominik Cenia

 

Tabletop und „Dungeons & Dragons“? Eigentlich haben diese beiden Aspekte nie so richtig zusammengepasst. Zu vielschichtig und zu unterschiedlich erscheinem einen die „D&D“-Welten, um ein einheitliches Tabletop-Spiel daraus zu machen. Und nachdem Wizard of the Coast bereits mit ihrem „Chainmail“-Tabletop-System eine ziemlich Bauchlandung hingelegt hatte, stellte man sich doch ernsthaft die Frage, ob man die Welt der Miniaturenspielchen nicht doch lieber anderen Herstellern überlassen sollte.

Doch was bei Sammelkarten funktioniert, muss irgendwie auch bei Tabletop-Figuren klappen. Denn immerhin verkaufen sich ja auch Überraschungseier und vor allem die sammelbaren Clix-Spiele ziemlich gut. Das „D&D Miniatures Game“ bietet also fertig bemalte Figuren aus weichem bis mittelhartem Plastik, im mittleren Maßstab von 26 bis 30 mm. Wobei es aber auch Figuren gibt, die deutlich kleiner oder größer sind.

Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielfältig. Entweder man verwendet die Figuren ganz einfach für das Rollenspiel oder man sammelt die zahlreichen wackeren Krieger und Monster in der Vitrine. Allerdings wirkt so eine Sammlung bei Weitem nicht so aufregend, wie eine Ansammlung umgebauter und selbst bemalter Veteranen aus Zinn oder festem Plastik.

Die dritte und eigentliche Möglichkeit bei den „D&D“-Miniaturen liegt im Skirmish-Spiel. Bei „War Drums“ treten so genannte Warbands, bestehend aus maximal acht Figuren auf einem fertigen Schlachtfeld gegeneinander an. Die flache Spielbrett-Karte erinnert dabei an die klassischen Dungeon-Crawler-Brettspiele. Sprich: Es gibt ein Raster aus fertigen Feldern und alle Gänge, Fallen, Mauern und Hindernisse sind als hübsche Farbgrafik abgedruckt.

Ziel des Spiels ist es normalerweise, als erster Spieler 200 Siegpunkte zu ergattern. Diese erhält man durch das Ausschalten gegnerischer Figuren oder durch den Aufenthalt in den zum Teil hart umkämpften Victory Areas. Aber natürlich kann man auch eigene Szenarien entwickeln oder Multiplayer-Gefechte mit mehr als zwei Spielern austragen.

Das Starter Set enthält, neben zwölf Spielfiguren und deren Spielwerten auf entsprechenden Pappkarten, ein Regelbuch und jede Menge Flyer in Form von Schnellstart-Regeln, Checklisten und Schablonen. Außerdem liegen dem Spiel zwei doppelseitig bedruckte Battlemaps (also insgesamt vier Schlachtfelder), ein Rahmen mit Pappcountern und natürlich der obligatorische 20-seitige Würfel bei. Das Spiel ist komplett in English, allerdings sollen laut Vertrieb ab Sommer die ersten Boxen mit deutschen Spielanleitungen ausgeliefert werden.

Hat man dann endlich das Schlachtfeld ausgebreitet und die Figuren aufgestellt, kann es auch schon losgehen. Je nach ausgewürfelter Initiative bewegt jeder Spieler abwechselnd zwei Figuren über den Spielplan. Dabei ist es möglich, sich einfach nur zu bewegen, zu zaubern oder im Nah- oder Fernkampf seinem Mitspieler das Leben schwer zu machen. Dabei hat jede Figuren auf einer beiliegenden Spielkarte entsprechende Kampfwerte, wie Angriff, Schaden, Rüstungsklasse oder den jeweiligen Level der Kreatur.

Fast jedes Modell hat außerdem ein oder mehrere besondere Fähigkeiten, die entweder direkt auf der Spielkarte erklärt werden oder im Regelbuch nachgeschlagen werden müssen. Die Auswahl der Fähigkeiten ist dabei gewaltig und macht durchaus einen gewissen Reiz des Spiels aus. Es macht nämlich wirklich Spaß, sich mit den verrücktesten Kreaturen aus der „D&D“-Welt in irgendwelchen Labyrinten zu prügeln.

An Kampfregeln kommen dabei die bewährten, allerdings etwas vereinfachten, Spielregeln von „D&D v.3.5“ zum Einsatz. Es gibt also Flanking, Charging, Cover oder Attacks of Opportunity. Verlorene Lebenspunkte werden mit Hilfe der beiliegenden Counter festgehalten. Leider sind diese für ein normales Spiel ziemlich knapp bemessen – vor allem wenn sich mehrere Kreaturen mit vielen Lebenspunkten auf dem Schlachtfeld tummeln.

Neben dem Starter-Set, bietet „War Drums“ insgesamt 60 verschiedene Figuren von unterschiedlichen Seltenheitsgraden, die sich in weiteren, zufällig gemischten Boostern nachkaufen lassen. So etwas geht natürlich ziemlich ins Geld, vor allem wenn man auf Dauer etwas Abwechslung ins Spiel bringen will. Hinzu gibt es einige „Epic“-Figuren, bei denen es sich um besonders mächtige Kämpfer handelt, die man aber auch nur für entsprechende epische Szenarien verwenden kann.

Insgesamt hinterlässt das Starter Set einen recht guten Eindruck. Die Spielanleitung ist verständlich und nicht allzu umfangreich und die beiliegenden Battlemaps erfüllen ihren Zweck. Die Spielkarten mit den Werten der einzelnen Figuren sind übersichtlich gestaltet worden und enthalten auf ihrer Rückseite als kleinen Bonus sogar die vollständigen Werte für eine richtige „D&D“-Rollenspielrunde. Abstriche muss die Box jedoch bei den wenigen Countern aus Pappe machen. Außerdem ist die Verteilung der zufälligen Figuren für ein Starter Set extrem ungünstig ausgefallen. So wird beispielsweise für jede Gruppierung ein Commander benötigt. In meiner Schachtel befand sich aber nur ein Commander für eine der vier möglichen Fraktionen. Des Weiteren darf man den Spielregeln zufolge in seiner Bande nur Kreaturen der gleichen Gesinnung haben. Schade, dass im Starter-Set von den einzelnen Gesinnungen ungleichmäßig viele Figuren vorhanden sind. Da helfen nur weitere Booster oder eben das Ignorieren dieser Regel.

Fazit: Wer den Bemal-, Bastel- und Regelaufwand eines echten Tabletop-Spiels scheut und einfach nur gerne ein paar Püppchen über den Tisch schieben will, ist mit den „D&D Miniatures“ gut beraten. Die Regeln sind leicht zu erlernen und eine einzelne Runde ist schnell gespielt. Die fertige Bemalung und die Qualität der Figuren lässt sich zwar nicht an gewissen Tabletop-Standards messen, erfüllt aber ihren Zweck. Die große Stärke des Spiels liegt auch in seiner Vielfalt, da man quasi endlos viele Kombinationen an Monstern, Elfen, Orks und Rittern oder Untoten in den Kampf schicken kann. Auf der anderen Seite geht das Hobby aufgrund des Booster-Prinzips natürlich ziemlich ins Geld – zumindest wenn man sich von dem Sammelfieber anstecken lässt.


Dungeons & Dragon Miniatures Game: War Drums Starter Set
Sammelbares Figurenspiel
Wizard of the Coast 2006
ISBN: 0786938862 (Starter) / 0786938854 (Booster)
Preis: $ 19,95 (Starter) / $ 12,99 (Booster)

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