Village Inn

Das Dorf bekommt Zuwachs. Jetzt gibt es auch die Möglichkeit, Bier zu brauen und in der Kneipe Gunst von Personen zu erwerben, die noch mehr Vorteile bringen. Dass nunmehr sogar 5 Spieler um die Plätze in der Dorfchronik ringen können, rundet diese Spieleerweiterung für „Village“ ab.

von Lars Jeske

 

„Village Inn“ ist die erste Erweiterung für „Village“, das „Kennerspiel des Jahres 2012“. Mittlerweile ist es Usus, dass zu einem Brettspiel für 2 bis 4 Spieler bei einer ersten Erweiterung Material für den fünfte Spieler aus dem Ärmel geschüttelt wird. Manchmal klingt es nach geplanter Marktabschöpfung, in anderen Fällen ist es eher ein ungelenkes Hinzuschustern, was den Spielfluss kaputt macht. Bei „Village“, was bisher mathematisch gut optimiert ist, ist das Ganze durch die Aufstockung der Anzahl der Einflusssteine, die pro Runde ins Spiel kommen, gut gelöst und der fünfte Spieler fügt sich gut ins bisherige Szenario ein. Es gibt sogar durchschnittlich 0,2 Aktionen mehr pro Spieler, wenn man anstatt zu viert zu fünft spielt. Dass es jetzt einen weiteren Spieler gibt, der genau die Aktion wegnimmt, die man selber gern ausgelöst hätte, ist hierbei nur konsequent weitergedacht. Ebenso wurden sinnvollerweise die Dorfchronik und die anonymen Gräber modifiziert, um dem zusätzlichen Spieler Rechnung zu tragen. Von dieser Warte aus also eine durchdachte Erweiterung, die ins Spiel gut integriert wurde und nichts am Spielfluss ändert. Das Upgrade für den fünften Spieler ist jedoch nur der eine Teil der Erweiterung. Bei dem erneut von Dennis Lohausen schön illustrierten Spielmaterial gibt es nämlich noch mehr zu entdecken.

So gibt es zwei neue Module, die als Optionen mit ins Spiel integriert werden können. Entweder als passgenaue (!) Überleger für den Originalspielplan oder zum Danebenlegen – je nachdem, ob mit 5 oder 4 Spielern gespielt wird. Als nettes Gimmick gibt es für die gezackten Kanten der Gebäude (die sich durch die kramerleistenmäßige Siegpunktmarkierung entlang des Spielplanrandes ergeben) sogar noch einen passenden Anleger, falls man die neuen Komponenten separat auf den Tisch legt. Dadurch sehen diese optisch wirklich ansprechend aus und man merkt den genialen Moment der Designer und die Liebe der Macher auch bei solch kleinen Details.

Bei den beiden neuen Objekten handelt es zum einen um die Brauerei, zum anderen um das Wirtshaus. Beide hängen zusammen. Als gelbe Handwerkeraktion kann man jetzt Bier brauen, welches für neue Marktplättchen benötigt wird. Alternative kann man das Bier im Wirtshaus in wichtige Persönlichkeiten des Dorfes investieren, um durch diese Siegpunkte zu erhalten. Denn wo sonst werden die wichtigen Entscheidungen getroffen? Diese Persönlichkeiten werden durch 3 Kartenstapel zu 10 Personen abgebildet, welche dann entweder einen einmaligen Bonus gewähren oder bei der Endabrechnung zusätzliche Siegpunkte bringen. Die abgebildeten Figuren sind sehr schön gezeichnet, entsprechen dem Zeitgeist und geben je nach Rolle (etwa Graf, Nonne, Medikus, Schreiber oder Knecht) einen adäquaten Bonus. Hierbei sind die Kenner der Karten jedoch im Vorteil.

Wenngleich es Glück ist, welche jeweils zur Verfügung stehen, sind einige wenige Karten jedoch bedeutend stärker als andere. Wenn man beispielsweise schon seine Strategie in eine Richtung hin optimiert hat, dann kann allein der Erhalt der hierzu passenden Karte, die einem ohne Extraaufwand 7 Punkte oder mehr einbringt, die vorzeitige Siegentscheidung sein.

Wie schon das Grundspiel ist auch „Village Inn“ zweisprachig, das heißt die deutsche und englische Spielanleitung liegen bei, ebenso kann das Schachteldesign gleich so exportiert werden. Der optische Kritikpunkt: Während im Grundspiel das gesamte Spielmaterial sprachneutral ist, sind bei den Personenkarten jeweils die deutschen und englischen Namen angegeben. Aus Kosten- oder Umweltgründen gibt es somit nur einen Kartenstapel mit 30 Personen und nicht zwei. Alternativ hätte man ja auch die andere Sprache auf die Rückseite drucken und 5 neutrale Karten zum Abdecken für die Spieler beilegen können.

So man mit diesen Modulen spielt, gibt es sinnvollerweise auch hierbei zusätzliche Einflusssteine, die pro Rundenaufbau platziert werden. Dennoch schafft man es absichtlich noch immer nicht, alle Aktionen, die man gern ausführen will, pro Runde zu tätigen. Die Spielzeit wurde laut Verpackung auf 60-120 min. leicht angehoben, ist aber real doch noch etwas länger. Zu fünft mit Wirtshaus und Brauerei benötigt man mit durchschnittlichen Grüblern immer über zwei Stunden für ein Spiel. Dies spiegelt auch den Umstand wieder, dass bei mehr Spielern keine zusätzlichen Peststeine ins Spiel kommen und somit das Ableben von Personen (einzige Spielabbruchbedingung) herausgezögert wird. Aber man glaubt nicht, wie schnell diese Zeit verfliegt. Hoffentlich hat man früh genug angefangen, um sofort eine Revanche spielen zu können, in der man eine neue Strategie ausprobiert.

Fazit: Mit der gelungenen Erweiterung „Village Inn“ für das schon sehr gut designte „Village“ werden die Karten neu gemischt; nicht nur physisch, weil es jetzt sogar welche gibt. Jetzt kann man sich entweder zu fünft im mittelalterlichen Leben austoben und/oder bekommt neue Optionen. Durch die Personenkarten gibt es etwas mehr Glück im Spiel, aber dies fällt bei anpassungsfähigen Spielern günstigerweise nicht zu stark ins Gewicht. Der Preis ist für den Umfang und das Material im Vergleich gesehen in Ordnung. Der Zusatz, dass es sich um die erste Erweiterung handelt, lässt hoffen, dass Familie Brand noch die eine oder andere Idee in petto hat. Wenn diese so gekonnt integrierbar sind, wie es bei dieser Erweiterung der Fall ist, dann immer her damit.


Village Inn
Brettspielerweiterung für 2 bis 5 Spieler
Inka und Markus Brand
eggertspiele / Pegasus Spiele 2013
EAN: 4250231704727
Sprache: Deutsch/Englisch
Preis: ca. EUR 19,95

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