Troyes

Als Mitglieder reicher Familien streben die Spieler nach Macht im mittelalterlichen Troyes. Dabei müssen sie sich der Unterstützung von Adel, Klerus und Bürgern der französischen Stadt versichern.

von Peter Berneiser

 

 

Bei „Troyes“ setzen zwei bis vier Spieler jede Runde Würfel für verschiedene Aktionen ein. Da die Spielregeln viele Fragen unbeantwortet ließen, wurden überarbeitete Regeln veröffentlicht. Die neue Version ist in der aktuellen zweiten Auflage bereits enthalten.

Der detailreich gestaltete Spielplan zeigt das mittelalterliche Troyes, eine Stadt in der Champagne. Auf dem Spielplan sind Felder eingezeichnet, auf welche Aktions- und Ereigniskarten gelegt werden. Im Stadtzentrum besitzt jeder Spieler ein Stadtviertel. Dort werden die Würfel Runde für Runde platziert. Zudem sind einige Gebäude abgebildet (Grafenpalast, Rathaus, Bischofssitz und Kathedrale). Das übrige Spielmaterial ist gut gestaltet. Auf den ersten Blick fallen die zahlreichen Würfel auf. Aber „Troyes“ ist kein Glücksspiel, sondern durch und durch ein Strategiespiel mit einem niedrigen Glücksfaktor.

Spielvorbereitung

Jeder Spieler erhält fünf Denare und vier Gefolgsleute, zieht verdeckt eine von sechs Persönlichkeitskarten und legt einen Spielstein in ein Stadtviertel sowie einen weiteren auf die Einflussskala. Dann werden die Aktionskarten und Ereigniskarten auf die entsprechenden Felder gelegt. Bevor das Spiel beginnt, platzieren die Spieler abwechselnd ihre Gefolgsleute im Grafenpalast (Rot/Adel), Rathaus (Gelb/Bürger) und/oder Bischofssitz (Weiß/Klerus). In jedem Gebäude können bis zu sechs Gefolgsleute stehen. Leere Felder werden mit neutralen Gefolgsleuten besetzt.

Spielverlauf

Das Spiel geht über sechs Runden. Da insgesamt drei Aktionskarten pro Farbe (Rot, Weiß, Gelb) im Spiel sind, werden nur in den ersten drei Runden Aktionskarten aufgedeckt. Danach erhalten die Spieler zehn Denare abzüglich der Löhne für ihre Gefolgsmänner. Anschließend werden die Arbeitskräfte versammelt. Jeder Spieler würfelt einen Würfel pro Gefolgsmann in einem der drei Gebäude und legt sie in sein Stadtviertel. Wer beispielsweise zwei Gefolgsmänner im Rathaus und zwei im Grafenpalast hat, würfelt mit zwei roten und zwei gelben Würfeln.

Nun kommen neue Ereignisse ins Spiel. Jede Runde werden eine rote und zusätzlich eine gelbe oder weiße Ereigniskarte aufgedeckt und ihre Auswirkungen ausgeführt. Einige Ereigniskarten kosten die Spieler beispielsweise Denare („Bürgerkrieg“) oder verdrängen Gefolgsmänner aus den Gebäuden („Erbfolgestreit“). Die Auswirkungen dauern an, bis die Ereignisse besiegt werden. Zudem müssen bei militärischen Ereignissen schwarze Würfel geworfen werden, welche die Spieler mit eigenen Würfeln abwehren müssen. Der Adel ist gut gerüstet, sodass rote Würfel doppelt zählen.

Dann können die Spieler abwechselnd eine Aktion ausführen, bis alle gepasst haben oder keine Würfel mehr im Stadtzentrum vorhanden sind. Jede Aktion wird mit ein bis drei Würfeln ausgeführt. Eigene Würfel kosten nichts, fremde Würfel müssen den anderen Spielern abgekauft werden. Bereits beim ersten Testspiel wurde deutlich, dass die Würfel in der Stadtmitte einen großen Würfelvorrat bilden. Die Spieler müssen sich von der Vorstellung lösen, eigene Würfel zu besitzen, da sie einen Würfelkauf nicht ausschlagen dürfen.

Welche Aktionen können nun mit den Würfeln ausgeführt werden? Zum einen kann eine aufgedeckte Aktionskarte aktiviert werden. Dafür werden Würfel in der Farbe der Karte und ein Gefolgsmann benötigt. Wer noch keinen Gefolgsmann auf einer Aktionskarte stehen hat, stellt einen aus seinem persönlichen Vorrat dorthin und bezahlt die auf der Karte angegebenen Kosten. Dann teilt der Spieler die Summe der Augenzahlen durch die Zahl auf der Karte, wobei stets abgerundet wird. Dieser Wert gibt an, wie oft der Spieler diese Aktion ausführen darf. Die Aktionskarten haben unterschiedliche Wirkungen, die sofort eintreten oder später nutzbar sind. So können beispielsweise Denare in Siegpunkte umgewandelt oder die Werte von Würfeln verändert werden. Die Spieler, die zuerst eine Aktionskarte aktivieren, erhalten zusätzliche Siegpunkte.

Eine weitere Aktion ist der Bau der Kathedrale mit weißen Würfeln. Dafür gibt es Sieg- und Einflusspunkte. Außerdem erhalten Spieler, die sich nicht ausreichend am Bau beteiligt haben, am Spielende Minuspunkte. Die Spieler können zudem die Ereignisse bekämpfen, die ihnen das Leben schwer machen. Auch hier werden Würfel eingesetzt und Spielsteine auf die Karten gelegt. Für diesen Verdienst um die Stadt gibt es Einflusspunkte. Wenn auf allen Feldern einer Ereigniskarte Spielsteine liegen, ist das Ereignis besiegt. Die Spieler mit den meisten Spielsteinen auf einer Karte erhalten zusätzliche Siegpunkte.

Wer knapp bei Kasse ist, kann Landwirtschaft betreiben und mit gelben Würfeln ein paar Denare verdienen. Die letzte Aktionsmöglichkeit ist das Einsetzen von Gefolgsleuten in den drei Gebäuden. Dafür wird ein Würfel in der Farbe des entsprechenden Gebäudes benötigt. Mit dieser Aktion sichern sich die Spieler nicht nur neue Würfel in der nächsten Runde, sondern verdrängen auch ihre Mitspieler aus den Gebäuden.

Was hat es nun mit den Einflusspunkten auf sich? Diese Punkte können durch einige Aktionskarten in andere Ressourcen umgetauscht oder zusätzlich zu einer Hauptaktion genutzt werden. Wer einen Einflusspunkt ausgibt, kann einen seiner Würfel neu werfen. Für zwei Einflusspunkte erhält man einen weiteren Gefolgsmann. Und mit vier Erfolgspunkten können bis zu drei eigene Würfel auf die gegenüberliegende Seite gedreht werden.

Spielziel

Nach sechs Runden endet das Spiel. Zusätzlich zu den während des Spiels gesammelten Siegpunkten werden nun die anfangs verteilten Persönlichkeitskarten aufgedeckt, die für alle Spieler gewertet werden. So belohnt beispielsweise Graf Theobald II. vermögende Spieler, während Papst Urban IV. den Spielern seinen Segen für umfangreiche Baumaßnahmen an der Kathedrale erteilt. Umsichtige Spieler können durch die Persönlichkeitskarten einige Siegpunkte ergattern. Wer die meisten Siegpunkte hat, gewinnt das Spiel und das Ringen um Macht und Einfluss in Troyes.

Fazit: Jede Partie spielt sich anders als vorangegangene Partien, da die Aktionskarten zufällig bestimmt werden und neue Kombinationen ermöglichen. Die Einstiegshürde ist allerdings hoch. Trotz überarbeiteter Spielregel ist ein sorgfältiges Regelstudium vor der ersten Partie nötig. „Troyes“ ist ein anspruchsvolles Strategiespiel, das mit eng verzahnten Spielmechanismen und vielfältigen Aktionsmöglichkeiten überzeugt. Trotz Würfel ist der Glücksfaktor erstaunlich niedrig, da die Spieler alle Würfel nutzen können. Wer sich in das Spiel einarbeitet, wird von der Spieltiefe und dem interessanten Einsatz von Würfeln positiv überrascht. „Troyes“ ist schon lange kein Geheimtipp mehr und verdient in aller Munde.


Troyes
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Sébastien Dujardin, Xavier Georges, Alain Orban
Pearl Games 2010
EAN: 5425028270016
40 Münzen, 1 Spielplan, 54 Siegpunktplättchen, 24 Würfel, 56 Gefolgsleute, 90 Klötzchen, 8 Holzscheiben, 27 Aktionskarten, 16 Ereigniskarten, 6 Persönlichkeitskarten, 1 Startspielerkarte, 6 Spielhilfen, 1 Übersicht, englisch/französisch/deutsch
Preis: EUR 39,95

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