von Henning Mützlitz
Seit dem Kino-Blockbuster von J.J. Abrams von 2009 ist die Marke „Star Trek“ wieder in aller Munde. Kirk und Spock sind in der „Version 2.0“ wieder dick im Geschäft, und eine neue Generation von Zuschauern konnte für das Trek-Universum begeistert werden. Dabei war es seit der Einstellung der letzten TV-Serie „Enterprise“ im Jahr 2004 ziemlich ruhig um das in den Jahrzehnten zuvor so erfolgreiche Franchise geworden. Viele befürchteten sogar das endgültige Aus. Mit ein bisschen Pech hätte es nur noch für ein Unterkapitel im „Lexikon der TV-Serien“ gereicht, und kein 14-Jähriger hätte gewusst, wer Scotty ist oder dass Vulkanier keine „Weltraum-Elfen“ sind.
Doch auch dann wäre „TrekMinds“ erschienen.
Die Autoren gehören nämlich zu eben jener unverbesserlichen Gruppe von Individuen, die nicht müde werden, die Flagge der Föderation auch im Sturm des kurzlebigen Hypes um andere TV- oder Kinoerfolge zu hissen. Auch in Zeiten, als es nicht gerade „cool“ war, an Kirk & Co. festzuhalten, ließen sie nicht davon ab, Widerstand zu leisten – und entgegen der Borg-Maxime war dieser keineswegs zwecklos! „TrekMinds“ bietet einen tiefen Einblick in die Philosophie und das Weltbild von „Star Trek“ und wie sich dieses auch auf die Fans übertragen hat.
Ein wichtiges Anliegen der beiden „Star Trek“-Veteranen ist es, darauf hinzuweisen, was „Star Trek“ und seine Protagonisten von anderen Serien und deren Helden ihrer Zeit unterscheidet: Sie sind nicht einfach nur Helden, die für den Effekt eines Happy Ends eine Lösung zum Guten finden, sondern sie sind Menschen – der Moral und somit „dem Guten“ verpflichtet –, die oftmals erkennen müssen, dass die Lösung eines Problems nicht immer alle glücklich machen kann, sondern Opfer jedweder Art bedeuten kann: Sei es die eigene Integrität mit ihren in der Föderation etablierten hohen Moral- und Wertvorstellungen, die Aufgabe zwischenmenschlicher Beziehungen oder gar die Opferung von Menschenleben. Inwieweit der jeweilige Protagonist dabei zwischen dem „Greater Good“ oder schlicht der Staatsräson zu wählen hat, ist gerade in den Serien jüngeren Datums immer wieder Thema.
Facts&Stories
Doch in „TrekMinds“ werden keineswegs nur ernste oder nachdenkliche Töne angeschlagen, die sich mit dem über Jahrzehnte gewachsenen Kulturphänomen „Star Trek“ und seiner Philosophie beschäftigt. Stattdessen präsentieren die beiden Autoren in vielen Beiträgen interessante Erfahrungen und Einsichten in das „Vor und hinter dem Vorhang“, die sich im Laufe der Jahre ihrer Aktivität im und um das „Star Trek“-Fandom angesammelt haben. Manchmal etwas flapsig und augenzwinkernd berichten sie von Erlebnissen mit den Schauspielern auf Conventions, ihr Dasein als „Nerd/Geek“ sowie viele ihrer Tätigkeiten, die mit „Star Trek“ in Zusammenhang stehen (siehe: Über die Autoren).
Daneben kommen aber auch andere Macher und Kenner von „Star Trek“ zu Wort. Andreas Mergenthaler, Miteigentümer des Ludwigsburger Verlags Cross Cult, in dem mit großem Erfolg die „Star Trek“-Romane in deutscher Sprache erscheinen, gibt einen Einblick in das, was das Franchise für ihn ausmacht. Außerdem kommen in einem Dreier-Interview drei Personen zu Wort, deren Lebenswege entscheidend, aber ganz unterschiedlich, von „Star Trek“ beeinflusst wurden: Richard Arnold (langjähriger Assistent Gene Roddenberrys), Marc B. Lee (Convention-Moderator u. a. der FedCon) und Markus Rohde (Chefredakteur der „SpaceView“ sowie Lektor für „Star Trek“ bei Cross Cult). Viele Kapitel werden zudem mit Zitaten von „Star Trek“-Schauspielern und -machern angereichert, die erläutern, was für sie das Besondere an „Star Trek“ ist.
Über die Autoren
Mit Mike Hillenbrand und Christian Humberg haben sich zwei Autoren zusammengetan, deren Begeisterung für Gene Roddenberrys Universum sich in zahlreichen Tätigkeiten um und für „Star Trek“ niederschlägt. Hillenbrand, geb. 1972, ist nicht nur Herausgeber des Online-Magazins „Corona“, sondern auch Autor der Bestseller „40 Jahre Star Trek“ und „Star Trek in Deutschland“ (Heel Verlag), für welche er mit Co-Autor Thomas Höhl den Deutschen Phantastik-Preis erhielt. An Christian Humberg, geb. 1976, kommt man als Trekkie ebenfalls kaum vorbei, übersetzt er doch die aktuellen „Deep Space Nine“-Romane ins Deutsche, ebenso wie den „Star Trek Communicator“, das Magazin des Deutschen „Star Trek“-Fanclubs. Daneben schreibt er u. a. auch für die Website StarTrek.com und verfasst eigene Romane im phantastischen Sektor.
Fazit: „TrekMinds“ wurde in erster Linie von Fans für Fans geschrieben, bietet aber auch neu Hinzugekommenen die Möglichkeit zu verstehen, was den besonderen Reiz des Franchises ausmacht. Wissenswerte Hintergrundinfos und Interviews, Anekdoten und Nachdenkliches – alles auf eine höchst unterhaltsame Weise geschrieben und jedem zu empfehlen, der sich für alles interessiert, was neben den TV-Serien und Kinofilmen vor sich geht. Oft wird im Zusammenhang mit „Star Trek“, seinen Akteuren und Fans, von einer „Familie“ gesprochen. „TrekMinds“ vermittelt einen spürbaren Eindruck dessen, was dieses Familiengefühl ausmacht.
TrekMinds – Nur der Himmel ist die Grenze
Sachbuch
Mike Hillenbrand / Christian Humberg
In Farbe und Bunt Verlag 2011
ISBN: 9783941864009
136 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 9,95
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