Toledo

Im 16. Jahrhundert war die faszinierende Stadt Toledo die Hauptstadt des spanischen Weltreiches. Ein Ort, an dem friedlich die christliche, muslimische und jüdische Kultur gelebt wurde, und der die Heimat des großen Malers El Greco war. Aber Toledo war auch das Zentrum der europäischen Schwertschmiedekunst …

von Henning Hofmeister

 

 

Ihre Aufgabe ist es, die schönsten Schwerter der Stadt zu schmieden und diese dem Herrscher im Alcazar zu überbringen. Ihr Talent bei der Beschaffung der benötigten Materialien ist dabei ebenso gefragt wie ihre Fertigkeit beim Schmieden. Aber Ihre Fechtkunst dürfen Sie nicht vernachlässigen, um Erfolg zu haben.

Das Erste, was einem beim Öffnen der Box auffällt ist die nur vier Seiten umfassende Spielanleitung. Ja, richtig gelesen: vier Seiten! Bevor wir uns dieser zuwenden, schauen wir uns doch erst einmal den Inhalt der Schachtel an.

Für jeden der vier möglichen Spieler findet man jeweils fünf Holzfiguren (in den Farben Grün, Blau, Rot und Gelb) sowie Geschäftstafeln für jeden Spieler, die er während des Spiels auf dem Spielbrett platzieren kann. Ein Packen Geldkarten, sechs so genannte Gemäldekarten und diverse Marker, welche die eigene Fechtkunst, Sonderbewegung, gesammelte Metallstücke oder geschmiedete Schwerter darstellen, kommen dazu, darüber hinaus noch ein Beutel mit Edelsteinen.

Hervorzuheben ist der großformatige Spielplan, meiner Meinung nach das Herzstück eines jeden Brettspiels. Dieser zeigt den „Stadtplan“ der Stadt Toledo, welcher mit diversen (noch freien) Spielfeldern versehen ist und macht einen hervorragenden Eindruck.

Nachdem man die Marker, Edelsteine und Karten auf den vorgegeben Plätzen des Spielbrettes platziert und einen ersten Schwung an Geldkarten gezogen hat, kann es losgehen. Man hat in jedem Zug die Möglichkeit, sich für die Aktion „Bewegen“, „Geschäftskarte auslegen“, „Geldkarten ziehen“ oder „Figur zurück zum Start“ zu entscheiden. (Zu Anfang wird man vermutlich die Möglichkeit zum Ziehen von weiteren Geldkarten wählen.)

Die Bewegung wird mit Hilfe der Geldkarten auf der Hand durchgeführt. Man sucht sich einen Kartenwert aus, in dessen Höhe man die entsprechende Figur setzen darf. Die Bewegung einer Figur muss dabei immer auf einem Geschäft, egal ob dem eigenen oder einem gegnerischen, enden. Danach können die Figur oder weitere eigene Figuren um erneut diesen Wert bewegt werden, solange man genug weitere Karten mit genau diesem Wert auf der Hand hat, um sie auszuspielen. Das bedeutet natürlich, dass man sich von vornherein im Klaren darüber sein muss, in dem aktuellen Zug beispielsweise nur 3er-Schritte zu unternehmen. Durch den Zukauf eines Bewegungsmarkers, kann ggf. eine weitere Karte mit einem anderen Wert ausgelegt werden.

Alternativ kann eine Geschäftstafel auf dem Spielfeld platziert werden. Diese bieten entweder Platz für einen oder zwei Kunden. Zur Auswahl stehen der Metallhändler, der Edelsteinschleifer, der Schmied oder der Fechtlehrer. Auf den Geschäftsfeldern hat man nun die Möglichkeit, sein sauer erzogenes Geld unter die Leute zu bringen. Je nach Ladenart, können nun Metall oder Edelsteine eingekauft werden, man kann beim Schwerkämpfer seine Fechtkünste erweitern, in der Kneipe weitere Geldkarten ziehen oder beim Künstler Gemälde einkaufen, welche am Ende weitere Siegpunkte beisteuern. Bei eigenen Shops ist dieses kostenlos, bei Geschäften des Gegners muss leider bezahlt werden.

Aus den erhaltenen Rohstoffen kann man beim Schwertmacher seine Schwerter schmieden lassen. Je mehr Rohstoffe eingesetzt werden, umso hochwertiger wird die Waffe.

Sollte sich einmal ein Gegenspieler erdreisten, genau das Geschäft zu besetzen, in dem man gerade einkaufen will, wird dieser auf klassische Art und Weise zum Duell gefordert (diese Tugend ist ja leider in unserer heutigen Zeit etwas aus der Mode gekommen). Für den Kampf werden wieder die Geldkarten verwendet, welche alle zusätzlich mit einem zufälligen Fechtsymbol versehen sind. Hier kann man ablesen, wer die jeweilige Kampfrunde gewonnen hat. Vorher erhaltene Fechtmarker erhöhen die Chance auf einen Sieg. Der Verlierer muss unter Hohn und Spott wieder zurück auf die Kathedrale Santa Maria, den Startpunkt des Spiels.

Sobald ein Spieler drei Figuren zum Ziel gebracht hat, ist das Spiel beendet und es werden die Siegpunkte berechnet.

Der Vorteil von „Toledo“ liegt ganz klar bei den schnell zu erlernenden Regeln. Es kann also mal eben kurz rausgeholt werden, wenn gerade Besuch da ist und man nicht erst stundenlang das Spiel erklären möchte.

Der Nachteil liegt leider bei der Unausgewogenheit des Spiels. Unerfahrene Spieler werden vermutlich gnadenlos verlieren, weil das Spiel durch ein paar Taktiken sehr schnell zum Ende gebracht werden kann. So ist es etwa denkbar, sich so schnell wie möglich ein Schwert zu schmieden und dieses zusammen mit zwei weiteren Figuren zum Alcazar zu bringen. Schon ist das Spiel vorbei und die Leute, die erst einmal Rohstoffe für teure Schwerter sammeln wollen, sehen alt aus.

Mit etwas Erfahrung kann der Gegner natürlich davon abgehalten werden, aber dafür muss man erst einmal die Mechanismen durch mehrmalige Spiele begriffen haben. Der andere Negativpunkt ist der hohe Glücksfaktor des Spiels. So kann es vorkommen, dass man einfach nie die richtigen Punktewerte zieht und so überhaupt keine Möglichkeit hat, seine genialen Taktiken in die Tat umzusetzen.

Fazit: Wenn alle Spieler sich mit den Regeln auskennen ist „Toledo“ ein nettes Spiel für zwischendurch. Es wird aber aufgrund einer gewissen Unausgewogenheit und des hohen Glücksfaktors meiner Meinung nach kein Dauerbrenner werden.


Toledo
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Martin Wallace
Kosmos 2008
Sprache: Deutsch
Preis: ca. 31,99 EUR

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