Thunderstone Advance – Ursprung alles Bösen

Welle um Welle donnern die Monsterhorden gegen die Wehrmauer des kleinen Städtchens. Verloren wären die Bewohner, gäbe es da nicht mutige Helden, die sich den Ungeheuern entgegenstellen.

von Bastian Ludwig

„Ursprung alles Bösen“ ist eine Erweiterung für „Thunderstone Advance“. Das Basisspiel ist die Voraussetzung. Drei Ergänzungen zu diesem hält das Set bereit.

Zunächst einmal wären da zusätzliche Exemplare schon bekannter Kartentypen wie Helden, Gegenstände und Monster. 22 sind es an der Zahl. Auf diese Weise lassen sich noch mehr verschiedene „Thunderstone Advance“-Partien zusammenstellen, das dürfte aber nur für Spieler interessant sein, die „Die Türme des Verderbens“ schon so ausführlich gespielt haben, dass sie wirklich neues Kartenpulver brauchen.

Außerdem führt „Ursprung alles Bösen“ einen neuen Kartentyp ein, der auch eine kleine Regeländerung zur Folge hat: die „Schatzkarten“. Wer die Besprechung der „Thunderstone Advance“-Erweiterung „Verfluchte Höhlen“ gelesen hat, kann die nächsten beiden Absätze überspringen, denn dort wie hier sind die Schatzkarten-Regeln die gleichen, sodass ich jetzt einfach mal die faulste Variante des Schreibens betreibe und mich bei meinem eigenen Text bediene.

Die Schatzkarten werden mit den Monsterkarten gemischt. Wird nun eine Monsterkarte nachgezogen, kann es passieren, dass man stattdessen eine Schatzkarte zieht. Diese Schatzkarte wird dann auf das erste leere Feld des Dungeons gelegt und man nimmt eine weitere Karte. Das macht man so lange, bis man ein Monster aufdeckt. Dieses Monster bewacht nun alle Schatzkarten, die man zuvor gezogen hat. Um an die Schätze und damit an ihre besonderen Boni zu kommen, muss man das Monster besiegen. Es gibt aber einen Haken. Bis das Monster besiegt wurde, verwendet es Eigenschaften der Schätze im Kampf gegen den Spieler. Bewacht ein Monster also mehrere Schätze, ist die mögliche Beute zwar hoch, das Monster ist aber auch weitaus kampfstärker als üblich.

Das Beutemachen ist neben dem Bekämpfen von Monstern und dem Verbessern der eigenen Fähigkeiten eines der Grundprinzipien von Dungeoncrawler-Spielen. Einerseits ist es also schön, dass „Ursprung alles Bösen“ das Basisspiel um diesen Aspekt ergänzt, auch wenn die Schatzkammer mit gerade einmal sechs Schatzkarten nicht gerade üppig gefüllt ist, andererseits muss man fragen, warum der Verlag ein so grundlegendes Spielelement auf eine Erweiterung auslagern musste, hätte es doch eigentlich ins Basisspiel gehört, wo ich es aber – das muss der Fairness halber gesagt werden – trotzdem nicht vermisst habe.

An dieser Stelle eine wichtige Anmerkung: Die zusätzlichen Karten und die Schatzkarten von „Ursprung alles Bösen“ sind nicht die gleichen wie die von „Verfluchte Höhlen“! (Das würde ja auch dem Grundkonzept eines Deckbuilding Games widersprechen.)

Den interessantesten Teil von „Ursprung alles Bösen“ bietet eine ganz neue, kooperative Spielvariante mit Namen „Die Belagerung“. Sie ersetzt den Dungeon-Teil des Basisspiels durch ein Szenario, in dem die Stadt Dun Ordha von immer neuen Wellen blutdurstiger Monster attackiert wird. Die Helden versuchen gemeinsam, die herannahenden Horden zurückzuschlagen. Die Monster sind in drei Schlachtenreihen gruppiert, zwischen ihnen und der Stadt gibt es eine Verteidigungsmauer, den „Wall“. Im Verlauf des Spiels rücken die Monster immer weiter vor, wenn es den Spielern nicht gelingt. sie auf ähnliche Weise wie im Dungeon des Basisspiels zu besiegen. Stoßen sie bis zum Wall vor, können sie diesen schwächen. Haben sie ihn völlig zerstört, ist Dun Ordha ebenso wie das Spiel verloren.

„Die Belagerung“ ergänzt „Thunderstone Advance“ sinnvoll. Zum einen hat man durch den kooperativen Part endlich ein wenig Interaktion, die bei „Die Türme des Verderbens“ völlig fehlt, zum anderen steht nun etwas auf dem Spiel. Tatsächlich ist es nämlich so, dass die Spieler bei Monsterkämpfen im Basisspiel quasi keine negativen Folgen zu erwarten haben. Sie können von den Gegnern nicht getötet werden, diese können ihnen nicht einmal wirklich schaden. So geht man mit Nonchalance in die Kämpfe, wo eigentlich Sorge ob einer möglichen Niederlage herrschen sollte. Mit „Die Belagerung“ hält diese Sorge nun Einzug ins Spielgeschehen, denn die Monster können einen gigantischen Schaden anrichten, eine ganze Stadt könnte ausgelöscht, das Spiel verloren werden. Somit ist es die größte Leistung von „Ursprung alles Bösen“, „Thunderstone Advance“ eine ordentliche Portion Spannung hinzuzufügen.

Fazit: „Ursprung alles Bösen“ lässt mich zwiegespalten zurück. Einerseits macht „Die Belagerung“ das Basisspiel spannender und kooperativer, andererseits ist sie aber doch nicht mehr als eine Regelvariante; einerseits bringen die Schatzkarten mit dem Beutemachen ein grundlegendes Element eines jeden Dungeoncrawler-Abenteuers mit ins Spiel, das andererseits schon in „Die Türme des Verderbens“ nicht hätte fehlen dürfen. Eine Erweiterung mit Licht und (zumindest mitschwingendem) Schatten also, zu einem Preis, der fast so hoch wie der des Basisspiels ist. Unterm Strich ist das Preis-Leistungs-Verhältnis gerade so im grünen Bereich. Auf jeden Fall ist es aber deutlich besser als das der anderen „Thunderstone Advance“-Erweiterung „Verfluchte Höhlen“, die nur neue Karten und die Schatzkarten-Ergänzung beinhaltet, aber genauso viel kostet.


Thunderstone Advance – Ursprung alles Bösen
Kartenspiel-Erweiterung
Mike Elliott
Pegasus Spiele 2012
EAN: 4250231704123
Sprache: deutsch
Preis: EUR 29,95

bei amazon.de bestellen