von Simon Ofenloch
Die Welt, wie wir wie kennen, ist untergegangen. Für die Überlebenden der durch den schrecklichen Virus „Captain Trips“ ausgelösten Katastrophe ist die Zeit danach ein Albtraum. Doch aufgegeben wird so schnell nicht, und jeder Funke Hoffnung dient als Ansporn zum Weiterkämpfen.
Unterwegs in dem von der Seuche verwüsteten Land, macht der Taubstumme Nick Andros eine schicksalhafte Begegnung. Er trifft auf den geistig zurückgebliebenen, kindlichen Tom Cullen, der zu einem treuen Begleiter wird. Gemeinsam ziehen sie weiter, auf der Suche nach Mutter Abagail, der alten, farbigen Frau, die immer wieder in Träumen erscheint und auf einer Veranda in Nebraska Gitarre spielend ein womöglich gutes Ende in Aussicht stellt.
Nach dem Tod seiner Reisebekanntschaft Rita Blakemoor steht Larry Underwood wieder alleine da. Allerdings nicht lange, denn an der Küste von Maine lernt er die attraktive Nadine Cross kennen. An ihrer Seite der wilde Junge Joe, der ein tödlich scharfes Messer sein eigen nennt. Zum Glück weiß Larry Underwood um die beruhigende und verbindende Wirkung von Musik …
Unterdessen ziehen auch Fran Goldsmith und Harold Lauder weiter, zusammen mit Glen Bateman und Stu Redman. Als sich die Gefühle der Zuneigung zwischen Fran Goldsmith und Stu Redman schließlich Bahn brechen, kommt es zwischen den beiden zu Momenten der Glückseligkeit inmitten des Chaos und der allgegenwärtigen Schrecken. Doch der Frieden ist trügerisch, denn Harold Lauder, der ebenfalls Gefühle für Fran Goldsmith hegt, fühlt sich anschließend hintergangen. Und enttäuschte Liebe birgt stets das Potenzial zum Unheil.
Alle drei Fraktionen finden sich auf ihren Expeditionen durchs Land mit weiteren Überlebenden konfrontiert. Mitunter handelt es sich dabei um harmlose Begegnungen, meistens jedoch um gefährliche, um schreckliche Aufeinandertreffen.
Zudem müssen sich die Überlebenden neben den Träumen von Mutter Abagail auch mit den albtraumhaften Visionen des Dunklen Mannes Randall Flagg auseinandersetzen, der über seelenlose Krähen und wilde Tiere gebietet und das endgültige Ende der Welt herbeizuführen beabsichtigt. Wie Mutter Abagail kämpft er um die Herzen, Seelen und Träume der letzten Menschen.
Unter dem Folgentitel „Überlebende“ geht die epische Geschichte von Untergang der Welt durch einen Militärvirus und vom letzten Gefecht zwischen Gut und Böse, Himmel und Hölle, Mutter Abagail und Randall Flagg in die dritte Runde, ebenso sorgfältig gefertigt und vorlagentreu wie die beiden vorangegangenen Teile der Comicadaption von Stephen Kings Großroman. Dieses Mal geht es vor allem um die „Guten“, die Figur des „Mülleimermannes“ taucht gar nicht auf. Und auch Mutter Abagail nimmt viel Raum ein. Wir lernen sie näher kennen, mit Rückblicken in ihre Vergangenheit.
Die einzelnen Charaktere des allgemein tollen Ensembles werden allesamt vielschichtiger mit jeder Episode, mit jedem Erlebnis auf dem Weg. Im dritten Band der Comicreihe ist ein Ereignis unterwegs besonders schockierend: das Zusammentreffen von Fran Goldsmith, Harold Lauder, Stu Redman und Glen Bateman mit einer Bande übler Ex-Soldaten, die sich einen Harem aufbauen wollen. Drastisch brutal wird da verfahren. Die Episode ist im Comic entsprechend abscheulich bebildert.
Die Zeichnungen verantwortet Mike Perkins. Seine Darstellungen sind durchweg ordentlich und mitunter beeindruckend in ihrer Ausdrucksstärke, wozu auch die stimmungsvolle Kolorierung durch Laura Martin einen großen Teil beiträgt.
Neben einem Einleitungstext und einer sehr kurzen Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse enthält der Band als weitere Zugaben sämtliche Cover der Originalausgaben, inklusive der Variant-Titelbilder. Wer sich dafür interessiert, wie so ein komplexer Comic im Einzelnen entsteht, erhält am Ende noch einen lehrreichen Einblick in die Arbeitsweise der Projektbeteiligten: Anschaulich wird vorgeführt, wie aus dem Skript zum Comic und detaillierten Anweisungen an Zeichner und Schriftsetzer schließlich die fertigen Panels werden. Kolorierung eingeschlossen.
Fazit: Was die involvierten Comickünstler unter der sachverständigen Leitung von Stephen King in dieser Reihe an Atmosphäre und Action, Spannung und Horror in ordentlichen Zeichnungen aufs Papier bringen, überzeugt auf ganzer Linie. Auch mit dem dritten Teil weiterhin die gelungene Adaption einer beeindruckenden Vorlage!
The Stand – Das letzte Gefecht 3: Überlebende
Comic
Stephen King, Roberto Aguirre-Sacasa, Mike Perkins, Laura Martin
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-86201-047-9
140 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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