The Babylon 5 Station Guide

Eines der ehrgeizigsten Projekte der Menschheitsgeschichte ist das der „Babylon“-Raumstation. Nachdem die ersten drei zerstört wurden und die vierte auf mysteriöse Weise verschwand, dachte schon keiner mehr, dass die Raumstation jemals gebaut werden würde. Aber mit Geld von verschiedenen Rassen im Universum konnte das Projekt doch noch erfolgreich angepackt werden und somit steht nun die Raumstation mit dem Namen „Babylon 5“ und wird ihrer Rolle als diplomatischer Angelpunkt im Universum gerecht.

von Sebastian Thies

Die Station „Babylon 5“ ist Dreh- und Angelpunkt der gleichnamigen Serie und den dazugehörigen Filmen. Kein Wunder, immerhin ist es ja auch ihr Titel. Also dürfte es auch kaum überraschen, dass es für die Station ein eigenes Nachschlagewerk für das Rollenspiel gibt. Okay, es gab zwar schon einige Informationen im Grundregelwerk, doch reichten die nicht wirklich aus, um die Station mit Leben zu erfüllen. Hier ist es also und es ist kein eigenes Buch geworden, sondern gleich eine komplette Box. Inhalt dieser Box sind drei Regelbücher, ein Führer durch die Station für den menschlichen Besucher und vier große Faltkarten, welche doppelseitig mit den Plänen der Station bedruckt sind.

Als erstes wollen wir uns den Faltplänen widmen. Wie schon gesagt: Vier Stück an der Zahl und doppelseitig in Vollfarbe bedruckt, zeigen sie die verschiedenen Ebenen der Raumstation. Natürlich sind einige Ebenen zusammengefasst, wenn sie den gleichen Bauplan haben, da sonst die Menge in keine Box gepasst hätte. Da die Station selber in sechs verschiedene Bereiche (blau, rot, grün, braun, grau und gelb) unterteilt ist, sind es auch die Pläne, die die ungefähren Ausmaße von 100 x 70 cm haben. Es wird aber leider auch viel Platz auf den Plänen verschenkt, was das Ganze zwar etwas übersichtlicher macht, einen dafür aber zwingt, häufiger den Plan zu wechseln, um am Ort des Geschehens zu bleiben. Neben den einzelnen Ebenen gibt es auch noch Karten von einzelnen exemplarischen Zimmern und Büros – also alles, was man benötigt.

Als nächstes möchte ich ein paar Worte zu dem dünnen Heftchen, welches ebenfalls in der Box vorhanden ist, verlieren. Hierbei handelt es sich um den „Visitor’s Guide“ (in der Menschen-Version) und dieser kann eigentlich direkt so an die Spieler rausgegeben werden. Für Fans der Serie steht hier zwar nicht viel Neues drin, dennoch gibt er auf seinen 16 Seiten einen kleinen Überblick über die Station und bringt so etwas Stimmung ins Spiel. Die Informationen, die es hier gibt, finden sich natürlich auch noch mal in den drei einzelnen Büchern, die aber eher für den Meister gedacht sind. Hier ist dann natürlich alles ausführlicher erklärt und der Meister bekommt auch Regeln an die Hand, wenn diese vonnöten sind.
 
Und wenn wir sie schon erwähnt haben, dann wollen wir uns auch gleich die drei Bücher mal genauer ansehen. Das erste, welches den Titel „Guide to the Station“ trägt und 96 Seiten umfasst, beschäftigt sich mit der Station an sich. Man bekommt zu Beginn einen geschichtlichen Abriss über das Entstehen der Station, was man aber schon aus diversen anderen Bänden kennen dürfte. Bevor man sich dann den einzelnen Sektoren widmet, gibt es noch einige allgemeine Information, wie man sich etwa durch die Station bewegt und wie man sich in ihr zurecht findet (die Erklärung der Symbole, die in der Station vorkommen und die in dem Heftchen für den Besucher gezeigt und erklärt werden, hätten hier gut nochmal abgedruckt werden können – ist aber leider nicht der Fall).

Als ersten Sektor wird die Schaltzentrale der Station, der blaue Sektor, beschrieben. Neben den Unterkünften der Earthforce findet man hier auch die Kommandobrücke (leider gibt es für diese keine Karte). Neben der Beschreibung der einzelnen Decks und dem Hangar der Starfury-Jäger, bekommt man auch Informationen über das Ankommen von neuen Schiffen (ein typischer Tagesablauf ist als Beispiel vorhanden) und die Aufgaben, welche auf der Kommandobrücke anfallen.

Der rote Sektor, welcher den größten Teil der Station einnimmt, ist auch der belebteste. Neben Büros und Wohnungen findet man hier auch das gesellschaftliche Leben. Neben dem Zocalo, welches in der ersten Edition ja einen eigenen Quellenband hatte, sitzen hier auch das Casino, die Hotels und noch eine Menge anderer Geschäfte, die die Bewohner und Gäste besuchen können. Viele der Regeln, die es schon im vorher erwähnten „The Zocalo“ gab, findet man auch hier wieder, und noch einiges mehr. Nur die neuen Ausrüstungsgegenstände, die in dem Buch vorkamen, fehlen.



Zwar war eigentlich der grüne Sektor für die außerirdischen Bewohner der Station gedacht, doch gibt es nun auch eine große „Kolonie“ im roten Sektor. Der rote und grüne Sektor teilen sich nicht nur die außerirdischen Bewohner, sondern auch noch den immensen Garten der Station. Hier befinden sich neben Parks auch die „Freiluft“-Sportanlagen der Station. Ebenfalls liegt hier das religiöse und kulturelle Zentrum der Station. Der grüne Sektor selber hat nur drei Decks, in denen es neben den Quartieren für die Botschafter und ihr Gefolge auch noch den Versammlungsraum und das Büro des Stationsoffiziers gibt.

Wenn man dann von den erhabenen Herrschaften weitergeht, kommt man zum braunen Sektor. Zwar leben und arbeiten hier die unteren Schichten, doch der Abschaum selber treibt sich in Downbelow herum, dem Bereich der Station, der niemals fertig gebaut wurde.  

Der gelbe Sektor ist der Energiekern der Station, der dafür sorgt, dass immer genügend Strom für die Station vorhanden ist. Hierhin verirrt sich eigentlich keiner, außer er hat hier seine Arbeit zu verrichten. Etwas interessanter hingegen ist der graue Sektor, der den „Außenarm“ der Station darstellt. Neben großen Lagerräumen ist hier auch die Vorrichtung, die dafür sorgt, dass sich die Station um die eigene Achse dreht, damit eine Schwerkraft entstehen kann. Es gibt auch einige wissenschaftliche Labore, da man hier Versuche in der Schwerelosigkeit durchführen kann.

Buch Nummer Zwei hat das Leben auf der Station als Thema. 64 Seiten beschäftigen sich mit den verschiedenen Gruppierungen, denen man auf der Station begegnen kann (Earthforce, Dockarbeitern, Nightwatch, den verschiedenen außerirdischen Rassen usw.) Außerdem gibt es Preislisten zu den Dienstleistungen, die man auf der Station bekommt (soweit sie nicht schon im ersten Band erwähnt wurden). Das Leben auf einer solchen Raumstation verläuft zudem nicht immer in den Bahnen des Gesetzes und deswegen existiert auch ein längeres Kapitel über Straftaten und ihre Bestrafung. Auch erfährt man einiges über das normale Leben auf der Station, wie das Erziehen von Kindern, das Leben in den verschiedenen sozialen Schichten oder auch, wie man sich auf der Station vergnügen kann.

Das dünnste (32 Seiten) und letzte der drei Bücher beleuchtet die Beziehungen der Station zu ihrer Umwelt. Neben den Erwartungen, welche die unterschiedlichen Rassen an die Station hatten, gibt es auch genaue Beschreibungen, wie sich die Station bei einer Kampfsituation verhält. Dabei wir etwa aufgezeigt, was für ein Waffenpotential sie besitzt und wie und wann dieses eingesetzt wird.

Fazit: Eine „Babylon 5“-Spielgruppe, bei der die Station nur sporadisch eine Rolle spielt, kann schon auf diese Box verzichten. Doch sollten die Spieler häufiger auf der Station halt machen oder sich die Kampagne ganz um „Babylon 5“ drehen (dieser Ansatz ist bei einem „Babylon 5“-Rollenspiel nicht ganz abwegig), dann sollte diese Box schon ganz oben auf der Wunschliste stehen. Zwar ist die Aufteilung der Themen auf die drei Bücher manchmal etwas unglücklich (ich hätte die Informationen in zwei oder vielleicht gar nur einem Band gesteckt), dennoch sind sie wertvoll und wichtig. Der Preis ist für die Menge an Spielmaterial, das man bekommt, eigentlich auch ziemlich gut und somit kann ich nur zum Kauf raten.

The Babylon 5 Station Guide
Quellenbox
Greg Lynch
Mongoose Publishing 2006
ISBN: 1-905471-59-9
4 doppelseitige Farbposter + 4 Bücher, Softcover, englisch
Preis: $ 49,95

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