Stargate TCG

Einmal mit einem SG-Team durch ein Sternentor wandern, außerirdische Kulturen treffen, die der Erde doch irgendwie ähnlich sind, und nebenbei gegen extraterrestrische Parasiten um das Schicksal der Menschheit kämpfen. Ja, das ist der Stoff, aus dem echte Science-Fiction gemacht ist! Das ist der Stoff für eine TV-Serie, die es in zehn Jahren auf zehn Staffeln geschafft hat, und eine weitere Serie („Stargate Atlantis“) mit mittlerweile vier Staffeln auskoppeln konnte. „Stargate“… das sind nicht nur der Film von Roland Emmerich und endlose Wiederholungen auf RTL2… „Stargate“ ist jetzt auch ein Trading Card Game!

von Dominik Cenia

Spätestens seit dem recht erfolgreichen „WWF Raw Deal“ Collectible Card Game dürfte auch hierzulande der amerikanische Hersteller Comic Images dem ein oder anderen ein Begriff sein. Seit 1987 produzieren die Amerikaner in sich geschlossene Sammelkarten-Sets zu verschiedenen Themen (meist Comics). Mit dabei waren auch schon die ein oder anderen Sammelkartenspiele, die aber bisher bei Weitem nicht den Erfolg von „WWF Raw Deal“ erreichen konnten. So erschien im letzten Jahr etwa das leider weniger erfolgreiche „Conan CCG“, das es nur auf eine einzige Edition schaffte.

Wohin geht die Reise?

Die Frage, warum ausgerechnet jetzt noch ein Sammelkartenspiel zu „Stargate“ herauskommt, mag an dieser Stelle im Vorfeld durchaus berechtigt sind. Ist der Zug doch augenscheinlich quasi schon abgefahren, denn die zehnte Staffel ist definitiv die letzte für SG-1. Natürlich, „Stargate Atlantis“ läuft noch, kränkelt aber bei den Fans was die Treue angeht.
Wird hier also einfach nur ein totes Pferd geritten? Schwer zu sagen. Sony Online Entertainment hat sich vor einiger Zeit die Lizenz für ein „Stargate“-Online-Spiel unter den Nagel gerissen. „Stargate Worlds“ wird von Cheyennen Mountain Entertainment entwickelt. Und auf www.stargateonlinetcg.com kann man das Sammelkartenspiel mittlerweile sogar komplett mit virtuellen Boostern und Startern spielen (kostenpflichtig). Auch die erste Erweiterung „System Lords“ mit neuen Karten ist bereits angekündigt.

Wieder einmal wird es wohl einfach die Zeit zeigen, wie die Sache ausgehen wird. Werfen wir also lieber, trotz aller Spekulationen, erstmal einen Blick auf das eigentliche Spiel.

Die Karten

Ein Starter enthält 60 Karten. Vier davon sind Foil-Karten, die verschiedene SG-Team-Mitglieder zeigen, die auch nur in den Startern zu finden sind. Außerdem gibt es zwölf exklusive Missionen. Die übrigen Karten bestehen aus Commons, die zum Teil mehrfach enthalten sind. Hinzu kommt noch eine kleine Spielanleitung mit knapp 40 Seiten. Die Ausstattung geht damit für einen Starter in Ordnung. Auch wenn die Tatsache, dass nur Common-Karten in das Set gepackt worden sind, etwas schade ist. Insgesamt gibt es vier verschiedene Starter mit jeweils vier eigenen Foil-Karten.
Booster enthalten jeweils 11 Karten. Das ganze Spiel besteht aus 292 Karten mit den Seltenheitsgraden Common, Uncommon, Rare und Ultra-Rare. Zum Glück wurde damit das Konzept der Very-Common-Karten aus dem „Conan CCG“ nicht übernommen!

Was die Qualität der Foil-Karten angeht, so habe ich schon Besseres erlebt. Der glänzende Effekt ist etwas dunkel ausgefallen, sodass die Foil-Karten auf den ersten Blick eher unscheinbar wirken.

Das Layout der übrigen Karten entspricht im Großen und Ganzen dem Schema, wie man es schon oft bei einem Sammelkartenspiel zu einer TV-Serie gesehen hat. Ein kleines Foto aus der Serie, ein Kartentext und eine Beschreibung des Karteneffektes. Mehr gibt es eigentlich nicht zu erwähnen. Allerdings ist es hier ja auch nicht notwendig, das Rad neu zu erfinden. Veteranen von Sammelkarten, die noch das Layout der alten „Star Trek“-Karten kennen, werden wissen, was ich meine. Hier hat man einfach auf Bewährtes zurückgegriffen.

Das Spiel


Ein erster Blick in die 40 Seiten starke Spielanleitung schreckt zuerst einmal ab. Bis zu acht verschiedene Bereiche muss jeder Spieler auf seiner Seite des Tisches verwalten! Nach dem ersten Lesen wird allerdings klar: Die Sache ist bei Weitem nicht so kompliziert, wie sie aussieht. Ganz im Gegenteil sogar: „Stargate“ spielt sich überaus dynamisch und schnell.

Pro Spieler wird mindestens ein Starter benötigt. In erster Linie spielt man „Stargate“ zu zweit, und es existieren Regeln zum Bau eines Decks.

Jeder Spieler geht mit einem eigenen SG-Team, bestehend aus vier Mitgliedern, ins Rennen. Ziel des Spiels ist es, mit seinem Team möglichst viele Missionen zu lösen, um Siegpunkte zu erhalten. Die Anzahl der Siegpunkte, die man benötigt, um das Spiel zu gewinnen, richtet sich nach dem Punktewert des eigenen SG-Teams. Sprich: Wer mit einem Team von starken Charakteren spielt, muss auch mehr Siegpunkte ergattern. Daneben gibt es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen. Dazu jedoch erst später mehr.

Die Missionskarten stellen typische Ereignisse aus der „Stargate“-TV-Serie dar. Um sie zu lösen, ordnet der aktive Spieler den Missionen seine Charaktere zu. Jeder Charakter (etwa Jack O’Neill oder Teal’c) besitzt bestimmte Fertigkeitswerte, die mit der Mission übereinstimmen und vom Wert her auch erreicht werden müssen. Erfolgreich gelöste Missionen können als so genannte Glyphen behalten werden. Einzelne Charaktere profitieren von bestimmten Glyphen. Dies kann weitere Auswirkungen auf das gesamte SG-Team haben.

Während man selber versucht, Missionen zu lösen, liegt es in der Hand des Gegners, einen dabei zu stören. Das Ausspielen von Hindernissen (Obstacles) oder Gegenspielern (Adversaries, wie den Goa’uld) kann den Schwierigkeitsgrad einer Mission deutlich erhöhen.

Der Spieler des SG-Teams hat nun natürlich auch wieder seine Möglichkeiten, entsprechend zu reagieren. Es gibt die üblichen Karten, wie Ausrüstung (Gear), Personen (Support Characters) oder Ereignisse (Events), um sein SG-Team zu unterstützen. Außerdem kann man beispielsweise durch einfaches Abwerfen von Karten bestimmte Effekte im Spiel verstärken. Es gibt also keine „toten“ Karten, die man auf der Hand behalten muss.

Das Ganze spielt sich dabei wie ein direkter Schlagabtausch, das heißt beide Spieler spielen im Wechsel eine Karte. Dadurch gewinnt das Spiel natürlich an Dynamik und Tempo.

Hat man mit seinem SG-Team alle Missionen gelöst, oder ist man schlicht und ergreifend gescheitert, wird der Spieß umgedreht. Jetzt darf der Gegner mit seinem SG-Team losziehen und man übernimmt selbst die Rolle des Gegners.

In diesem Rahmen gibt einem das Spiel zu zweit weitere Möglichkeiten zur Hand, zu gewinnen. Zum einen kann man durch erfolgreiche Störaktionen mit seinen „Adversaries“ ebenfalls ein eigenes Konto mit Siegpunkten eröffnen. Oder man versucht durch das Lösen von Missionen möglichst viele Glyphen auf einen Charakter zu vereinen. Auch hier gewinnt man das Spiel ab einer gewissen Menge an Glyphen.

Persönlicher Eindruck

„Stargate“ bedient sich im Endeffekt an vielen bereits bekannten Mechanismen und Ideen aus anderen Sammelkartenspielen und verbindet diese in einem schnellen Schlagabtausch zwischen den Spielern. Und an sich funktioniert die Sache damit auch ganz gut. Man merkt dem Spiel eindeutig an, dass es vor allem auf das richtige Deck ankommt. Die Turniertauglichkeit von „Stargate“ ist daher in meinen Augen entsprechend hoch. Zugegeben, die Starter sind von der Auswahl der Karten her nicht allzu überzeugend. Es sind einfach zu viele gleiche Commons in den Startern, um wirklich aufregende Spiele zu erleben. Mit ein paar Boostern lässt sich die Sache allerdings recht schnell aufpeppen.

Fans der TV-Serie sei außerdem gesagt: Das „Stargate-Feeling“ kommt wirklich gut rüber und wurde überzeugend in Szene gesetzt. Ähnlich wie in der TV-Serie sind die eigenen Charaktere zwar angreifbar, werden aber so gut wie nie vollständig außer Gefecht gesetzt. Das gibt dem Spiel einen beständigen Charakter.

Fazit: Viel gibt es eigentlich nicht zu bemängeln. Das Layout von Sammelkarten ist und bleibt immer eine Geschmacksfrage. Die Auswahl der Fotos aus der TV-Serie hätte in meinen Augen etwas spektakulärer ausfallen können. Aber dieses Problem existiert ja eigentlich immer bei diesem Spieleformat. Die Mechanismen funktionieren auch gut und die Möglichkeiten, eigene Decks zu bauen, sind ziemlich umfangreich. Was will man also mehr?

Bei „Stargate“ hat man nicht versucht, das Rad krampfhaft neu zu erfinden. Auf der einen Seite bestimmt ein Pluspunkt, was die Spielbarkeit angeht. Auf der anderen Seite verbreitet sich bei mir dabei aber auch ein wenig dieser „Alles schon mal da gewesen“-Geschmack.

Wer sollte also zugreifen? Auf jeden Fall alle Fans von „Stargate“, die mit dem Thema Sammelkarten etwas anfangen können. Aber auch Spieler von „Battlestar Galactica“, „Star Trek“ oder dem „Lord of the Ring TCG“ können einen Blick riskieren, da hier viele Mechanismen ähnlich sind. Einige Sachen werden ihnen daher mit Sicherheit bekannt vorkommen. Aber was soll’s, solange das Spiel Spaß macht (und dafür sind Spiele ja da), ist ja eigentlich alles in Butter. :-)


Stargate Trading Card Game
Sammelkarten-Grundset
Comic Images 2007
292 Karten, englisch
Preis: ca. EUR 9,80 (Starter) / EUR 2,90 (Booster)

NUR NOCH GEBRAUCHT ERHÄLTLICH