StarCraft – The Board Game: Brood Wars Expansion

Es herrscht noch immer Krieg im All. Die geheimnisvollen Protoss, die gefräßigen Zerg und die Menschen kämpfen um Ressourcen und Vorherrschaft zwischen den Sternen. Nach dem phänomenal unterhaltsamen Grundspiel war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Erweiterung das Spielerleben noch ausunfernder und komplexer gestalten würde. Mit der „StarCraft: Brood Wars Expansion“ treten neue Truppen, neue Welten, Helden und mehr in den galaktischen Konflikt ein.

von Bernd Perplies

Fantasy-Flight-Games-Games (ähem) sind normalerweise nicht nur für ihre riesigen und gewichtigen Spielboxen berühmt-berüchtigt, sondern auch für ihre Komplexität und Spieldauer. Da machte auch „StarCraft“ seinerzeit keine Ausnahme. Dass es aber immer noch einen Tick komplexer und länger geht – vor allem natürlich, um die Vielfalt des dem Boardgame zugrunde liegenden PC-Spiels adäquat abzubilden –, beweist sich nun mit der so genannten „Brood Wars Expansion“, die übrigens ebenso auf einem digitalen Pendant basiert.

Der Flufftext auf der wieder einmal höchst ansprechend designten Box verrät uns, dass der Krieg in der „StarCraft“-Galaxis in eine neue Phase eintritt. Der Zerg-Schwarm ist durch innere Zwiste zerstritten, die Protoss streben danach sich mit ihren Brüdern, den Dunklen Templern, zu vereinen, um ihre verheerte Heimatwelt aufzubauen, und Emperor Mengsk I., der sich zum Herrscher über alle Menschenkolonien aufgeschwungen hat, sieht sich nicht nur mit dem Zorn der Frau konfrontiert, die er einst verriet – Sarah Kerrigan, jetzt die „Queen of Blades“ –, sondern auch mit Intrigen in den eigenen Reihen. Obwohl das alles nett klingt, hat es auf das Spielgeschehen selbst natürlich wenig Einfluss, denn „StarCraft“ ist und bleibt ein Strategiespiel, dessen Entwicklung durch die Spieler, nicht durch irgendeinen Metaplot bestimmt wird.

Die „Brood Wars Expansion“ besteht dabei aus einer guten Mischung aus zusätzlichem Spielmaterial, erweiterten Spielmechanismen und gänzlich Neuem.

Zu dem zusätzlichen Spielmaterial zählen etwa die neuen Einheiten und Welten, die für noch mehr Abwechslung auf dem Spieltisch sorgen. Die sechs neuen Welten zeichnen sich dabei durch zwei Sonderregeln aus. Zum einen existieren nun Kampfzonen, in denen nur Boden- oder nur Raumeinheiten stationiert werden dürfen (was gelegentlich extrem frustrierend sein kann, weil es ein noch genaueres Einheitenmanagment erfordert). Zum anderen gibt es bestimmte „Strategic Areas“, die es dem Spieler, der eine besetzt hält, erlaubt, alle Order Tokens, die er auf dieser Welt ausführt, als Special Order Tokens zu behandeln. Ein mächtiger Bonus, der für manchen Wettstreit um diese golden markierten Felder führt.

Die acht neuen Einheitstypen (jeweils doppelt vorhanden für die zwei Splittergruppen der drei Fraktionen Terraner, Protoss und Zerg) bringen unter anderem heilkräftige Medics für die Terraner, die telepathisch begabten Dark Templars und Dark Archons für die Protoss und die fiesen Infested Terrans für die Zerg ins Spiel. Diese neuen Einheiten machen natürlich auch neue Faction Sheets nötig, auf denen die jeweiligen Kosten und Fähigkeiten zusammengefasst sind. Ebenso werden neue Combat- und Technology-Cards nötig, was zur Folge hat, dass man einiges Spielmaterial aus dem Grundspiel vor der Partie entfernen muss. Dieses Ersetzen von Spielmaterial ist etwas umständlich (ganz zu schweigen von zeitraubend beim anschließenden Aufräumen, wenn man alles wieder auseinanderdividieren möchte), sodass man gut beraten ist, entweder immer oder nie mit der „Brood Wars Expansion“ zu spielen. (Wobei „immer“ selbstredend die zu bevorzugende Variante ist.)

Neue Module und Installations erweitern die taktischen Optionen der Spieler sowohl im defensiven als auch im offensiven Bereich. So genannte Ressource Tokens erlauben Spielern etwa aufgrund von Event Cards zusätzliche Ressourcen (Gas oder Minerals) zu denen, die durch den regulären Abbau auf Planeten gewonnen werden, zu horten. Spezielle Defend Order Tokens ermöglichen es den Kontrahenten unterdessen, für sie besonders wichtige Bereiche auf dem Spielbrett zu befestigen und explizit zu verteidigen. Gut, wenn man zuvor etwa eine der güldenen Strategic Areas erobert hat.

Eine gänzlich neue Dimension bringen die Leadership-Cards ins Spiel. Hierbei handelt es sich um einen (leider ziemlich) kleinen Stapel Karten, die in die drei Stages des Spiels unterteilt sind, wobei jeder Spieler in jeder Stage zu Beginn je eine Karte spielen darf (sodass er am drei gespielt hat). Die Stage-I-Leadership-Card gibt dabei nun auch die Siegbedingungen und die Starteinheiten vor – abweichend vom Grundspiel, wo diese noch auf den Faction Sheets abgedruckt waren. Dadurch kommt etwas mehr Abwechslung in unterschiedliche Partien, wenngleich es pro Fraktion nur je drei Stage-I-Leadership-Cards gibt. In Stage II kann dann jeder Spieler einen so genannten Helden, also eine einzigartige und besonders starke Einheit ins Spiel bringen. Hierbei handelt es sich um namhafte Figuren wie Sarah Kerrigan, Jim Raynor oder den Dark Templar Zeratul, die alle aus dem PC-Spiel bekannt sind.

Neben einer Erklärung aller neuen Spielinhalte enthält das Regelheft obendrein ein paar optionale Regeln sowie vier Szenarien, die einer Partie durch gewisse Sonderbedingungen zusätzliche Würze verleihen.

Fazit: Die „Brood Wars Expansion“ bietet vor allem eines: mehr von allem, was das Grundspiel so gut machte. Der Einsatz dieser Box sorgt für kein völlig neues Spielerleben, denn die Neuerungen – seien es nun Planeten, Einheiten oder Helden – greifen nur subtil in die bestehenden Spielmechanismen ein (das bedeutet auch, dass der Spielverlauf, vom Aufbau und Abbau abgesehen, praktisch nicht verlängert wird). Eher könnte man diese Box mit dem Feinwerkzeug eines Bildhauers vergleichen, das der schon für sich genommen attraktiven Form des Grundspiels den letzten Schliff verleiht. Für Fans des „StarCraft“-Universums und passionierte Wiederholungstäter sicher ein Pflichtkauf. Casual Gamer müssen sich überlegen, ob derlei Finetuning auf dem Spieltisch die nötige Investition wert ist.

Grundspiel und Erweiterung sind übrigens beide sowohl auf Englisch als auch in deutscher Übersetzung erhältlich.


StarCraft – The Board Game: Brood Wars Expansion
Brettspiel-Erweiterung für 2 bis 6 Spieler
Corey Konieczka, Christian T. Petersen
Fantasy Flight Games/Heidelberger Spieleverlag 2008
ISBN: 978-1-58994-503-6
48 Miniaturen, 6 Planetenscheiben, 103 Spielmarken, 165 Spielkarten, 6 Fraktionsbögen, Regelwerk, englisch
Preis: $ 59.95

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