Star Wars: Wächter der Macht 7: Zorn

Mit dem siebten Band der „Wächter der Macht“-Reihe, und zugleich dem letzten Beitrag von Aaron Allston zu dem Zyklus, wird der Finallauf eingeleitet. Der Krieg verschiebt sich einmal mehr vor die Tore des Corellianischen Systems, gleichzeitig greifen die Jedi-Ritter jetzt aktiv in den Kampf ein. Und dann wäre da noch die verrückte Alema Rar zu finden. Genug zu tun für alle Helden.

von Frank Stein

Der Kampf zwischen der Galaktischen Allianz und der Konföderation geht in eine neue Runde. Während Kashyyyk noch brennt, richtet sich die Aufmerksamkeit von Darth Caedus alias Jacen Solo auf die Hapaner, die ihm den Rückhalt entzogen haben. Durch die Entführung seiner eigenen Tochter Allana versucht er die hapanische Anführerin Tenel Ka zumindest politisch wieder auf seine Seite zu ziehen – nachdem er sie privat verloren hat. Gleichzeitig verlagert sich das Kriegsgeschehen erneut in Richtung des Corellianischen Systems, da sich herausstellt, dass die Corellianer die furchtbare Superwaffe namens Centerpoint Station wieder in Betrieb genommen haben. Um zu verhindern, dass sie jede Welt der Allianz als Geisel nehmen können, muss die Station entweder durch die GA erobert oder zerstört werden. Und schließlich wäre da noch das persönliche Problem zu lösen, das die Solos mit der verrückten Twi’lek-Jedi Alema Rar haben. Alema, die sich in dem Asteroidenversteck von Lumiya versteckt und die Helden mit Machtprojektionen auf den Geist geht, gerät auch bei Luke Sykwalker auf die Abschussliste, weil dieser glaubt, sie habe sein Frau Mara getötet. Und so ziehen eine Menge alter Haudegen und junger EU-Charaktere los, um mal wieder ein paar Krisen zu bewältigen.

„Zorn“ ist ein für diese Reihe typischer Allston-Roman. Er ist punktuell immer wieder extrem spannend und kurzweilig, tritt aber – genau wie leider die meisten der „Wächter der Macht“-Romane – inhaltlich über weite Strecken Wasser. Der Binnenkonflikt des Romans ist die Entführung von Allana, zu der Jacen eine beinahe fanatische Abhängigkeit entwickelt. Ihr Vater zu sein, ist so ungefähr das Letzte, was ihm als Mensch geblieben und noch wichtig ist. Galaktopolitisch dreht sich alles um Corellia und Centerpoint. Der vorgebliche Bürgerkrieg, der zwischen GA und Konföderation toben soll, spielt praktisch gar keine Rolle. Auch das politische Geschehen auf Coruscant wird völlig ausgeblendet. Allston erzählt aus dem Cockpit von Raumjägern heraus. Seine Schauplätze sind ein Versteck auf Endor, die Brücke des Supersternenzerstörers „Anakin Solo“, das Asteroidenversteck von Alema Rar. Seine Heldenriege rekrutiert sich, beinahe unüberschaubar groß, aus den Jedi – neben Luke und Ben unter anderem Kyle Katarn, Corran Horn, Jaina Solo, Zekk und Saba Sebatyne –, Han und Leia sowie der ganzen Piloten-Truppe samt Anhang: Wedge, Tycho, Jag etc. Das sind fast zu viele, um jedem von ihnen hinreichend Platz zu gönnen, sodass der Roman zwar das Gefühl eines Klassentreffens alter Helden atmet, aber es keinem von ihnen sonderlich gelingt, die Stimme aus dem Chor zu erheben.

Neben diesen gewissen Mängeln – der Krieg fühlt sich wie ein sehr lokales Problem an, die meisten Figuren entwickeln zu wenig Profil, die Handlung ist ein stetes Auf- und Ab von Spannungsmomenten –, muss man Allston aber bescheinigen, dass ihm ein unterhaltsamer Roman gelungen ist. Es passiert ziemlich viel darin, vom Anschlag auf Jacen durch die Jedi, über die Jagd nach Alema und die Entführung von Allana, bis hin zum Kampf um Centerpoint. Da das Buch zudem nur angenehme 440 Seiten hat, kommt keine Langeweile auf. Darüber hinaus schließt Allston endlich mit einem Nebenplot ab, der schon seit Band 1 irgendwie störte. Und er darf für eine ordentliche Explosion am Ende sorgen, die zumindest für das EU nicht ganz unwichtig ist. (Bin mal gespannt, ob das noch thematisiert wird.) Erfreulich ist schließlich, dass die Jedi endlich aufwachen und nicht länger passiv zuschauen, wie die Galaxis durch Jacen Solo in einen finsteren Ort verwandelt wird. Auch wenn ihr Handeln noch von geringem Erfolg geprägt ist, geht das Ganze in die richtige Richtung.

Fazit: Unterhaltsam und kurzweilig ist „Wächter der Macht 7: Zorn“ ohne Zweifel. Der Roman setzt auf Aktionismus seiner zahlreichen Helden und schließt ein paar offene Baustellen. Das geht zu Lasten des galaktischen Konflikts, der kaum noch als solcher spürbar ist. Außerdem gelingt es Allston nicht ganz, eine funktionierende Spannungsdramaturgie aufzubauen. Fast episodisch bietet er Höhepunkt um Höhepunkt – und spart dabei auch nicht an Action –, ohne dass sich die Galaxis am Ende aber merklich weitergedreht hätte. Dennoch ist jetzt schon abzusehen, dass sich hieran auch nicht mehr viel ändern wird. Der Krieg als Mittel, um Jacen zur Dunklen Seite zu verführen, wird vermutlich unspektakulär ausplätschern, während sich die letzten beiden Romane dem alleinigen Kampf gegen und letztlichen Sieg über Jacen widmen werden. Aber vielleicht gibt es ja noch eine Überraschung.


Star Wars: Wächter der Macht 7: Zorn
Film/Serien-Roman
Aaron Allston
Blanvalet 2010
ISBN: 978-3-442-26666-1
448 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,95

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