Star Wars: The Old Republic: Vernichtung

Das MMORPG „Star Wars: The Old Republic“ erzählt eine Geschichte, die komplexer ist, als es die meisten Spieler zwischen Gegner killen und Items sammeln wirklich wahrnehmen – wobei das vielleicht auch daran liegt, dass sie sich als Mosaik aus acht Klassen-Storys und diversen Flashpoints und Operationen präsentiert. Begleitende Comics und Romane ergänzen das Ganze. So auch „Vernichtung“, der vierte Roman zum Spiel, der sich um den SID-Agenten Theron Shan und eine Sith mit einer Superwaffe dreht.

von Frank Stein

Der Roman spielt 3641 Jahre vor der Schlacht von Yavin IV und soll ziemlich direkt an die Klassen-Storys des MMORPG anschließen – wobei man deren Entwicklung nicht zwingend kennen muss, um das Buch zu lesen. Das Sith-Imperium befindet sich in einer Zeit des Umbruchs. Der Imperator wird vermisst und soll tot sein. Ein übereifriger Sith-Lord ist mit einer Thronrevolte gescheitert. Und diverse andere Lords und Ladys ringen um Macht im Rat. Eine davon ist Darth Karrid, eine gefallene Falleen-Jedi (haha – „Fall“een), die sich den gefürchteten imperialen Schlachtkreuzer Ascendant Spear, ein Experimentalschiff, das Hightech mit Sith-Magie mischt, unter den Nagel gerissen hat und damit die Systeme terrorisiert. Zusammen mit dem Jedi-Meister Gnost-Dural, der einst Karrids Lehrer war, und der widerstrebenden Twi’lek-Schmugglerin Teff’ith soll SID-Mann Theron diese Superwaffe für die Republik ausschalten.

Man muss nicht viel über das MMOPRG wissen, um den Roman lesen zu können, denn die meisten Figuren sind neu und stehen für sich. Natürlich hilft es, das Spiel zu kennen, denn so bekommt man ein besseres Gefühl für einige prominente Nebenfiguren, etwa die Jedi-Großmeisterin Satele Shan, Therons Mutter, und den Oberbefehlshaber der Republik-Streitkräfte Jace Malcolm, die beide damals in dem „Hope“ betitelten zweiten Cinematic Trailer zu „The Old Republic“ ihren Einstand gaben, der sich um die Befreiung von Alderaan drehte, ein Ereignis, das in Rückblenden im Buch mitzuerleben ist. Auch Organisationen wie der SID oder Schauplätze wie Nar Shaddaa und Coruscant werden so in Szene gesetzt, dass sie an das Videospiel erinnern.

Wichtiger für den Genuss des Romans ist jedoch die Kenntnis des Comics „Verlorene Sonnen“ von Alexander Freed, der direkt vor dem Roman angesiedelt ist und sowohl Theron, als auch Teff’ith und die Ascendant Spear einführte. Es wird bereits die schwierige Beziehung zwischen Theron und der Twi’lek-Schmugglerin angedeutet, auch wenn am Ende eher Theron nichts mehr mit ihr zu tun haben will, während im vorliegenden Roman Teff’ith sich widerstrebend, ja feindselig gibt.

Die Geschichte, die Drew Karpyshyn, Videogame-Autor und Verfasser der erfolgreichen „Darth Bane“-Romane, erzählt, ist spannend und kurzweilig. Es wird einiges an Action geboten, während Theron Shan sich in James-Bond-Manier gegen das Imperium stellt. Kurios ist dabei nur das schleichende Gefühl von „SWTOR“-Dramaturgie, die vom Autor vermutlich gar nicht beabsichtigt war und die Lesern ohne MMORPG-Kenntnis vielleicht gar nicht so auffällt. Aber das episodische Lösen eines größeren Problems – mach A, damit danach B und C funktioniert –, das jeweils eine gemischte Heldentruppe (Agent, Schmugglerin, Jedi) erfordert, erinnert stark an eine Handlungsreihe in mehreren Flashpoints im Videospiel. Und zwischen den einzelnen Episoden liegen dann kleine Charaktermomente, die Therons schwieriges Verhältnis zu seinen berühmten Eltern demonstrieren.

Das macht den Roman keineswegs schlecht. Wie gesagt: Action und Charakterspiel stimmen. Allerdings sorgt dieses Erzählen für eine gewisse Vorhersagbarkeit der Handlung. Wenn schon in der ersten Missionsbesprechung praktisch die Route für die nächsten hundert Seiten abgesteckt werden und sich die Handlung dann auch, von kleineren Hindernissen abgesehen, entsprechend entwickelt, entspricht das nicht ganz den ausgefeilten Plots eines Timothy-Zahn-Romans. Allerdings entspricht es auch nicht dem zum Teil ziellosen Mäandern, das man teilweise in Großreihen wie „Wächter der Macht“ miterleben durfte, was auch sein Gutes hat. Erfreulicherweise gelingt Karpyshyn im letzten Drittel, das Ruder noch einmal herumzureißen und aus einem bis dahin soliden „Star Wars“-Roman einen mit kräftig Zug zu machen. Eine unerwartete Wendung und schließlich das mehrgleisig erzählte, filmische Finale sorgen für Spannung beim Leser und lassen die Handlung nicht mehr ganz so vorhersehbar wirken.

Fazit: Ein kurzweiliger Actionroman mit einer guten Prise „SWTOR“-Atmosphäre, dessen leichte Schwäche im Mittelteil durchs Finale wettgemacht wird. So kann man „Vernichtung“ wohl abschließend beurteilen. Die Handlung ist flott erzählt, die Figuren machen Spaß und als Spieler des MMORPG findet man zahlreiche kleine und größere Verweise auf die Spielhandlung. Dagegen ist der Plot bis zum letzten Drittel ziemlich gradlinig und für Leute, die „The Old Republic“ nicht kennen, ist es wohl „einfach ein weiterer SW-Roman ohne die klassischen Film-Helden“. Wobei man ihm zugute halten muss, dass Agenten im Gegensatz zu Jedi-Rittern eher selten die Hauptrolle haben! Schon allein wegen der Figur des Theron Shan lohnt sich also ein Reinblättern.


Star Wars: The Old Republic: Vernichtung
Film/Serien-Roman
Drew Karpyshyn
Panini Books 2013
ISBN: 978-3833226083
320 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 12,95

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