Star Wars – The Force Unleashed

Es dauert nur noch wenige Tage, bis mit dem Multi-Plattform-Videospiel „The Force Unleashed“ ein „Star Wars“-Produkt des Expanded Universe in die Läden kommen, für das ein Produktions- und Marketingaufwand betrieben wurde, wie seit „Schatten des Imperiums“ nicht mehr (so scheint es zumindest). Neben Roman, Making-Of-Band – übrigens ein sehr empfehlenswertes Buch –, Actionfiguren und LEGO-Spielzeug existiert natürlich auch ein Comic, der die Geschichte vom Schicksal des geheimen Schülers von Darth Vader erzählt.

von Bernd Perplies

 

Der Comic aus der Feder von Projektleiter Haden Blackman selbst hat eine etwas andere Prämisse als der inhaltlich sehr ähnliche gestrickte Roman zum Spiel, der bereits hier rezensiert wurde. In der Bildergeschichte wird die Handlung im Rückblick erlebt, nachdem Juno Eclipse und Bail Organa den Holo-Droiden PROXY – den Sparringpartner von Vaders Schüler – von einem schneebedeckten Hochplateau in einer entlegenen Gegend Corellias geborgen haben. Gemeinsam versuchen die drei, die Ereignisse Revue passieren zu lassen, die sie zusammengeführt haben…

Die Handlung von „The Force Unleashed“ ist zwei bis drei Jahre vor der Schlacht von Yavin und der Zerstörung des ersten Todessterns angesiedelt. Erzählt wird die Geschichte des anfangs namenlosen Schülers von Darth Vader, den dieser im Geheimen ausbildet, damit er für ihn die letzten verbliebenen Jedi jagt und ihm (so sagt der Dunkle Lord zumindest) irgendwann beim Sturz des Imperators zur Seite steht – das war, bevor Vader von der Existenz seines Sohnes Luke Skywalker wusste.

Unter dem Codenamen Starkiller begibt sich Vaders Schüler an Bord des Stealth-Raumers „Rogue Shadow“ auf seine Reise durch die Galaxis. Im zur Seite stehen die imperiale Pilotin Juno Eclipse, die als sein Chauffeur dient, sowie der Holo-Droide PROXY, der Dank ausgeklügelter Lichttechnik imstande ist, die Gestalt jeder beliebigen Person anzunehmen, und dessen Primärprogrammierung in dem Bestreben besteht, seinen Meister umzubringen. Seinen Ursprung als Trick der Spiele-Entwickler, um auch namhafte Protagonisten und Antagonisten des „Star Wars“-Universums gegen den Spieler antreten lassen zu können – etwa Obi-Wan Kenobi –, lässt sich dabei kaum verhehlen.

Im Laufe der 132 Seiten umfassenden Geschichte kämpft sich Starkiller durch Horden von Gegnern und besucht dabei so abwechslungsreiche Schauplätze wie eine imperiale TIE-Jäger-Fabrik, die exotische Pflanzenwelt Felucia, die galaktische Giftmülldeponie Raxus Prime (bereits bekannt aus dem „The Clone Wars“-Videospiel), die Wookiee-Heimat Kashyyyk und die geschichtsträchtige Ruine eines Wachturms auf Corellia. Dabei warten Herausforderungen wie die Jedi-Meisterin Shaak-Ti, deren zur Dunklen Seite getriebene Schülerin Maris Brood und ein vom Himmel fallender Sternenzerstörer auf den „Helden“.

Um dem Ganzen auch etwas Gewicht innerhalb der „Star Wars“-Saga zu verleihen, kommt ein perfider Plan Vaders ins Spiel. Vader beauftragt seinen Schützling, eine Rebellenbewegung zu gründen, die Palpatine gerade genug beschäftigt, dass er Vaders Machtgelüste nicht mitbekommt. Diese Geheimmission wird nicht nur zur Herausforderung der Fähigkeiten des Schülers, sie wird auch zum Prüfstein für seine Zukunft, denn sukzessive kehrt die Vergangenheit zu dem namenlosen Mann zurück, und mit ihr wird die Saat des Zweifels gelegt. Wer ist der wahre Feind?

Der Comic erzählt im Wesentlichen die gleiche Geschichte, wie auch der Roman – muss jedoch aus Platzgründen diverse Kürzungen vornehmen. So fehlen der Kampf gegen den Jedi Kazdan Paratus auf Raxus Prime, die Mission auf Kashyyyk wurde auf das Nötigste reduziert und die diversen Übungskämpfe zwischen PROXY und Starkiller sucht man auch vergeblich. Und trotzdem wirkt das Ganze mitunter noch arg gehetzt erzählt. Während sich die Macher zu Beginn noch etwas Zeit gönnen und ein Lichtschwertduell auch mal ein paar Seiten kosten darf, überschlagen sich die Entwicklungen in der zweiten Hälfte regelrecht und auch eindrucksvolle Bedrohungen wie ein Riesen-Rancor oder spannende Momente wie die Infiltration der Todesstern-Baustelle werden in wenigen Panels abgehandelt, derweil ein Erzähler atemlos versucht, die Raum- und Zeitsprünge zu überbrücken.

Die optische Umsetzung ist leider auch nur bedingt gelungen – wobei eine einheitliche Beurteilung hier schwer fällt, da der Zeichenstil durch den Einsatz von drei Zeichnern zwischendrin spürbar wechselt. Während zu Anfang die aus der „Knights of the Old Republic“-Reihe gewohnte Qualität abgeliefert wird, leiden Figuren und Raumschiffe spätestens ab der Felucia-Mission deutlich an perspektivischen und stilistischen Mängeln, die Sturmtruppen Gummihelme aufsetzen, Sternenzerstörern karoförmige Brückentürme verleihen und dem Protognisten das Muskelkostüm eines Marvel-Superhelden verpassen. Zum Glück bessert sich das gegen Ende wieder – und das Finale kommt optisch sogar ziemlich eindrucksvoll daher. Dennoch hätte ich von einem Prestigeprojekt wie „The Force Unleashed“ irgendwie mehr erwartet.

Fazit: Der Comic zu „The Force Unleashed“ gibt sehr actionlastig und leicht atemlos die Handlung des Romans (und damit des Videospiels) wieder. Die Kürzungen sind stellenweise bedauerlich, aber überwiegend akzeptabel, und auch die Optik weiß – bis auf einige Seiten im Mittelteil – zu gefallen. Eine passable Alternative für alle, denen 379 Seiten Roman zu lang sind. Wer jedoch mehr über die Figuren und ihre Motivationen erfahren will, sollte definitiv zum geschriebenen statt gezeichneten Begleitwerk des Konsolen-Action-Adventures greifen.


Star Wars – The Force Unleashed
Comic
Haden Blackman, Brian Ching, Bong Dazo, Wayne Nichols
Panini Comics 2008
ISBN: 978-3-86607-554-2
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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