von Andreas Rauscher
„Star Wars – Vector“, der im Deutschen als Sammelband 50 die US-Heftausgaben „Star Wars Rebellion“ #15-#16 und „Legacy“ #28-#31 umfasst, erinnert an jene Kompilationsfilme, bei denen jeder aus einer Gruppe von Regisseuren für einen Abschnitt die Charaktere einer episodischen Erzählung nach seinen oder ihren jeweiligen Vorlieben gestalten kann. Für den zweiten Band der mehrere Jahrhunderte umspannenden Odyssee der Jedi Celeste Morne übernahmen die Autoren der Serien „Rebellion“ und „Legacy“ die Gestaltung des Plots, nachdem im ersten Band die Redakteure der „Knights of the Old Republic“ und von „Dark Times“ das Turnier eröffnet hatten.
Natürlich bestehen im Fall der „Star Wars“-Dark Horse-Comics feste Spielregeln, die den kreativen Umgang mit dem Material einschränken. Es wird eine Reihe von Standardsituationen vorgegeben, die variiert werden soll, damit ein gewisser Wiedererkennungswert entsteht.
In der unterhaltsamen, aber nicht unbedingt sonderlich originellen ersten Hälfte wird der Kampf der Helden gegen den Geist eines in einem Amulett gefangenen Sith-Lord und dessen Werwolf-Rakghoul-Armee, gegen die im ersten Band bereits Zayne Carrick und Darth Vader antreten durften, von Luke, Leia und Han fortgeführt. Vielleicht waren auf Grund der immer noch populärsten Epoche der „Star Wars“-Geschichte die Erwartungen zu hoch, aber im Vergleich zum amüsanten Retro-Pulp des „Knights of the Old Republic“-Settings und Vaders bemitleidenswerten Versuchen endlich eine Junior-Partnerin gegen den Imperator zu gewinnen, erscheint die „Rebellion“-Episode wie ein durchschnittliches Zwischenspiel. Das Rebellen-Triumvirat aus „A New Hope“ liefert eine passable Leistung ab, bleibt aber deutlich hinter dem gewohnten Qualitätsstandard zurück.
Gerettet wird der Band in der zweiten Hälfte durch die Ereignisse um Cade Skywalker und die Charaktere aus „Legacy“. Auf Grund seiner Antihelden-Haltung bietet er eine interessantere Grundlage für die Versuchungen durch den Sith-Geist aus der Flasche... *hüstel*... aus dem „geheimnisvollen“ Medaillon. Die Vermutung angesichts der ein wenig auf der Stelle tretenden Plotentwicklung in den letzten „Legacy“-Bänden, dass größere Ereignisse bevorstehen könnten, bestätigt sich nach wenigen Seiten. Celeste und der von ihr in Schach gehaltene Sith-Lord geraten mitten in das in „Legacy“-Band 5 begonnene Komplott Cades, seinen Gegenspieler Darth Krayt durch ein alles andere als Jedi-typisches Attentat auszuschalten. Durch die Tragweite des Konflikts, der deutliche Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der „Legacy“-Reihe haben wird, gelingt es den Autoren, „Vector“ zu einem überzeugenden Abschluss zu bringen und zugleich ein entsprechend dramatisches Finale für die einen Zeitraum von viertausend Jahren umfassende Geschichte zu finden.
Fazit: Das Crossover-Event „Vector“, in dem ein Plot über alle vier, von Dark Horse Comics verlegten „Star Wars“-Reihen hinweg entfaltet wird, erinnert nicht von ungefähr an vergleichbare Joint Ventures im filmischen Bereich. Wie bei den meisten Episodenfilmen erscheinen einzelne Segmente als besonders gelungen, während andere Teile lediglich wie solide Routinearbeit wirken. Ein durchgehend überzeugendes Werk entsteht nur in den seltensten Fällen. Ähnlich verhält es sich auch mit „Vector“. Es entstand zwar kein neuer „Star Wars“-Comic-Klassiker, aber dennoch befindet sich das Endergebnis deutlich über dem gewöhnlichen Durchschnitt. Die Höhepunkte verteilen sich mit Darth Vaders erfolgloser Rekrutierungsarbeit („Dark Times“) und Cade Skywalkers Konfrontation mit Darth Krayt („Legacy“) gleichmäßig auf beide Bände.
Star Wars Sonderband 50: Vector 2 - Plage der Vergangenheit
Comic
Rob Williams, John Ostrander, Jan Duursema u.a.
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-799-7
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95
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