Star Wars Sonderband 41: Knights of the Old Republic III: Tage der Furcht

Die ersten beiden Sammelbände der im Universum des Videospiels „Knights of the Old Republic“ angesiedelten Comic-Reihe gestalteten sich noch als nostalgisch geprägtes, an die „Star Wars“-Marvel-Comics der frühen 1980er Jahre erinnerndes Vergnügen. Im dritten Band gehen die zuvor als Notgemeinschaft agierenden Protagonisten um den unschuldig verfolgten Jedi-Padawan Zayne Carrick nun getrennte Wege und die Serie entwickelt in der Ausdifferenzierung der einzelnen Handlungsfäden ein eigenes Profil. Dabei lanciert sie eine Thematik, die sich näher an den Mad Scientists der „James Bond“-Filme als an den Space-Opera-Abenteuern in einer weit entfernten Galaxis befindet.

von Andreas Rauscher

 

Der unschuldig des Mordes an seinen Mitschülern verdächtigte Jedi-Padawan Zayne Carrick erliegt im dritten Sammelband der „Knights of the Old Republic“-Reihe einer Versuchung, die wie ein drohender Schatten auch die Skywalker-Sippe, insbesondere in der Prequel-Trilogie begleitet. Nein, keine Angst, er begibt sich nicht auf die Dunkle Seite, aber er tendiert verstärkt zu einer ausgeprägten Form von Larmoyanz. Statt sich weiter um die in den ersten beiden Bänden vielversprechend angelegte „Star Wars“-Variante eines unschuldig Schuldigen in der Tradition der Thriller von Alfred Hitchcock oder Dr. Kimble aus der Serie „Auf der Flucht“ zu bemühen, wählt er den schnellen und leichten Weg. Er verbringt den größten Teil des dritten Bandes damit, sich dafür zu bemitleiden, dass der engstirnige General Karath nicht auf seine Jedi-Visionen hört und dadurch leichtfertig eine Katastrophe im eskalierten Konflikt mit den Mandalorianern in Kauf nimmt.

Dass er sich vorübergehend in einer dramaturgisch zu wenig ausgestalteten Lethargie verliert, stört jedoch nicht weiter, denn der zweite große Handlungsstrang um das ungewöhnliche Gespann Camper und Jarael gehört zu den bisher interessantesten Plots der neuen Reihe, und selbst in Zaynes Geschichte gibt es glücklicherweise einige alte Bekannte, auf die man sich nach wie vor verlassen kann. Zumindest in der ersten Hälfte des Bandes begleitet ihn noch der gewiefte Glücksspieler Marn, dessen Gaunereien in „Tage der Furcht“ in Sachen Absurdität das hohe Niveau der Ferengi um Quark aus „Deep Space Nine“ erreicht haben. Durch einen nicht ganz ausgereiften Raumschiffdiebstahl geraten Marn und Zayne in den Besitz eines Imbiss-Frachters. In bester Tradition der Militärsatiren „M.A.S.H.“ und „Catch 22“ beschließt der flexible Gelegenheitshalunke die Situation erst einmal gewinnbringend zu nutzen, selbst wenn man dazu in das von mandalorianischen Angreifern bedrohte Krisengebiet fliegen muss.

Während Zayne Carrick in „Tage der Furcht“ überwiegend mit sich und seinen Visionen beschäftigt ist, entwickelt sich die Handlung um den rätselhaften Camper und seine Begleiterin Jarael sehr vielversprechend. Der alte Mann erweist sich als verfolgter Wissenschaftler, der vor langer Zeit einem dubiosen technischen Konzern im von Rassismus und Ausbeutung gezeichneten Arkania-System behilflich war. Ein vermeintlicher Virus zwingt ihn zur erneuten Kontaktaufnahme mit seinen ehemaligen Arbeitgebern, deren Machenschaften er über Jahre hinweg zu entkommen versuchte. Die selbstbewusste Jarael, die im anfangs undurchsichtigen Konflikt als Vermittlerin eingreift, sieht sich mit einer Reihe diffiziler Entscheidungen konfrontiert. Unerwartete Unterstützung erhält sie von dem in Band 2 eingeführten mandalorianischen Dissidenten Rohlan Dyre.

Der im Lauf der folgenden Bände zu einem zentraleren Handlungsbogen ausgebaute Plot aktualisiert auf einfallsreiche Weise klassische Mad-Scientist-Motive. Die arkanianischen Konzernleiter erinnern an eine modernisierte Variante der gerne mit dem Feuer spielenden, technisch versierten Schurken der frühen James-Bond-Filme. Angesichts der Machenschaften internationaler Konzerne und skrupelloser Waffenhändler entschied sich das Autorenteam um John Jackson Miller für einen sehr zeitgemäßen Gegenspieler, dessen intrigante Doppelzüngigkeit einiges an Potenzial für die kommenden Bände verspricht.

Fazit:  Auch wenn der Protagonist Zayne Carrick in „Tage der Furcht“ in eine dramaturgisch nicht sonderlich produktive Lethargie verfällt, kann der Band dennoch durch den Beginn einer spannenden Mad-Scientist-Intrige um die aus ihrem Exil auf Taris geflohenen Jarael und Camper überzeugen. Die Machenschaften eines dubiosen Konzerns bieten darüber hinaus eine reizvolle Ausgangsbasis für einen Gegenspieler, der sich näher an gegenwärtigen Themen und Konflikten befindet als die altvertrauten Sith Lords.


Star Wars Sonderband 41: Knights of the Old Republic III: Tage der Furcht
Comic
John Jackson Miller, Brian Ching
Panini Comics 2007
ISBN: 978-3-86607-343-2
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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