Star Wars: Schleier der Täuschung

Palpatine, Senator von Naboo und später Imperator des Imperiums: Filme wie Bücher haben uns schon vor Augen geführt, wie er an die Macht kam und wozu er sie genutzt hat. Mit „Schleier der Täuschung“ werden die Ereignisse direkt vor „Episode I“ erzählt, welche zur Blockade von Naboo durch die Handelsföderation führen, und wie Palpatine viele verschiedene Parteien manipuliert, um letztendlich seine Wahl zum Obersten Kanzler in die Wege zu leiten.

von René Ulmer

Dass Senator Palpatine die Handelsföderation und die Republik gegeneinander aufgebracht und ausgespielt hat, ist  bereits hinlänglich bekannt. Sein Netzwerk war dermaßen weit gespannt, dass sein Platz an der Spitze garantiert gewesen wäre, egal wer die Klonkriege gewonnen hätte. Auch dass er Königin Amidala und die Jedi getäuscht hatte, ist allgemein bekannt. Doch dass er mit Kanzler Valorum gut befreundet und ihm ein verlässlicher Berater war, und dass er dies nutzte, um seine eigene Zukunft zu formen, dürfte weniger bekannt sein.

Schon zu dieser Zeit tanzte Palpatine auf mehreren Hochzeiten, indem er sich als Valorums Freund gab, dennoch enge Bande zu dessen Oposition unterhielt – sogar vor der Zusammenarbeit mit der terroristischen Nebelfront schreckte er nicht zurück. Beeindruckend dabei ist, wie er all das bewerkstelligte, ohne dass ihm irgendjemand auf die Schliche gekommen oder zumindest mißtrauisch geworden wäre. Aber vielleicht ist das auch nur der empathischen Blindheit der Charaktere zuzuschreiben, die von den Autoren absichtlich so gehalten wurden, damit die ganze Geschichte funktioniert.

Äußerer Rand und doch nicht nur Handlung am Rande …

Der Roman erzählt, wie Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi sich daran machen, der Handelsföderation zu helfen, indem sie versuchen, Piraten, die Nebelfront, dingfest zu machen. Auch wenn sie das nicht wirklich gerne tun, hilft es dem größeren Zweck. Dieser ist, zu vermeiden, dass die Föderation ihre Waffen aufstockt, um sich selbst gegen die Piraten zu wehren, und zu deren Finanzierung die Preise erhöht, was widerum den Unmut des Äußeren Randes gegenüber Coruscant vergrößern würde – also wie in der normalen Politik, wie wir sie heute haben: Alles hängt irgendwie miteinander zusammen.

Besonders Captain Arwen Cohl wollen die beiden Jedi dingfest machen und er ist auch der primäre Antagonist des Romans. Als Cohl von einem Schiff der Föderation Aurodium-Barren stiehlt und bei einer späktakulären Flucht scheinbar stirbt, setzen sich die ganzen Rädchen langsam in Bewegung.

Die Föderation möchte mehr Waffen, der Senat will diese nur gewähren, wenn es zu einer Besteuerung der Freihandelszone kommt, die Welten im Äußeren Rand befürchten, dass diese Kosten auf sie abgewälzt werden, der Senat ist überzeugt, dass der freie Handel, den die Föderation unterbindet, im Äußeren Rand wieder ins Rollen kommt, und verspricht, Geld aus der Besteuerung für soziale Projekte im Rand zu verwenden, während das Monopol der Föderation durch diese Aktionen gelockert werden soll.

Während die Nebelfront dazu übergeht, sogar Attentate auf Valorum zu verüben, jagen Qui-Gon und Obi-Wan weiter Cohl und finden heaus, dass er noch lebt und dass Havac, der Führer des militanteren Teils der Nebelront, für seine Ziele auch vor Massenmord nicht zurückschreckt.

Sand im Getriebe der Rädchen der Macht

Zwar versucht der Roman Palpatines Verstrickungen, Valorums aussichtslosen Kampf gegen die Oposition und den Versuch der Jedi, das Schiff auf Kurs zu halten, anschaulich und spannend zu schildern, aber da man bereits durch die Filme weiß, wo das alles hinführen wird, ist der Roman eher etwas für die harten Fans, die alles lesen, was das „Star Wars“-Logo auf dem Cover hat.

Abgesehen von Cohl und seinen Leuten bietet keine Figur Überraschungen, stattdessen möchte man irgendwann in die Seiten beissen, wenn der Rat der Jedi Qui-Gon wieder einmal tadelt, obwohl er am Ende recht behalten wird. Dafür kommen die Piraten tatsächlich sympathisch rüber. Man kann ihnen glauben, warum sie tun, was sie tun. Bis zu dem Punkt, an dem es nur noch um Geld und nicht mehr um Ideale geht.

Havac hingegen leidet am selben Problem, das viele seiner Kollegen haben: Seine Motivation ergibt einfach nicht viel Sinn, aber die Auflösung birgt am Ende zumindest etwas Ironie, da sie so völlig unerwartet kommt. Daneben kommt es zur charakterlichen Ausleuchtung von Finis Valorum und Palpatine, und sogar Wilhuff Tarkin bekommt eine Rolle in dem Roman zugewiesen.

Fazit: „Schleier der Täuschung“ ist nicht der schlechteste „Star Wars“-Roman, kann aber mit den Juwelen der Reihe kaum mithalten, wozu ich die „Gespenster-Staffel“-Reihe zähle. Zwischendurch bekommt man den Eindruck, der Autor hat sich etwas überlegt und geschrieben, um dann gesagt zu bekommen, er muss noch das eine oder andere Detail mit einbauen, was dann widerum den Handlungsverlauf verzerrt hat. Das Ende wirkt zumindest so. Es ist zwar innovativ und völlig unerwartet, steht aber auch sowas von auf der anderen Seite des Raumes im Vergleich zu den Ereignissen, die vorrangingen, dass man sich zwangsläufig fragt: „War das wirklich so geplant?“


Star Wars: Schleier der Täuschung
Film/Serien-Roman
James Luceno
Blanvalet 2012
ISBN: 978-3-442-26854-2
418 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,00

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