Star Wars: MedStar 1 – Unter Feuer

Auf dem Sumpfplaneten Drongar tobt einer der blutigsten Kriege der Republik. Die Jedi-Schülerin Barriss Offee wird ausgesandt, um die Ärzte mit Hilfe der Macht dabei zu unterstützen, die Leben der Klonsoldaten zu retten. Doch während ihre Ideale mit der Wirklichkeit konfrontiert werden, kommt es zu einem Verrat an höchster Stelle. Plötzlich kämpfen Barriss Offee und die Ärzte nicht mehr nur um die Leben der Klone – jetzt steht ihr eigenes Überleben auf dem Spiel.

von René Ulmer

Den Beginn und das Ende der Klon-Kriege kennt der „Star Wars“-Fan aus den Filmen von George Lucas. Diese Ära wird nun seit einiger Zeit in der gleichnamigen TV-Serie und in Romanen kräftig ausgebaut, wobei vor allem die Klonkrieger und ihre Jedi-Generäle an der Front im Fokus stehen. Doch was ist mit den weniger besungenen Helden dieser Zeit, denjenigen, die sich der geklonten Soldaten annehmen, wenn diese im Gefecht verletzt wurden? Der Romanzweiteiler „MedStar“ von Michael Reaves und Steve Perry widmet sich genau dieser Frage, indem er den Konflikt der Republik und der Separatisten auf dem Hinterwäldlerplaneten Drongar behandelt. Und statt an der Front spielt der Roman in einem angeschlossenen Feldlazarett.

Sie wollen doch nur nach Hause

Der Klappentext lässt eine reißerische, actionlastige Handlung vermuten, was der Roman so allerdings nicht erfüllt. Von den eigentlichen Kampfhandlungen bekommt man, abgesehen von gelegentlich hörbarem Artilleriefeuer, nichts mit. Die Verletzten, die immer wieder angeliefert werden und um deren Leben die Protagonisten kämpfen, sind deren einziger direkter Bezug zu den Kämpfen. Doch deswegen ist der Roman keinesfalls langweilig!

Die Ärzte kommen glaubhaft rüber. Das gilt sowohl für ihre Ansichten über die Arbeit an der Front wie auch den Sinn des ganzen Krieges. Wer noch alte Serien wie „M.A.S.H.“ kennt, wird sich bei Jos Vondar und Zan Yant unweigerlich an Franklin „Hawkeye“ Pierce und John „Trapper“ McIntyre erinnert fühlen. Diese beiden Ärzte stellen neben der Jedi-Padawan Barriss Offee die Hauptfiguren dar.

Während Jos dem Krieg mit Zynismus zu begegnet und seine Emotionen mit seiner Kultur in Einklang zu bringen versucht, gerät seine Sicht über ein paar andere Dinge im Universum ins Wanken. Zan andererseits flüchtet sich in seine Musik, was ihn des Öfteren zur Zielscheibe von Jos’ Frotzeleien macht. Barriss Offee schließlich findet sich mehr als einmal in einer Situation, in der es ihr verlockend erscheint, der Dunklen Seite der Macht nachzugeben, anstatt dem Weg der Jedi treu zu bleiben.

Auch die Nebenfiguren sind angenehm gezeichnet, darunter der sullustanische Kriegsberichterstatter Den Dhur, der am Ende zum Helden avanciert, was er selbst nie für möglich gehalten hätte. Der Droide I-5YQ bemüht sich währenddessen, große Lücken in seinem Speicher zu füllen, darunter auch die Ursache für den Tod seines Freundes Lorn Pavan.

Während auf dem Planeten die Schlacht tobt, Klone sterben und Droiden zu Altmetall verarbeitet werden, hat der kommandierende Admiral Tarnese Bleyd eigennützige Pläne mit dem Bota, einer Pflanze mit einer Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten, die nur auf Drongar vorkommt. Er möchte sich damit bereichern, um seine persönlichen Pläne zu verwirklichen. Die Verbrecherorganisation der Schwarzen Sonne möchte dabei auch etwas von dem Gewinn einstreichen.

Endlich mal etwas anderes, als das Universum retten

„Star Wars“ besteht aus mehr, als nur den Hauptfiguren, die man aus Film und Fernsehen kennt, und viele Autoren scheinen das gerne zu vergessen. Darum ist jeder gute Roman, in dem diese Figuren höchstens erwähnt werden, aber mal nicht im Zentrum stehen, auf seine Art ein Juwel für sich. In „MedStar 1 – Unter Feuer“ geht es auch mal nicht um irgendeine Superwaffe oder eine Bedrohung, die kriegsentscheidend ist, sondern „nur“ um ganz normale Leute, die versuchen, in dessen Wirrungen ihre Arbeit zu tun und dabei den nächsten Tag zu erleben. Zwar hinken ein paar Figuren enorm, was ihre Motivationen angeht, beispielsweise der Bunduki-Kämpfer Phow Ji, der separatistische Söldner umbringt, einfach weil er dazu in der Lage ist. Doch ist die Figur durchaus berechtigt, da sie Barriss Offee immer wieder in Konfliktsituationen mit sich und dem Weg der Jedi bringt.

Fazit: „MedStar 1 – Unter Feuer“ zeigt die Klonkriege mal von ihrer nicht so epischen Seite. Stattdessen liest man darüber, wie sich die Leute verändern, und über ihre Ohnmacht, trotz verfügbarer Mittel nicht jedes Leben retten zu können. Man erfährt, dass auch Klone, trotz ihrer Herkunft aus den Bruttanks, Menschen sind und fragt sich zwangsläufig, ob die Republik wirklich besser ist, als die Separatisten.


Star Wars: MedStar 1 – Unter Feuer
Film/Serien-Roman
Michael Reaves, Steve Perry
Blanvalet 2011
ISBN: 978-3-442-26811-5
383 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,99

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