Star Wars: Luke Skywalker – Eine neue Hoffnung

Was für eine Karriere! Luke Skywalker schaffte es vom naiven Farmerjungen, der sogar von seinen „Freunden“ Würmchen genannt wurde, zum coolen Jedi-Ritter, der den Imperator persönlich heraufordert – und das in vier Jahren. Das kann einem schon Respekt abringen. Was für ein Mensch ist das, der mal eben den Todesstern in die Luft jagt und das Gangsterkartell von Jabba dem Hutten gesprengt hat? Autor Ryder Windham hat in „Luke Skywalker – Eine neue Hoffnung“ einen Blick auf die Lebensgeschichte des berühmten Rebellen geworfen.

von Ye Olde Jedi-Master

Ich bin ein Mann, der das Fazit gerne schon am Anfang zieht und dann sein Urteil zu begründen versucht. Daher gleich zu Beginn: Vor ein paar Jahren hat mich Ryder Windham mit seinem Buch „Star Wars: Darth Vader – Aufstieg und Fall“ dermaßen geschockt, dass ich mich Ewigkeiten nicht an den Geschwisterband um Vaders Junior herangetraut habe. Nun habe ich das Buch aber doch gelesen und muss sagen: keineswegs perfekt, aber schon etwas besser. Den Fan wird vor allem der Anfang des Buchs interessieren. Der Mittelteil ist ziemlich schwach. Die Exkursion im letzten Drittel hat einen gewissen Charme. Das Finale … nun ja … ein wenig cheesy, möchte ich sagen.

Doch fangen wir vorne an. Die Rahmenhandlung des Buchs ist einige Monate nach der Zerstörung des zweiten Todessterns über Endor angesiedelt. Das Imperium ist zerschlagen, aber keineswegs bezwungen. Luke befindet sich an Bord des Flaggschiffs der jungen Neuen Republik, das sich im Orbit um Aridus befindet, während Mon Mothma und Leia sich darum bemühen, die dort beheimateten Chubbits zu einer Allianz zu überreden. Nach einem Streitgespräch mit seiner Schwester versucht Luke mehr über seinen Vater, Anakin Skywalker, herauszubekommen. Er will mehr über dessen Vorleben und die Gründe für seinen Fall erfahren (hätte er mal Ryder Windhams anderes Buch gelesen).

Dies führt ihn zu Gedanken über seine eigene Vergangenheit, die dem Leser dann schlaglichtartig präsentiert wird. Bis Kapitel 7 (einschließlich) befinden wir uns dabei auf Tatooine und erleben einige Episoden aus Lukes Kindheit und Jugend. Das macht insofern Spaß, als dass Windham hier etliche Details aus „Star Wars – Episode IV“ genommen und dann unterfüttert hat. Wann bekommt Luke seinen Landgleiter, woher hat er das Jagdgewehr und das Makrofernglas? Was hat es mit den Womp-Ratten auf sich, die er von seiner T-16 aus gejagt hat? Und warum nennt Biggs ihn und sich „zwei Sternschnuppen“ auf Yavin IV? Die Antworten hierauf mögen kein großes Abenteuer mit sich bringen, aber erzählen auf irgendwie charmante Weise vom einfachen Leben eines Jugendlichen auf Tatooine. (Wobei gesagt werden muss, dass die Ideen keineswegs alle Windhams Geist entspringen. Vielmehr hat er geschnittene Filmszenen, Teile des Radio Dramas von Brian Daley, Marvel-Comic #17 „Feuerprobe“ von Archie Goodwin und eine Comic-Kurzgeschichte von Phill Norwood mit dem Titel „Luke Skywalker’s Walkabout“ verbraten.)

Danach wird das Ganze fruchtloser, denn aus irgendwelchen Gründen handelt Windham die Filmhandlung von „Episode IV“ und „Episode V“ in stichwortartigen Zwischenspielen ab. Dazwischen siedelt er ausgerechnet zwei für seinen Roman adaptierte Kurzabenteuer aus den klassischen „Star Wars“-Comics von Archie Goodwin (dem das Buch auch gewidmet ist) an. Warum er ausgerechnet diese doch eher schrägen Pulp-Abenteuer wählte, um Lukes Mannwerdung zu illustrieren, vermag wohl nur der Autor zu beantworten. Jedenfalls wirken sie sehr willkürlich aus den zahllosen Abenteuern herausgepickt, die Luke Skywalker zwischen „Eine neue Hoffnung“ und „Das Imperium schlägt zurück“ erlebt hat.

Im Anschluss daran – die Filmhandlungen bis zur Zeit der Rahmenhandlung werden schwungvoll durchgehetzt – findet Luke in Kapitel 11 einen Hinweis auf Anakins Sieg bei dem berüchtigten Boonty-Eve-Podrennen und das führt die Geschichten eine Weile nach Tatooine, wo man alten Weggefährten Anakins begegnen darf. Das wiederum hat zumindest gewissen Charme und hätte gerne weiter ausgeführt werden dürfen. Stattdessen jagt uns Windham am Ende noch einmal zu einem kruden Finale auf einer Wasserwelt, das an die zwei Comic-Abenteuer aus dem Mittelteil anknüpft. Alles in allem herrscht hier eine etwas konfuse Vater-Sohn-Geschichte vor, die sich nicht so recht zu entscheiden vermag, ob sie Lukes Vergangenheit, schräge Pulp-Episoden oder das Geheimnis von Vaders Herkunft zum Thema haben will.

Fazit: Und wieder einmal kompiliert Autor Ryder Windham fröhlich die Lebensgeschichte eines bekannten Recken der „Star Wars“-Filme zusammen. Zwar erzählt er hier nicht einfach die Filme nach, sondern hat sich wenigstens unbekannterer Quellen bedient, aber dafür mäandert er schrecklich episodisch und zum Teil willkürlich in den Erzählsituationen durch das Leben von Luke Skywalker. Der Roman hat seine charmanten Momente, im Ganzen genommen bleibt er jedoch Stückwerk und ohne erkennbaren Spannungsbogen. Für Komplettisten und Menschen, die sich auch an kleinen Momenten in einer Geschichte erfreuen können – und den Rest einfach überlesen.


Star Wars: Luke Skywalker – Eine neue Hoffnung
Film/Serien-Roman
Ryder Windham
Dino 2010
ISBN: 978-3-8332-2034-0
208 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 8,95

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