Star Wars: Knight Errant – Jägerin der Sith

Dass das „Star Wars“-Universum immer größer wird, ist kaum etwas Neues. Hatte man zuerst nur alles, was nach Endor geschah, folgten ein paar Jahre später die Klonkriege, und in Comic-Form ging es auch ein paar tausend Jahre in die Vergangenheit. Auch Kerra Holt entstammt ursprünglich einer Comic-Reihe, welche während der neuen Sith-Kriege spielt. Man erlebt eine junge Jedi, die getrieben von Rache allein im Sith-Raum unterwegs ist, ohne Unterstützung, ohne Freunde, ohne Hoffnung, ohne Gnade.

von René Ulmer

Während die „Old Republic“-Reihe den Leser knapp 5.000 Jahre in die Vergangenheit des „Star Wars“-Universums führt, liegt „Knight Errant“ ungefähr auf halbem Weg. Wer die Comics kennt, wird kaum überrascht werden. Wer das nicht tut, erlebt in Kerra Holt eine Jedi, die dermaßen darauf erpicht ist, ihren Meister und ihre Freunde zu rächen, dass man sich zwangsläufig fragt, was sie vom Fall auf die Dunkle Seite abhält. Als Einzelkämpferin ohne erkennbare Chance versucht sie sich in Guerilla-Taktiken, welche die Sith letzten Endes aber kaum zu stören scheinen. Interessant dabei ist, wie unterschiedliche Sith in ihren Territorien die Kontrolle bewahren.

Worum es geht

Der Roman führt die Hauptfigur Kerra Holt durch verschiedene Teile des Sith-Imperiums, von denen jeder von einem anderen Lord regiert wird, die nichts besseres zu tun haben, als sich gegenseitig das Leben schwer zu machen oder sich gleich mithilfe von Armeen abzumurksen. Oder zumindest scheint es, dass sie das versuchen – versuchen, denn am Ende gibt es ein Geheimnis zu entdecken, womit nicht einmal der versierteste „Star Wars“-Leser rechnet.

Alles beginnt im Gebiet von Daiman, der sein Volk durch einen Personenkult um sich herum gefügig hält. Während Kerra am Tag in einer seiner Waffenfabriken arbeitet, verübt sie nachts Anschläge auf seine Einrichtungen und versucht dabei das alles vor ihrem sullustanischen Vermieter Gub und seiner Nichte Tan geheim zu halten.

Über den Umweg einer Schlacht zwischen Daiman und dessen Bruder Odion, der wiederum mit einem Totenkult arbeitet, werden Kerra und Brigadier Rusher unfreiwillig Verbündete, als sie eine Horde Kinder vom Schlachtfeld bringen und sich Hals über Kopf auf den Weg machen, um ein neues Zuhause für eben diese Kinder, darunter Tan, zu finden.

Auf dem Planeten des Geschwisterpaars Quillan und Dromika wiederum, der zuerst wie ein Paradies scheint, wird einem gezeigt, dass manche Sith die Bevölkerung eines ganzen Planeten Kraft ihrer Gedanken unter Kontrolle halten können.

Die letzte Station des unfreiwilligen Paares Holt und Rusher führt sie ins Gebiet von Arkadia Calimondra. Während diese zuerst noch gönnerhaft scheint, hat natürlich auch sie Hintergedanken. Sie verlangt von Kerra einen Mord. Als Gegenleistung verspricht sie ein sicheres Refugium für die Kinder auf einer Welt, auf der jeder irgendwann eine neue Aufgabe bekommt, um das Volk davon abzuhalten, über so was wie Rebellion nachzudenken.

„Star Wars“ mal anders – und zu viel in einem Roman

„Knight Errant“ entspricht nicht dem klassischen „Star Wars“-Roman, auch wenn es schon zuvor einen Jedi allein gegen alle gab. Das größte Problem dieses Romans ist, dass die Schauplätze fast schon abrupt wechseln. Bevor man einen Gegner wirklich verstehen und ihn vielleicht hassen kann, steht schon der nächste Bösewicht auf der Matte.
Daiman und Odion, Quillan und Dromika, Arkadia Calimondra und am Ende noch Villa Calimondra – das geht fast zu schnell.

Anders verhält es sich mit den Figuren, mit denen sich der Leser identifizieren soll. Man lernt sie etwas besser kennen als die Bösewichte. Bei Kerra fällt das mit dem Identifizieren allerdings etwas schwer, da sie so überhaupt nicht dem entspricht, was man als konzeptionellen Jedi bezeichnen würde. Der Saboteur/Spion Narsk erhält auch etwas wenig Rampenlicht, aber man begreift schnell, was seine Motivation ist und dass nicht alles, was er seinem Auftraggeber sagt, zwingend das ist, was der Spion weiß. Ganz anders Rusher. Er ist der sympathischste Charakter des Romans. Ein Schlitzohr, Angeber, immer auf einen schnellen Credit aus und besorgt um seine Leute – die Ähnlichkeit zu einem gewissen Schmuggler kann kaum ungewollt sein. „Knight Errant“ hätte als Reihe besser funktioniert, mit mehr Zeit, in der man Kerra durch die verschiedenen Teile des Sith-Raumes begleitet. So bleibt immer das Gefühl, dass man durch die Handlung hetzt.

Fazit: „Knight Errant – Jägerin der Sith“ erzählt kaum eine neue Geschichte, bietet aber ein paar interessante Twists für das „Star Wars“-Universum, die man durchaus als neu bezeichnen kann. Kein Meisterstück und nichts für Luke-Skywalker-Fans, aber nicht so schlecht, um vollends davon abzuraten.


Star Wars: Knight Errant – Jägerin der Sith
Film/Serien-Roman
Timothy Zahn
Blanvalet 2012
ISBN: 978-3-442-26877-1
508 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 13,00

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