Star Wars: Feuerprobe

Ihre gemeinsamen Abenteuer begannen mit der Zerstörung des ersten Todessterns. Seitdem haben Luke Skywalker, Han Solo und Leia Organa-Solo viel erlebt. Aus dem Farmerjungen wurde ein Jedi-Großmeister, aus der Prinzessin eine Jedi-Meisterin und aus dem Schmuggler wurde … naja, der unangepassteste Mann-für-alle-Fälle, den die Neue Republik je gesehen hat. In „Feuerprobe“ gehen sie ein letztes Mal gemeinsam auf Abenteuer.

von Bernd Perplies

Es fällt etwas schwer, diesen Roman zu beurteilen. Es mag nicht der letzte Roman gewesen sein, den Del Rey herausgebracht hat, bevor Disney das bekannte Expanded Universe zur parallelen Realität erklärte (diese fragwürdige Ehre fällt „Honor Among Thieves“ zu). Es mag auch nicht das zeitlich letzte Kapitel des jetzt als „Star Wars Legends“ bezeichneten Erzähluniversums gewesen sein (die Comic-Reihe „Star Wars: Legacy“ von Dark Horse hat einen deutlich weiter in die Zukunft gerichteten Blick gewagt). Doch „Feuerprobe“, der jüngste „Star Wars“-Roman von Troy Denning, ist trotzdem etwas Besonderes, denn er erzählt das chronologisch letzte Abenteuer von Luke, Han und Leia vor dem „Ende“ des Expanded Universe, wie die Fans es bislang kannten.

Im Rückblick war es ein toller Trip. Was mit der klassischen Filmtrilogie begann, wurde fortgesetzt mit der „Entführung nach Dathomir“ (die mit Hans und Leias Hochzeit endete), dem mehrbändigen Kampf gegen Großadmiral Thrawn, dem Neuaufbau des Jedi-Ordens und der immer wiederkehrenden Gefahr durch verrückte Aggressoren – vom Hutten, über die Schwarze Flotte, bis hin zu Hans Cousin Thrackan Sal-Solo. Luke, Han, Leia und all die anderen Recken mussten sich gegen die Invasion der Yuuzhan Vong wehren, sich mit dem der dunklen Seite verfallenen Sohn von Han und Leia herumschlagen und mit der Rückkehr eines geheimen Stammes der Sith fertigwerden. 45 Jahre dauerte ihre Reise – jetzt soll es also in Rente gehen.

Das Thema „kleines Abenteuer als Absacker“ zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Nach den die Galaxis erschütternden Ereignissen der „Das Verhängnis der Jedi-Ritter“-Reihe fliegen Han und Leia in den Chiloon-Graben im Äußeren Rand, wo der unermüdliche Geschäftsmann Lando Calrissian ein Bergbauunternehmen betreibt. Weil Lando ja komplizierte Projekte liebt, ist die von einem gewaltigen Nebel ausgefüllte Raumregion, zwar entsprechend voll von rohstoffreichen Asteroiden, aber zugleich ein absoluter Navigationsalbtraum. Das Tagesgeschäft ist also hart, und durch Piratenangriffe wird es nicht besser. Auf Bitten von Lando wollen sich Han und Leia diesem zweiten Ärgernis annehmen – und geraten dabei prompt mit Mandalorianern und gezüchteten Kampfechsenmenschen aneinander.

Als Luke Skywalker Nachricht von ihnen erhält, entscheidet er sich, selbst eine Reise in die Ecke zu unternehmen, zumal in der Gegend auch einige seiner Jedi-Ritter nach dem geheimnisvollen Mortis-Monolithen suchen (einem ominösen Ort der Macht, der im Rahmen der dritten Staffel von „Star Wars: The Clone Wars“ eingeführt wurde und seitdem als zentrales Element des Macht-Mythos gilt). Luke findet heraus, dass zwei kriminelle Columi-Brüder – Marvid und Craitheus – hinter all dem Ärger stecken, den Lando gerade hat. Sie wollen nicht nur einen Rivalen ausbooten, sondern planen zudem, die mächtigsten Industriellen der gesamten Galaxis zu werden. Und sie beabsichtigen, sich eine Armee aus machtanwendenden Supersoldaten zu züchten. Typische wahnsinnig geniale Superbösewichte.

Dem Abenteuer, das Troy Denning daraus spinnt, kann man an sich nicht viel vorwerfen. Es ist ein kleiner, lokaler Konflikt, der Dank Raumkämpfen, Sabacc-Spielen, Mandalorianern und einer eigenbrötlerischen Sith-Attentäterin (man kennt sie aus allen Epochen) merklich „Star Wars“-Flair versprüht. Das lässt sich gut lesen, und mithilfe von ein paar Tricks gelingt es Denning auch, selbst berühmte Veteranen wie Luke, Han und Leia immer wieder in die Klemme zu bringen. Gelegentlich geht er dabei allerdings sehr ruppig mit seinen Helden um. Das ist mir auch schon in früheren Denning-Büchern aufgefallen. Selten finden sich in „Star Wars“-Büchern so brutale Szenen wie bei ihm.

Dennoch leidet „Feuerprobe“ unter zwei Problemen. Das erste ist sicherlich, dass der Konflikt einfach zu klein ist. Es werden zwar galaktische Konsequenzen behauptet, sollten die Helden scheitern, doch letzten Endes bewegt sich der Roman nicht aus dem Chiloon-Graben heraus. Das ganze Abenteuer findet sozusagen „in der Nachbarschaft“ irgendwo im Äußeren Rand statt – mit keinerlei tatsächlich erkennbaren Folgen für die Galaxis. Episch ist was anderes. Und das ist das zweite Problem, für das Denning allerdings wohl eher nichts kann: Als Abschlussroman der Chronik des Expanded Universe bietet „Feuerprobe“ einfach zu wenig. Wo sind die Kampfpiloten in ihren ikonischen Maschinen? Wo die Großraumschiffe? Wo die exotischen Welten? Und vor allem: Wo ist das Imperium? (Und sei es der klägliche Rest?) Der Franchise-offene Fan möge den Roman mal mit dem sechsten „Star Trek“-Film, „Das unentdeckte Land“, vergleichen. Der macht vor, wie Legenden würdig in den Ruhestand gehen.

Andererseits ist „Feuerprobe“ vielleicht genau das Ende, das das alte „Expanded Universe“ verdient hat, das sich schon seit Jahren in seiner Haupterzählung primär um Jedi und Sith dreht. Was das klassische „Star Wars“ mal war, ist schon lange nicht mehr. Und so dreht sich womöglich folgerichtig am Ende noch mal alles um die Geheimnisse der Macht, um pervertierte Machtanwender, Sith im Exil und ein paar alte Helden, die in einem geradezu esoterisch anmutenden Finale erkennen, dass ihre Zeit gekommen ist und sie sich von der galaktischen Bühne zurückziehen sollten. Es ist ein fast kleiner und leiser Abgang, von der Galaxis unbemerkt. Kein Paukenschlag, wie man ihn sich vielleicht gewünscht hätte.

Fazit: „Feuerprobe“ erzählt das letzte Abenteuer von Luke Skywalker, Han Solo und Leia Organa-Solo. Sterben muss zwar keiner, aber es wird ganz offen vom Rückzug aus dem galaktischen Geschehen gesprochen. Denning selbst beschrieb die Handlung in einem Interview als „Last Hurrah“ der drei alten Recken und als Roman, in dem die alte Generation die Fackel an die neue weiterreicht. Seit Disney das alte EU offiziell beendet hat, ist der Roman mehr denn je das Ende einer Ära. Als Einzelband mag er recht unterhaltsam sein und er baut auch auf spirituellen Themen auf, die in der „Das Verhängnis der Jedi-Ritter“-Reihe aufgebracht wurden. Doch als Abschlussband des Lebenslaufs von Luke, Han, Leia und all den anderen Helden und Schurken der „Star Wars“-Galaxis vermag er nicht ganz zu befriedigen. Zu klein ist der Konflikt und zu viele namhafte Figuren spielen keine Rolle. Das Abschlussbild mit allen Helden, bevor der Vorhang fällt und die Abspannmusik einsetzt, fehlt hier.


Star Wars: Feuerprobe
Film/Serien-Roman
Troy Denning
blanvalet 2014
ISBN: 978-3-442-26958-7
480 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 13,00

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