von Frank Stein
So spektakulär liest sich der Klappentext des siebten „Star Wars Essentials“-Comic-Bandes, der den zweiten Teil von Timothy Zahns „Thrawn“-Trilogie von der Romanform in die Bildersprache übersetzt. Dem wäre wenig hinzuzufügen – außer, dass der dunkle Jedi Joruus und nicht Jorus, wie dort angegeben, heißt, denn der Bursche mit dem einen „u“ im Namen war sein Klonspender und – im Gegensatz zu seinem wahnsinnigen Klon – ein ganz anständiger Kerl. Aber das sind Details, über die der kundige Fan gefliessentlich hinwegblickt.
Da sich diese Rezension aber auch an unkundige Fans richtet, sei es allerdings noch einmal betont: Er heißt Joruus. Ganz wichtig. Des Weiteren sollen besagte unkundige Fans auch als Entschuldigung herhalten, noch ein paar Sätze zum Inhalt zu verlieren – den jeder, der sich auch nur ansatzweise mit der Expanded Universe der „Star Wars“-Saga beschäftigt hat, eigentlich kennen sollte. (Wobei einen die Erinnerung trügt, wie ich feststellen musste, nachdem ich sechzehn Jahre nach Lektüre des Zahn-Romans in den Comic hineinschmökerte.)
Der MacGuffin des auf 156 Seiten forterzählten Zwists zwischen dem blauhäutigen Großadmiral Thrawn und den Helden der Neuen Republik ist die so genannte Katana-Flotte, eine Armada von Dreadnaughts, die zehn Jahre vor den Klonkriegen während des Test eines neuartigen Autopilotensystems einfach so im Hyperraum verschwand. (Der Arbeitsvertrag der Entwickler wurde nicht verlängert.) Wer diese 200 Schiffe als erster findet, könnte den entscheidenden Trumpf in dem brodelnden Konflikt in den Händen halten. Kaum verwunderlich kommt es daher zu einem Wettrennen zwischen Thrawn und der Neuen Republik, wobei auch noch der alte Schurke Talon Karrde samt seiner geschmeidigen Mitarbeiterin Mara Jade seine Finger im Spiel hat.
Auch an den persönlichen Fronten tut sich einiges. Luke versucht mehr über den seltsamen Jedi-Meister Jorus C'Baoth herauszufinden (nein, er weiß noch nichts davon, dass es sich um einen Klon mit zwei „u“ im Namen handelt). Leia möchte derweil die vom Imperium missbrauchten Noghri auf ihre Seite ziehen – ein gefährliches Unterfangen, stand sie doch auf Geheiß von Thrawn bis vor Kurzem noch auf der Abschussliste der grauhäutigen Jägerspezies. Han und Lando machen sich schließlich auf, Licht ins Dunkel der Vergangenheit des bothanischen Ratsmitgliedes und Unruhestifters Borsk Fey'lya zu bringen. Denn es stellt sich die Frage: Ist dieser nur zum Spaß so ein Mistkerl oder arbeitet er vielleicht für die Gegenseite? Dabei treffen die beiden auf den ehemaligen corellianischen Senator Garm Bel Iblis, der im Laufe der Jahre zu einer bedeutenden Figur des Expanded Universe aufgestiegen ist – und auch was zur Katana-Flotte zu sagen hat.
Die Illustrationen stammen diesmal aus der Feder von Terry Dodson und gefallen durch ihren naturalistischeren Look. Im Gegensatz zum ersten Band der Trilogie („Star Wars Essentials 3“), der die Figuren sehr abstrahiert darbot, sodass man sie losgelöst von der Handlung kaum erkannt hätte, werden hier gelungene Porträts der bekannten Helden und Schurken präsentiert, sodass dieser Comic optisch nochmal eine Verbesserung zum Vorgänger darstellt.
Wenn man der Geschichte etwas vorwerfen will, dann bleibt nur anzuführen, dass hier eine sehr weit verzweigte Parallelhandlung auf vergleichsweise wenig Raum erzählt werden muss. Wie schon im ersten Roman neigte Zahn auch im zweiten dazu, viele Dinge gleichzeitig beziehungsweise nebeneinander passieren zu lassen. Außerdem sind seine Helden ständig unterwegs, springen von Planeten zu Planeten, von abenteuerlicher Episode zu abenteuerlicher Episode. Das hat im Comic zur Folge, dass man sehr genau aufpassen muss, worum es in den manchmal nur zwei Seiten langen Szenen gerade geht, ansonsten verliert man den Überblick über die Handlung. Und vergisst nachher noch, dass Jorus eigentlich Joruus heißt.
Fazit: Wie schon sein Vorgängerband, ist „Die Dunkle Seite der Macht“ nicht nur als Roman ein Klassiker der „Star Wars“-Literatur, sondern auch als Comic ein höchst lesenswertes Vergnügen. Die Story ist stellenweise zwar sehr dicht gepackt (was einerseits gut ist, andererseits ein genaues Lesen erfordert). Dafür erfreuen stimmungsvolle Illustrationen das Herz des Fans. Für alle Nostalgiker unter uns, denen das Universum am Besten gefiel, als es noch nicht von Lichtschwertschwingern überlaufen war, ein Leckerbissen – und für ein Einsteiger in die Materie ein kleines Stück Geschichtsunterricht in Sachen Expanded Universe.
Star Wars Essentials 7: Die Dunkle Seite der Macht
Comic
Mike Baron, Terry Dodson, Kevin Nowlan
Panini 2009
ISBN: 3866077815
156 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95
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