Star Wars Essentials 6: Jedi Chroniken – Die Lords der Sith

Bis Mitte der 1990er war die Geschichte des Jedi-Ordens ein großes Geheimnis gewesen. Man wusste nur, dass sie furchtbar weit in die Vergangenheit zurückreichte und vom Konflikt der ominösen Sith gegen die früher wohl sehr zahlreichen Jedi-Ritter geprägt gewesen war. Dann kamen Tom Veitch und Kevin J. Anderson und begannen mit der Comic-Reihe „Tales of the Jedi“ von uralten Konflikten, 4000 Jahre vor den Abenteuern von Luke Skywalker und seinen Freunden, zu erzählen. Zu Recht werden diese Legenden in der „Star Wars Essentials“-Reihe von Panini Comics jetzt sukzessive nachgedruckt.

von Kurt Wagner

 

Mit den „Tales of the Jedi“ – oder zu gut deutsch: den „Jedi-Chroniken“ – wurde seinerzeit ein Fundament gelegt, auf das im Expanded Universe noch heute aufgebaut wird. Dem vorliegenden Sammelband „Die Lords der Sith“, der die amerikanischen Einzelausgaben „Dark Lords of the Sith #1-6“ in sich vereint, kommt dabei eine zentrale Rolle zu, denn hier wird die Geschichte von Exar Kun erzählt, mit dessen Geist sich Luke Skywalker 4000 Jahre später in Kevin J. Andersons „Jedi Academy“-Romantrilogie herumschlagen sollte (wie man sieht, gab es bei „Star Wars“ auch bereits vor „Shadows of the Empire“ clevere Verweisgeflechte zwischen verschiedenen Medien, wie hier Comic und Roman).

Der Band knüpft dabei nahtlos an die Ereignisse des vorigen „Star Wars Essential“-Bandes an („Jedi-Chroniken: Das Geheimnis der Jedi-Ritter“), fügt diesem aber eine weitere Ebene an Dramatik hinzu. Standen zuvor die Abenteuer der Jedi-Brüder Cay und Ulic Qel-Droma sowie der widerwilligen Ritterin Nomi Sunrider im Vordergrund, die auf dem Planeten Onderon gegen die Anhänger des vor Urzeiten auf dieser Welt verstorbenen Sith-Lords Freedon Nadd kämpften, verschiebt sich der Konflikt jetzt ins Kaiser-Teta-System, das durch die beiden jungen Aristokraten Satal Keto und Aleema unterworfen wurde, nachdem sie durch den Geist Freedon Nadds in die Lehren der Sith eingeführt wurden.

Die beiden Geschwister sind jedoch nur Marionetten der Sith-Geister, die in den Katakomben des unheiligen Planeten Korriban seit Äonen ruhen und darauf warten, dass die Macht der Sith einmal mehr in der Galaxis erstarken möge. Tatsächlich befindet sich der junge, zornige und allzu neugierige Exar Kun in ihrem Blick, ebenso wie der sich selbst überschätzende Ulic Qel-Droma, der die Dunkle Seite der Macht herausfordert, in dem Glauben, sie von innen besiegen zu können (wir kennen ähnliche Bestrebungen von Luke Skywalker aus dem Comic „Das dunkle Imperium“ – die auch beinahe schief gegangen wären …). Der langsame, aber beständige Fall der beiden Männer, wie auch der verzweifelte Versuch von Ulics Freunden, diesen aufzuhalten, bilden die Handlung von „Die Lords der Sith“.

Mehr noch als im Vorgängerband beherrschen die Machtanwender die Handlung des Comics. Man erhält Einblicke in die Philosophie der Jedi und die Ränkespiele der Sith, und mit jeder Seite hat man das Gefühl, einem uralten Heldenepos auf der Spur zu sein. Interessant ist vor allem der Abstecher Exar Kuns nach Yavin IV, der einigen Einblick in die Vergangenheit dieser Welt bietet, auf der sich die Rebellen tausende von Jahren später vor dem Imperium verstecken sollten. So wird mehr über die Herkunft der geheimnisvollen Massassi-Ruinen verraten, ebenso wird das Volk als Dienerrasse der Sith eingeführt.

Optisch entspricht der Comic praktisch exakt seinem Vorgängerband. Der Stil ist eher minimalistisch und konzentriert sich auf die Figuren, während der Hintergrund oft aus wenig detaillierten Landschaften besteht oder aber nur aus Farbflächen. Dem aktuellen Standard bei „Star Wars“-Comics kommt das nicht nahe. Dennoch hat die schlichte Optik ihren ganz eigenen Reiz, denn nach wie vor sorgt das mittelalterliche Flair, das dadurch evoziert wird, recht gut dafür, dass man sich in eine frühere „Star Wars“-Epoche versetzt fühlt. Angenehmerweise wurde diesmal eine einheitliche Linie beibehalten, sodass der Comic eine visuelle Geschlossenheit bietet.

Fazit: Ich kann mich nur wiederholen: Wer auf Imperiale und Schmuggler steht, sollte um „Die Lords der Sith“ einen Bogen machen, denn hier wird allein Jedi-Historie erzählt, die 4000 Jahre vor der Zeitschiene der klassischen Filmtrilogie angesiedelt ist. Allen, die sich für die Frühzeit der Jedi und der Sith interessieren, bietet dieser Band jedoch eine gute Mischung aus Lichtschwert-Action, epischer Tragik und Jedi-Weisheiten.


Star Wars Essentials 6: Jedi-Chroniken – Die Lords der Sith
Comic
Tom Veitch, Kevin J. Anderson, Chris Gossett u. a.
Panini Comics 2008
ISBN: 978-3-86607-565-8
164 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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